Samstag, 18. November 2017

#digina17 und die Zunkunft der Friedhöfe

Grabstätte Mackentum, Ohlsdorf
(Foto Leisner 1993)
Die digina, die gerade in München stattgefunden hat, ist eine Konferenz, in der es um das digitale Leben und speziell um den digitalen Nachlass und das digitale Nachleben geht; besonders um die Frage, wie man seine Daten organisiert, schützt, regelt und weitergibt. Das ist natürlich ein Thema, dass jeden angeht, der oder die das Internet nutzt und dort bewusst oder unbewusst Spuren hinterlässt. Doch inwieweit geht es auch Friedhofsfreunde an, die sich für historische Friedhöfe einsetzen?

Offenbar ist der Tod und sind die Friedhöfe inzwischen wieder mitten in der Gesellschaft angekommen. Die Verbindung zu historischen Friedhöfen und zu dort bestatteten bekannten Persönlichkeiten gilt anscheinend sogar als geschäftsfördernd - zumindest im virtuellen Bereich. So kommt die Seite friedhofguide.de/ sowohl mit ihrem Namen wie mit ihrer Startseite als Führer über deutsche Friedhöfe daher und springt damit auf den wachsenden Trend auf, historische Friedhöfe als touristische Ziele zu besuchen. Tatsächlich steht als Geschäftsmodell hinter dieser Seite aber ein viel breiteres virtuelles Dienstleistungsangebot. Es wendet sich sowohl an Friedhofsverwaltungen, Bestatter und andere Berufe, die mit dem Friedhof in Verbindung stehen, wie an Trauernde.

Erstere sollen über dieses Portal virtuelle Friedhofsrundgänge erstellen und damit auf ihre Geschichte und die historischen Persönlichkeiten, die dort bestattet sind, hinweisen. Bestatter sollen ihre Dienstleistungen um digitale Angebote erweitern können - z.B. indem sie Digitale Gedenkseiten für Hinterbliebene anbieten und Führer, die per Smartphone und GPS-Koordinaten Trauernde zum realen Grab bringen und mit Informationen darüber versorgen (sozusagen die neue "Digitale Grabpflege"!). Trauernden wird angeboten, die Erinnerung an Verstorbene dadurch lebendig zu erhalten, dass sie über das Portal die Friedhöfe mit ihren Gräbern, auf denen ihre Angehörigen beigesetzt sind, digitalisieren und virtuell miteinander verbinden. (Hier stehen mehr Infos zu dieser Website!)

Werden wir in Zukunft also nur noch virtuell Friedhöfe besuchen? Das ist nicht zu erwarten, obwohl es tatsächlich schon viele Angebote gibt, am Computer historische Friedhöfe zu entdecken oder sich mit Hilfe des Smartphones über ihre verschlungenen Pfade zu Grabmälern bedeutender Persönlichkeiten führen zu lassen (siehe meinen nicht gehaltenen Vortrag in der Schwabenakademie Irsee). Gerade ist eine solche App auch für den Ohlsdorfer Friedhof auf den Markt gekommen.

Solche neuen Angebote machen aber auch klar, dass Start-ups in den Startlöchern stehen um nun auch die Realität des Todes mit seinen vielfältigen Facetten in der virtuellen Welt abzubilden und daraus neue Verdienstmöglichkeiten zu generieren. Verwaltungen von historischen Friedhöfe sollten sich überlegen, ob sie nicht lieber selbst endlich damit beginnen, den Hinterbliebenen und damit ihren eigenen Kunden virtuelle Angebote zu machen, anstatt diese Möglichkeit an andere zu verschenken.