Sörries, Stirbt der Friedhof? Fachhochschulverlag |
In dieser Schrift geht Sörries daran, die Ursachen des von ihm antizipierten „Friedhofssterbens“ zu diagnostizieren. Rhetorisch fragt er in den Überschriften seiner Kapitel, ob es an Krankheit oder einem Unfall liegt, ob die Klimaveränderung schuld ist oder ein gewaltsamer Tod bevorsteht, ob die Umstände einfach nur so sind, ob es vielleicht sogar an der eigenen Unachtsamkeit liegt oder ob eventuell doch Rufmord am Friedhof begangen wird. Er erläutert kurz die Geschichte des „Kranken“ von der Verlegung der Bestattungsplätze seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, über die Einführung der Feuerbestattung, die Friedhofsreform und die Veränderungen nach dem 2. Weltkrieg, als sich die Anonyme Bestattung durchzusetzen begann bis zum heutigen „Krankheitsbazillus“ in Form der Naturbestattung und anderer alternativer Bestattungsformen, die er ja gerade in seinem letzten Buch öffentlichkeitswirksam beschrieben hat.
Sörries macht dabei die - eigentlich ja wohl gesamtgesellschaftliche - Liberalisierung als gravierendes Krankheitsbild aus und beschreibt sie als Eiterblase, die mit der Aufhebung des Friedhofszwangs geplatzt sei. Die Heilungschancen gehen seiner Meinung nach gegen null (S.21). Allerdings widerspricht er seiner frühen Diagnose nach der ausführlichen Darlegung weiterer Gründe für das Sterben der Friedhöfe, wenn er am Schluss schreibt (S. 96): „Es mag schon sein, dass der Friedhof das eine oder andere Wehwehchen hat, doch die bringen ihn nicht um“ und das Fazit zieht, dass der Friedhof mehr von Trauer verstehen sollte.