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Sonntag, 25. Mai 2025

Farbe auf dem Friedhof II

Im Oktober letzten Jahres habe ich hier schon etwas zum Thema Farbe auf dem Friedhof gepostet. Inzwischen habe ich dazu in der Friedhofkultur (Mai/ Juni 2025, S. 26-28) einen längeren Beitrag veröffentlicht. Weil dort aber nicht alle Fotos untergekommen sind, die eigentlich dazu gehören. Stelle ich den Text und alle Bilder hier noch einmal ein:

Farbe auf dem Friedhof

Schwarz gilt spätestens seit dem 19. Jahrhundert in Europa als die Farbe des Todes und der Trauer. Nicht nur die bürgerliche Trauerkleidung musste schwarz sein, auch auf den neuen parkartigen Friedhöfen wurden mit Vorliebe tiefschwarz polierte Grabmale aufgestellt, sofern man nicht den weiß leuchtenden italienischen Carrara-Marmor für Skulpturen und Reliefs wählte. Wenn das Geld für so kostbare Gesteine nicht ausreichte, so erhielten kleinere Grabmale wenigstens tiefschwarz eingefärbte Glasplatten als Träger von bildlichen Symbolen und Inschriften.
 

Schwarz-Schwedischer Obelisk, Buschey-Friedhof, Hagen
 
Trauernde aus weißem Marmor, Grabmal Dralle von Hans Damman 1913, Ohlsdorfer Friedhof Hamburg

Schwarze Glasplatte mit Engelsfigur, Grabstätte Roosen, Ohlsdorfer Friedhof Hamburg
Dass Grabmale in früheren Zeiten farbig gefasst sein konnten, war in dieser Zeit weitgehend in Vergessenheit geraten. Tatsächlich aber wurden in Deutschland schon in der Römerzeit bunte Grabsteine aufgestellt. Im Jahr 1834 wurde im Landkreis Mainz-Bingen ein Grabmal aus der Zeit der römischen Besatzung gefunden, dessen Farbfassung fast vollständig erhalten war. Aufgestellt worden war es für den Kelten Silius, der als Soldat gedient hatte. Dank eines zeitgenössischen Aquarells ist die Farbigkeit gut dokumentiert, während das Grabmal heute aufgrund von Wind und Wetter nur noch die Steinansicht zeigt. An vielen weiteren Grabmalen aus dieser Zeit sind Farbreste festgestellt worden bzw. historisch überliefert. Dementsprechend wurde auch die Nachbildung der Stele für den römischen Offizier Marcus Caelius im Römermuseum Xanten farbig gefasst.

Sonntag, 4. Mai 2025

Kulturen der Trauer und des Todes - eine Tagung in Hamburg

"Kulturen der Trauer und des Todes in Geschichte, Gegenwart und Zukunft" war die Tagung im berühmten Aby-Warburg-Haus überschrieben, die vom 28. Februar und 1. März dieses Jahres stattfand. Geleitet wurde sie von PD Dr. Thorsten Benkel vom Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Passau und Prof. Dr. Norbert Fischer vom Institut für Empirische Kulturwissenschaft an der Hamburger Universität. 

Im Begleittext zum Programm heißt es, dass der gesellschaftliche Umgang mit Sterben und Tod als klassischer Bezugspunkt gilt, um die Entstehung und Bedeutung kultureller Praktiken nachzuvollziehen. Dabei handele es sich einerseits um einen hochspezifischen und überdies krisenhaften Handlungskontext und andererseits gäben die Verhaltensweisen im Kontext des Lebensendes Auskunft über die vorherrschenden kulturellen Muster. Damit seien an ihnen auch, und gerade, Informationen zur Lebensführung und zu sozialen Veränderungen ablesbar. 

Erinnerungsmal für Seebestattete, Struckanungshörn auf Nordstrand (Foto Leisner 2025)
Die Veranstaltung war zugleich Jahrestagung 2025 des "Arbeitskreises Thanatologie" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. 

Das Vortragsprogramm begann nach der Begrüßung mit Norbert Fischer, der den Titel "Lost at Sea? Über Seebestattung und neue Trauerkultur" gewählt hatte. Er stellte die Veränderungen der Geschichte der Seebestattung vor, die in Form von Urnenbestattungen in Norddeutschland inzwischen eine beliebte Beisetzungsart ist. Durch den Umstand, dass der Beisetzungsort dabei nicht zugleich wie das Grab an Land ein leicht aufzusuchender Gedenkort ist, hat sich in den letzten Jahren eine Veränderung der räumlichen Muster entwickelt, bei der neuartige Erinnerungsorte entlang der Küsten entstanden sind. 

Freitag, 2. Mai 2025

Zwei Friedhofsjubiläen in Bremen

Mausoleum Schmiedell, Riensberger Friedhof (QuelleVon Joern M - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,)
Die beiden Bremer Friedhöfe Riensberg und Walle  feiern in diesem Jahr kurz hintereinander ihr 150-jähriges Bestehen. Der Umweltbetrieb Bremen (UBB) lädt für Riensberg am 10.  und für Walle am 17. Mai 2025 jeweils zu einer Jubiläumsveranstaltung ein. 

In Riensberg gibt es als Festveranstaltung am Nachmittag Kurzvorträge und Reden in der Kapelle und dazu ein kreatives Begleitprogramm für Groß und Klein, bei dem Steinmetze, Gärtnereien und andere Ausstellende ein buntes, Mitmach-Programm anbieten. Außerdem kann man an Friedhofsführungen teilnehmen. Es gibt dabei sowohl berührende Geschichten und Poesie, aber man kann auch auf einer vogelkundlichen Führung die vielen kleinen Sänger auf dem Friedhof kennen lernen. Abends findet dann ein Cellokonzert mit Lesung in der Kapelle statt. Dort hat außerdem die Kunstinstallation TRANSITUM von Anke Bär und Beate C. Koehler Raum gefunden und es gibt eine Ausstellung zum Kolumbarium, das heute als edle Begräbnisstätte dient. Zudem kann man am "Baum der Hoffnung" einer frisch gepflanzten jungen Eiche Wünsche für die Zukunft anvertrauen und es gibt einen Treffpunkt mit Café - Bereich. Musikalisch wird der Tag von der Flötistin Jette Beyer begleitet.
Als eine weitere Veranstaltung im Rahmen des Jubiläums ist zur Zeit auf der Website des Umweltbetriebs Bremen eine Führung zum Thema "Bremer Frauen" am 11. Juni angekündigt. 

Eine Woche später am 17. Mai beginnt das Jubiläumsprogramm in Walle ebenfalls am Nachmittag mit Kurzvorträgen und Reden in der Kapelle und mit dem schon bekannten kreativen Begleitprogramm, sowie thematisch gleichen Führungen. Zu den das Thema "3 Stationen bewegte Leben" hinzukommt, zu drei Stätten, die vom Mut, dem Kampf um soziale Gerechtigkeit und vom Überleben in Gewalt und Verfolgung erzählen. Abends dann gibt es ein Konzert mit meditativen Klänge mit orientalischen Einflüssen. Auch der Baum der Hoffnung findet sich auf diesem Friedhof wieder, ebenso wie das Café und die musikalische Flötenbegleitung. 

Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums sind eine Mausoleumsführung am 1. Juli und eine Führung zu Grabstätten von Bremer Frauenrechtlerinnen am 21.9. Auch hier werden möglicherweise weitere Programmpunkte noch später angeboten, die dann von der Website abgerufen werden können.

Wiener Abschiedskultur - Tradition trifft Zukunft

Pressemitteilung:

Von 10. bis 17. Mai 2025 laden die Bestattung Wien und Friedhöfe Wien im Rahmen der Schwerpunktwoche „Wiener Abschiedskultur. Tradition trifft Zukunft.“ zu einem vielfältigen Programm ein. Mit dieser Schwerpunktwoche wollen sie Einblick in jene Bereiche ihrer
Arbeit geben, die über das Offensichtliche hinausgehen. 

Im Mittelpunkt einer Reihe von kostenlosen
Veranstaltungen stehen Themen wie Vorsorge, Nachhaltigkeit, Biodiversität, Trauerarbeit,
neue Bestattungsformen sowie der Einsatz digitaler Technologien im Umgang mit Tod und
Erinnerung. „Friedhöfe sind mehr als eine Begräbnisstätte. Sie sind Orte der Begegnung, der
Erinnerungskultur und der ökologischen Vielfalt. Mit der Schwerpunktwoche möchten wir
zeigen, welche zentrale Rolle Bestattungswesen und Friedhöfe heute in einer modernen
Stadtgesellschaft einnehmen – als kulturelle, soziale und ökologische Akteure, die weit über
ihre traditionellen Aufgaben hinauswirken“, so Renate Niklas, Geschäftsführerin der
Friedhöfe Wien GmbH.