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Mittwoch, 15. Dezember 2021

Das Symposium zur Friedhofsreformbewegung in Dresden 2021

Heute kam die neue Ausgabe der Zeitschrift Friedhof und Denkmal ( 4/2021) bei mir an. Ein Schwerpunkt der Ausgabe liegt auf dem Symposium zur Friedhofsreformbewegung, zu dem die ARGE aus Anlass des 100. Jahrestages ihrer Gründung am 16.10.2021 nach Dresden eingeladen hatte. Von mir ist darin ein Symposiumsbericht zu lesen, der auf den Videos der Tagungsvorträge beruht. Zugleich sind auch vier Beiträge der Tagung in diesem Heft publiziert, nämlich Norbert Fischer "100 Jahre Friedhofs- und Grabmalreform" und "Über die Feuerbestattung in Österreich als Reformprojekt von Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie", Gerold Eppler "Waldo Wenzel. Die Friedhofsreform zwischen den beiden Weltkriegen" und Julie Rugg, "Rasenfriedhöfe und die 'Demokratisierung' des Todes in Großbritannien". 
 
Mein eigener Text folgt hier leicht gekürzt: Bei dem Symposium ging es um die Friedhofsreformbewegung im europäischen Kontext. Die Wahl auf Dresden als Tagungsort war natürlich deshalb gefallen, weil die Vorgängerorganisation der Arbeitsgemeinschaft, der Reichsausschuss Friedhof und Denkmal, dort am 15. Oktober 1921 ihre erste Sitzung abhielt. Bereits 1996 hatte sich die Arbeitsgemeinschaft intensiv mit der Friedhofsreform bewegung befasst. Damals hatte Gerold Eppler erstmals die Rolle näher beleuchtet, die Waldo Wenzel (* 12. November 1879 in San Fernando, Chile, † 24. November 1952 in Dresden) im Nationalsozialismus gespielt hatte.

Bei seiner Begrüßung ging Dirk Pörschmann, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. und Direktor des Zentralinstituts und Museums für Sepukralkultur, darauf ein, dass die Arbeitsgemeinschaft sich schon relativ früh um die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit gekümmert habe. Gleichzeitig legte er dar, wie sich das Tätigkeitsfeld der ARGE inzwischen gewandelt habe, da die Bedürfnisse der der Angehörigen und Trauernden, immer mehr Gewicht erhalten und zu Veränderungen der Sepulkralkultur führen. Die Vorträge begannen mit einem erneuerten Blick von Gerold Eppler auf die prägende Persönlichkeit Waldo Wenzels und seiner Anhänger. Norbert Fischer weitete die Sicht auf das Nachbarland Österreich, bevor Guus Sluiter die moderne Entwicklung der Friedhofs- und Bestattungskultur in den Niederlanden vorstellte. Da die geplante Internetschaltung zu Julie Rugg nach England nicht möglich war, gab Norbert Fischer in Kurzform eine Vorstellung von ihrer Forschung zur Friedhofsreform in England. Den Schluss bildete die kenntnisreiche Betrachtung des Tolke witzer Krematoriums von Fritz Schumacher durch Ulrich Hübner.

Gerold Eppler ging in seinem Vortrag von den Reformbestrebungen Hans Grässls in München aus und zeigte auf, dass Waldo Wenzel die Traditionslinie dieser ersten rigorosen Bestimmungen zur Friedhofsgestaltung konsequent fortsetzte. Die entsprechenden Impulse des Reichsausschusses reichen weit in die Nachkriegszeit hinein. So wurde die während des Nationalsozialismus durchgesetzte „Reichsmusterfriedhofsordnung“ mit ihren teilweise rigiden Richtlinien zur Grabmalgestaltung von Wenzels Nachfolger, dem Begründer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal Werner Lindner (1883 – 1964), weiterhin propagiert und blieb bis in die 1960er Jahre unverändert gültig.

Gerold Epplers zeigte auf, dass Waldo Wenzel sich selbst dann nicht vom Nationalsozialismus abwandte, als er direkt am Ort eines schweren Verbrechens tätig war: 1941 leitete er den Umbau der „Landesheil- und Pflegeanstalt“ auf dem Sonnenstein in Pirna zur ersten Reichsverwaltungsschule. Dort waren bis dahin körperlich und geistig behinderte Menschen, sowie Häftlinge aus Konzentrationslagern im Rahmen der Aktion T4 systematisch ermordet worden.

Diese Verstrickung darf aber nicht die Ideen der Reformbewegung in allen ihren Facetten diskreditieren. In der anschließenden Diskussion machte Norbert Fischer deutlich, dass es sich in gewisser Weise um eine typisch deutsche Biografie handelt, die nach 1945 ungebrochen fortgesetzt werden konnte. Dirk Pörschmann wies darauf hin, dass die Reformbewegung in einer Zeit entstand, in der das Individuum noch keine so große Rolle spielte wie heute und man der Meinung war, dass es nicht in der Lage sei weitreichende Entscheidungen zu treffen. Deshalb hielt man es für angemessen Entscheidungen von außen zu lenken. Allerdings fügte er hinzu, dass Geschmackserziehung nicht funktioniert und die Reformbestrebungen als gescheitert anzusehen sind. Die Frage, warum es so lange gedauert hat, bis in der Arbeitsgemeinschaft die Ideen der Reformbewegung nicht mehr vertreten wurden, beantwortete Gerold Eppler mit dem Hinweis auf die Zielgruppe und erläuterte, dass besonders die Handwerker ab 1954 durch den Vorsitzenden Hans-Kurth Boehlke Anerkennung und Heimat in der Arbeitsgemeinschaft gefunden hätten, wobei die nationalsozialistische Vergangenheit nicht nur in Kassel „kollektiv beschwiegen“ wurde.

Dienstag, 7. Dezember 2021

Grüfte und Mumien - Band 66 der Zeitschrift "Das Alterum"

Der Band 66/1 der Zeitschrift das Altertum widmet sich ausführlich dem Thema Gruft verbunden mit der darin stattfindenden Mumifizierung von Leichen. Die Hauptautoren dieses Bandes sind die beiden Gruftforscher*innen Regina und Andreas Ströbl. Sie stellen in ihrer Einführung den Gruselfaktor der Ausstellung von Mumien ethischen Überlegungen gegenüber. Die folgenden Beiträge spannen einen Bogen von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert. Bei der Frage nach der der Technik von Konservierungsmethoden wird zugleich auch ihr Zweck untersucht. Zudem geht es um den Umgang mit Grablegen, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten interdisziplinär erforscht und restauriert wurden, wobei in diesem Heft erstmalig neue Ergebnisse dieser Forschung vorgestellt werden und besondere Einblicke in das Leben der Menschen früherer Epochen und in ihre ganz individuellen Geschichten möglich werden.
Der Einstieg in das Thema wird mit einer Annäherung an Gruften als Phänomene der Bestattungskultur und der Frage, ob es eine Tradition der bewussten Mumifizierung im christlichen Europa gibt, ermöglicht. Darauf folgt ein Beitrag von Johanna Preuß-Wössner u.a. über die abschließende Klärung der Todesursache des Prinzen Adolf aus der Schleswiger Fürstengruft der Herzöge zu Schleswig-Holstein-Gottorf. Bettina Jungklaus stellt die Ergebnisse von osteoanthropologischen Analysen an den sterblichen Überresten von Bestatteten aus der „Unteren Fürstengruft“ im Schleswiger Dom vor. Danach widmen sich die Ströbls der weltberühmten, aber kaum erforschten Catacombe dei Cappuccini in Palermo und stellen zum Schluss Aspekte zur Leichenkonservierung in der Frühen Neuzeit zur Diskussion. Damit ermöglicht dieser Band einen guten Überblick über die zeitgenössische Gruftforschung und ihre interessanten Ergebnisse. 

Hier das Inhaltsverzeichnis: 

Regina und Andreas Ströbl, Zum Geleit: Mumien und Grüfte – Faszination ohne Gruselfaktor 

Regina und Andreas Ströbl, Warum Familiengrüfte? – Annäherung an ein Phänomen der Bestattungskultur 

Regina und Andreas Ströbl, „...und werde in meinem Fleisch Gott sehen“ – der Leib im christlichen Grab 

Johanna Preuß-Wössner, Fürstlicher Besuch im CT – Klärung der Todesursache bei u.a. einer Mumie durch Bildgebung 

Bettina Jungklaus „Das Leben ist nur ein Moment, der Tod ist auch nur einer.“ Ergebnisse der osteoanthropologischen Analysen an den sterblichen Überresten der Bestatteten aus der „Unteren
Fürstengruft“ im Schleswiger Dom 

Regina und Andreas Ströbl, Weltberühmt und kaum erforscht – Die Catacombe dei Cappuccini in Palermo 

Regina und Andreas Ströbl, „...wie man die verstorbene Leichnam und Todten Cörper einwürtzen und Balsamieren soll“ – Aspekte zur Leichenkonservierung in der Frühen Neuzeit 

DAS ALTERTUM, Band 66/1, ISENSEE VERLAG ISSN 0002-6646 Band 66 (2021)

Freitag, 3. Dezember 2021

Ein Friedhof für alle Bekenntnisse - Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin

Cover: Ein Friedhof für alle Bekenntnisse
Dieses Buch über den Zentralfriedhof Friedrichsfelde von Jürgen Hofmann ist vom Kommunalpolitischen Forum e.V. in Berlin herausgegeben worden. Es beginnt mit einer zehnseitigen Friedhofsgeschichte. Ausgehend von der Anlage als Parkfriedhof - die Anregungen dazu kamen von dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf - sollte der 1881 in einem ersten Teilstück eröffnete Friedhof allen Berliner ohne "Unterschied der Stände und des religiösen Bekenntnisses" offen stehen. Zugleich wurde dieser Friedhof zu einem Wegbereiter für die Feuerbestattung, da dort lange bevor sie in Preußen 1911 offiziell zugelassen wurde, schon die Möglichkeit zur Urnenbeisetzung vorhanden war. 

Zum "Sozialistenfriedhof", wie dieser Friedhof im Volksmund heißt, wurde der Ort schließlich durch die Beisetzung Wilhelm Liebknechts. Er war einer der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Seine Bestattung fand am 12. August 1900 unter Teilnahme von tausenden Besuchern statt. Später wurden in der Nähe seines Grabes weitere wichtige Parteimitglieder bestattet. Dazu kam die Grabstätte, in der 1919 Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, sowie 31 weitere Opfer der Januarkämpfe ihre letzte Ruhe fanden. Zu diesem Ort kommt jährlich im Januar eine große Zahl von Menschen um ihrer zu gedenken. 

Der Autor, der auch auf die Rolle eingeht, die dieser Begräbnisplatz unter den Nationalsozialisten und in der DDR spielte, stellt danach die Bauwerke und Grabanlagen des Friedhofes vor, zu denen auch das 1935 abgerissene und später provisorisch wieder aufgebaute Revolutionsdenkmal, sowie die Gedenkstätte der Sozialisten und der Erhenhain für Verfolgte des Nationalsozialismus gehören. Darauf folgt ein biografischer Führer, der die einzelnen Bestatteten mit Lebensdaten und kurzen Lebensgeschichten vorstellt, wobei diese nicht alphabetisch, sondern nach Grablage geordnet sind. Namensregister, Literaturangaben und ein Friedhofsplan runden diesen Friedhofsführer ab, durch den man im 140. Jahr nach seiner Eröffnung ausführlich über diesen für Sozialdemokraten und Kommunisten bedeutenden Bestattungsplatz informiert wird.

Jürgen Hofmann, Ein Friedhof für alle Bekenntnisse. Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin, Berlin 2021, 148 S. zahlr. Farbabb. 10,00 EUR zzgl. Porto.


Freitag, 12. November 2021

CEMETOURISM - CEMETERIES WITH STORIES TO TELL

Gestern und heute (11. und 12. November 2021) hat die Jahreskonferenz der ASCE online auf Zoom stattgefunden. Es war ein sehr interessantes Programm, das zum Glück aufgenommen wurde. So gebe ich hier nur das Programm wieder und werde mit Sicherheit auf die Seite der ASCE verlinken, wenn die Vorträge dort veröffentlicht sind. Also am besten später noch mal vorbeischauen!





Dienstag, 26. Oktober 2021

Achtung: Grabstättenübernahme als Provokation!

Partie auf dem Stahnsdorfer Friedhof in Berlin
Friedhofsverwaltungen und Förderkreise, die Grabmalpatenschaften anbieten und bewerben, müssen darauf gefasst sein, dass Menschen mit kruden Ideologien diese Orte nicht nur zur Beisetzung sondern auch als Mittel zur Provokation benutzen.

Warum ich das schreibe? Es gibt immer wieder Fälle, in denen Friedhöfe und Gräber ideologisch mißbraucht werden. Der jüngste Zwischenfall fand auf dem Stahnsdorfer Friedhof statt. Dort wurde das historische Grab des 1934 verstorbenen Wissenschaftlers Max Friedlaender, der aus einer jüdischen Familie stammte und zum Protestantismus übergetreten war, neu vergeben; zwar nicht in Patenschaft, aber auf dem Grab steht das historische Grabmal Friedlaenders. Wie wie der ganze Friedhof steht auch dieses Grabmal unter Denkmalschutz. 

Das Grab selbst war seit langem abgelaufen. Nun wurde es vom einem Berliner NPD-Funktionär für den an einem anderen Ort Verstorbenen justizbekannten Shoahleugner Henry Hafenmayer erworben. Dessen Urne wurde dort vor kurzem beigesetzt. Dabei wurde der historische, schlichte Gedenkstein des deutschen Juden schwarz verhangen und auf dem Überzug wurden die persönlichen Daten Hafenmayers angebracht. Auf dem Grab wurden Kränze mit neonazistischer Symbolik drapiert (nähere Infos dazu auf Friedensdemo-Watch, sowie die Presseinformationen des evangelischen Friedhofsträgers). 

Offensichtlich wurde die Grabstätte bewusst ausgesucht und ziemlich wahrscheinlich ist die Beisetzung an dieser Stelle auch als Provokation geplant worden. Und weil dieses Beispiel auch anderswo in den entsprechenden Kreisen Schule machen könnte, denke ich, dass alle, die Grabmalpatenschaften anbieten, gut beraten sind ihre Listen daraufhin zu überprüfen, ob sich Grabstätten von Menschen mit jüdischer Abstammung darunter befinden. Unorthodoxe und konvertierte Juden haben sich im 19. und 20. Jahrhundert selbstverständlich auf christlichen und kommunalen Friedhöfen beerdigen lassen. Und außerdem haben die Nationalsozialisten  nach 1939 in vielen Städten die jüdischen Friedhöfe geschlossen, so dass Glaubensgenossen sich dort nicht mehr beerdigen lassen konnten und auf andere Friedhöfe ausweichen mussten.

Vielleicht sollte man niemandem aus politischen Gründen ein Grab auf einem Friedhof verweigern. Aber sicher kann man dafür sorgen, dass jüdische Gräber - und dazu zählen auch Gräber von deutschen Juden, die zu einem anderen Glauben übergetreten sind, - nicht zur Provokation von Leugnern der Shoa benutzt werden! Friedhofsverwaltungen und Förderkreise sollten solche Gräber und Grabsteine auf dem eigenen Friedhof kennen und sie sollten nicht für Neubelegungen oder Patenschaften freigegeben werden.

Montag, 25. Oktober 2021

Totentage im November

Beleuchtete Gräber auf dem St. Barbara Friedhof in Linz (Pressebild)
Der November rückt heran und damit auch die christlichen und staatlichen Totengedenkttage, zuerst Allerheiligen und Allerseelen, dann der Volktstrauertag und der Ewigkeitssonntag. Für die Zeitshrift "Ohlsdorf-Zeitschrift für Trauerkultur" haben wir das zum Schwerpunkt des nächsten Heftes genommen. Olga Reher schreibt über die den "Tag der Toten" in Mexiko, Norbert Fischer berichtet vom Friedhofsgeschehen an diesem Tag in Murcia in Spanien und ich habe mich ein wenig mit Geschichte und Brauchtum von Allerseelen in Deutschland und Europa beschäftigt. Hier eine Kurzfassung meiner Erkenntnisse, die dann noch ausführlich in der Zeitschrift zu lesen sind, die Mitte November erscheinen wird:

Montag, 11. Oktober 2021

Fumerale 10: "Ciao Bello" - Bestattungen für verstorbene Haustiere?

 Das ist jetzt leider total an mir vorbeigegangen und dabei hätte ich sogar online dabei sein können. Wie schade! Vom 7.-10.10.2021 hat nämlich die 10 Funerale in Rostock stattgefunden, bei der es um die gemeinsame Bestattung von Haustieren und ihren Menschen ging. Hier wenigstens der Flyer und der Link zum Pressetext:

Funerale 2021 Flyer Vorderseite

Funerale 2021 Flyer Rückseite


Montag, 20. September 2021

Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan

Grabskultur auf dem Friedhof Montparnasse, Paris - Foto von Semira Mis 
Das Buch von Isolde Ohlbaum "Denn alle Lust will Ewigkeit", das schon 1986 erschienen ist, gilt als Klassiker für Taphophile (Liebhaber und Liebhaberinnen von Friedhöfen). Aber das Thema Frau und Tod ist viel älter und wurde immer wieder in Literatur und Kunst bearbeitet, wie ja auch die Gedichte und Text, die Isolde Ohlbaum in ihrem Buch zitiert, zeigen (siehe dazu auch das Stichwort Frau und Tod im Lexikon der Bestattungskultur Bd. 4). 

Und das Thema regt immer wieder neue Werke an: So erreichte mich gerade die Information, dass die junge Fotografin Semira Mis ihre Debütausstellung unter dem Titel eröffnet "Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan - L’éternel féminin nous tire vers le haut. Erotische Skulpturen auf Pariser Friedhöfen". 

Die Fotografin dokumentiert seit mehreren Jahren erotisch-anmutende Frauenskulpturen auf europäischen Friedhöfen und präsentiert in Berlin eine Auswahl ihrer Paris-Sammlung (Fotografien von den Friedhöfen Montmartre, Père Lachaise, Montparnasse). 

Zur Vernissage am 1. Oktober wird die Sängerin Gerhild mit französischen Chansons für das passende, musikalische Flair sorgen. Begleitend zur Ausstellung wird es eine kleine Veranstaltungsreihe mit Vorträgen und einem Philosophischen Café geben.

Die Ausstellung ist vom 1. - 24. Oktober 2021 in der Berliner Novilla (Hasselwerderstraße 22, Berlin-Schöneweide) zu sehen. Die Vernissage findet am 1. Oktober um 19:00 statt.

Semira Mis PhotoArt Facebook / Novilla, Hasselwerderstraße 22, 12439 Berlin-Schöneweide, https://movingpoets.org/concrete5/index.php/novilla

Samstag, 18. September 2021

Onlinevortrag über chinesische Friedhöfe

Chinesische Grabstätte auf dem Ohlsdorfer Friedhof
Wer Lust hat einmal über den europäischen Tellerrand zu schauen, sei hier auf den Online-Vortrag, den Maja Linnemann am 29.9. um 11:30 auf Zoom hält, hingewiesen. 

Er findet auf Einladung der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Tokyo, (auch: Ostasiatische Gesellschaft (OAG) statt. Die Autorin, deren Buch ich in diesem Blog schon besprochen habe, nimmt die Zuhörer und Zuhörerinnen mit auf einen Spaziergang über sechs Pekinger Friedhöfe, die sie 2019 besucht hat, und gibt damit Einblicke in aktuelle Bestattungsbräuche in China und in das gesellschaftliche und regulatorische Umfeld, in dem sie ausgeübt werden. 

Weitere Infos und der Zoom-Link finden sich hier und hier.

Freitag, 17. September 2021

Garten der Frauen

Der Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg ist weit über Hamburg hinaus bekannt. 
Der Sonderbereich in der Nähe des Wasserturms wird vom Verein Garten der Frauen e.V. getragen und enthält einerseits Grabstätten, die von weiblichen Vereinsmitgliedern erworben worden sind und andererseits eine im Sommer 2001 eröffnete Gedenkstätte, in die historische Grabsteine übertragen worden sind. Es handelt sich dabei um Grabmale, die jeweils auf den Gräbern von Frauen in Ohlsdorf standen, welche regionale und manchmal auch überregionale Bedeutung erlangt haben. 

Rita Bake, der die Idee des Gartens der Frauen zu verdanken ist, hatte schon 1997 in dem Buch "Stadt der toten Frauen" zusammen mit weiteren Autorinnen 127 Porträts von Frauen zusammengetragen, die in Ohlsdorf bestattet worden sind. 2009 erschien dann das Buch "Der Garten der Frauen. Ein Ort der Erinnerung mit historischen Grabsteinen von Gräbern bedeutender Frauen und eine letzte Ruhestätte für Frauen auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg" (2013 in aktualisierter Auflage). Neu erschienen ist jetzt, ebenfalls von Rita Bake herausgegeben und wieder von einem Autorinnen- und Autorenteam zusammentragen, ein zweiter Band zum Garten der Frauen. 

2013 hielten 52 historische Grabmale die Erinnerung an bedeutende Frauen Hamburgs wach und in einer "Erinnerungsspirale", die aus einzelnen Gedenksteinen besteht, wurde an weitere 42 Frauen erinnert. Inzwischen sind dreißig historische Grabmale dazu gekommen und es wird an weitere 21 Frauen erinnert. So findet man nun 73 weitere Biografien in der neuen Publikation. Das Buch beginnt allerdings mit einer Bildstrecke mit Impressionen von dem Vereinsaktivitäten, sowie Fotos des Gartens zu verschiedenen Jahreszeiten und Bildern von verschiedenen Einrichtungen, wie dem Infohäuschen in Form eines viktorianisch gestalteten Gewächshauses. Dazu kommen Hinweise auf weitere Informationsmöglichkeiten z.B. durch einen Audioguide und ein Quiz. Besonders gestaltete Erinnerungsmale werden vorgestellt, sowie eine Installation für die Tanzpädagogin Lola Rogge und die Skulptur "Erinnerung", die auf Frauen aufmerksam macht, deren Gräber auf dem Friedhof und nicht im Garten der Frauen zu finden sind. 

Erinnerungsspirale (Quelle Von Histho-Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0)
Die folgenden Seiten sind den Veranstaltungen des Vereins in den letzten Jahren gewidmet, dazu gehört auch der Hinweis auf eine interaktive Karte mit den Wohnorten sowie eine Aufarbeitung vielfältiger Verbindungen und Vernetzungen der im Garten erinnerten Frauen. Erst nach diesem auf den Verein bezogenen Teil folgen dann die Lebenswege jener Mitglieder, die in den letzten Jahren verstorben und beigesetzt worden sind, sowie - nach Berufen geordnet - jene der vor Ort erinnerten Persönlichkeiten, zu denen Künstlerinnen, Politikerinnen, aber auch "weibliche Opfer des Patriarchats" gehören. Ein letzter nicht unwichtiger Teil ist den Ruhestätten bedeutender Frauen auf anderen Hamburger Friedhöfen gewidmet.

Wer sich also speziell für die Lebenswege von Frauen in Hamburg interessiert, erhält mit diesem neuen Band zum Garten der Frauen nicht nur über den Ohlsdorfer Friedhof neue, sorgfältig zusammengetragene Informationen. Dazu gehören auch die durchgehend schwarz-weißen Abbildungen von Grabsteinen und Porträts der Verstorbenen, mit denen die Texte aufgelockert sind.

Rita Bake: Der Garten der Frauen Band 2. Ein Ort der Erinnerung mit historischen Grab- und Erinnerungssteinen bedeutender Frauen und eine letzte Ruhestätte für Frauen. Verein Garten der Frauen, Hamburg 2021, 300 Seiten mit zahlr. schw-w. Abb., Selbstkostenpreis von 15,- Euro, Versand 3,- Euro. Zu bestellen bei info@garten-der-frauen.de

Dienstag, 14. September 2021

Tag des Friedhofs 2021

Veranstaltungen zum Tag des Friedhofs auf dem Alten-Zwölf-Apostelfriedhof in Berlin
Der Tag des Friedhofs wird in diesem Jahr wieder in vielen Städten unter dem Motto "Natürlich erinnern" am 19. November stattfinden.

Interessant finde ich die Aktion in Berlin, wo sich ein Arbeitskreis zusammengefunden hat, der mit seinen Ideen regelmäßig die Vorbereitung  begleitet. So wurde in diesem Jahr 2021 unter der Idee „Mein Kiez. Mein Friedhof.“ ein dezentrales Konzept entwickelt, an dem sich verschiedene Berliner Friedhöfe beteiligen. Alle Veranstaltungen finden sich auf der Webseite dieser Initiative: Es gibt Rundgänge, Installationen, eine Ausstellung von Friedhofsfotos und Informationen zur Stadtnatur. 

Im Rahmen dieses Tages findet auch die 140-Jahr-Feier des Zentralfriedhofes Friedrichsfelde stattt, die mit einem musikalischen Rahmenprogramm beginnt, gefolgt von Festreden u.a. von Herr Prof. Hofmann – Förderverein Gedenkstätte der deutschen Arbeiterbewegung Friedrichsfelde e.V. -, der Interessantes und Überraschendes zur Geschichte des Zentralfriedhofs vortragen wird. Es gibt Getränke und kleine Snacks und die Möglichkeit das Entwicklungskonzept für die Freiflächen Zentralfriedhof Friedrichsfelde 2030 kennenzulernen, welches erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Auf dem Friedhof St. Pius & St. Hedwig findet eine Spezialausgabe des wöchentlichen Cafés mit dem Namen „Friedhofsgeflüster“ statt, wo neben den üblichen Kaffee-Gesprächen die Theatergruppe „grenzenlos barrierefrei“ Szenen aus dem Märchen „das Kalte Herz“ spielen wird und und Akteure von SchreibART e.V. eigene, literarische Werke vorlesen.

Was mich darauf bringt nachzuschauen, was die Erfinderin des "Friedhofsgeflüsters" Dr. Anja Kretschmer zu diesem Tag anbietet. Tatsächlich ist sie wieder mit ihren besonderen Führungen auf historischen Friedhöfen unterwegs, aber nicht zum Tag des Friedhofs! 

Den Tag des Friedhofs nutzt auch die "Initiative Raum für Trauer" um mit einer Pressemitteilung auf die existentiellen Bedürfnisse von Trauernden hinzuweisen, die bei der Wahl des Beisetzungsortes stärker Beachtung finden sollten. Sie machen damit darauf aufmerksam, dass zur Trauerbewältigung hilfreiche Rituale oft mit Regelungen an anonymen oder halbanonymen Beisetzungsorten ohne Grabpflege kollidieren - zum Beispiel auch bei Urnenreihengräbern oder bei Baumbeisetzungen. Und schicken dieses schöne und aussagekräftige Foto dazu mit: 

Urnenreihengrab auf dem Neustädter Friedhof in Magdeburg. Foto: Raum für Trauer/Günter Czasny. Kassel / Süßen.

Dazu heißt es in der Pressemitteilung, dass der eigentlich wichtigste gesellschaftliche Nutzen des Friedhofes im Zusammenhang mit der Diskussion über Artenvielfalt und urbanes Mikroklima auch diskutiert und besonders hervorgehoben werden muss: nämlich die grundlegenden psychologischen und wirkungsspezifischen Aspekte und Funktionen von Beisetzungsorten, deren Wert in der Regel erst in der Trauerphase - und damit oft viel zu spät - erkannt werde.

„Für eine gelingende Bewältigung ist der aktive Umgang mit Trauer von zentraler Bedeutung. Die Möglichkeiten dazu am Beisetzungsort sind neu zu betrachten und zu bewerten: Trauerhandlungen müssen unseren Erkenntnissen zufolge auch direkt am Trauer- und Beisetzungsort möglich sein – und das ist nicht überall gegeben“, so Dr. Dirk Pörschmann, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. und ideeller Träger der Initiative „Raum für Trauer“.

"Friedhöfe bieten hierfür zweifellos die besten Voraussetzungen, auch wenn sie sich darin wieder stärker als Orte für die Hinterbliebenen verstehen sollten“ ergänzt Günter Czasny, Initiator dieser Initiative. „Der optimale Friedhof ist ein Raum für die Lebenden, der ihnen, ohne Verpflichtungen aufzuerlegen, die Möglichkeit gibt, ihrer Trauer so Ausdruck zu verleihen, wie es ihnen gut tut – ein achtsamer Raum, der auch in anderen Lebenskrisen heilsame Wirkung haben kann.“ Wer mehr dazu erfahren möchte, sei auf die Website der Initiative hingewiesen. 

Es gibt noch viel mehr Aktionen zum Tag des Friedhofs in diesem Jahr. Einige Beispiele finden sich auf der Website des Bundes der Friedhofsgärtner (es gibt auch eine Seite mit dem Namen "Tag des Friedhofs.de", doch sie wird  vom Browser als unsicher eingestuft undnicht geöffnet).

Sonntag, 29. August 2021

London month of the dead

Screenshot der Website "London Month of the Dead" 2021

In London findet von Ende September bis Ende Oktober wieder der "Monat der Toten" statt, eines der beliebtesten und am meisten erwarteten Festivals im Kalender der Stadt, wie es in der Selbstbeschreibung heißt. Man will zum Thema Tod und Stadt informieren, unterhalten und provozieren. Insgesamt gibt es 48 Veranstaltungen, die alle Aspekte der Sterblichkeit umfassen. Nachdem die Vorträge im letzten Jahr alle online gehalten wurden und nur ein kleines Programm von Friedhofskonzerten im Freien stattfand, finden dieses Jahr 2021 jeden Dienstag Online-Vorträgen statt und daneben gibt es zahlreiche Vorträge und Konzerte mit Publikum ("mit Fleisch und Knochen"), sowie Workshops und geführte Friedhofswanderungen. 

So wird z.B. bei einer Führung durch den Friedhof von Abney Park das Thema "Spiritualisten und Mystik" in den Mittelpunkt gestellt und dabei das Grab von Georgiana Eagle besucht, die sich mit Hilfe einiger Gedankenlesetricks schon als hellseherisches Medium auftrat, bevor die Spiritualismus-Bewegung begann. In der Dissenter's chapel auf dem Kensal Green Cemetery berichtet der Historiker Robert Stephenson (alias Dr. Death) über fünf grausige Londoner Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Oder man kann sich durch einige der Mausoleen des Highgate Cemetery West führen lassen, die der Friends of Highgate Cemetery Trust restauriert hat. Hier reicht allerdings der Platz nicht aus um das ganze vielfältige Programm vorzustellen, das auch für ein deutsches Friedhofsfestival vorbildlich sein könnte...

Übrigens werden 20 % der Ticketeinnahmen den jeweiligen Veranstaltungsorten gespendet und es gibt geführte Touren auf den großen Londoner Friedhöfen Highgate, Kensal Green, Abney Park, Nunhead und West Norwood. Bei allen Führungen außerhalb der Friedhöfe sind außerdem Spenden an einen der Friedhöfe, die als die "glorreichen Sieben"gelten, möglich (neben den genannten sind das noch Brompton und Tower Hamlets). Die 20%-Spende für die Online-Gespräche und die meisten anderen Veranstaltungen in gehen an die Freunde des Kensal Green Cemetery und die wertvolle Arbeit, die sie beim Erhalt der historischen Denkmäler und Gebäude auf dem Friedhof leisten. 

Eine Liste aller Veranstaltungen und mehr Infos (auf Englisch) findet man hier.

Mittwoch, 25. August 2021

Soldat - Kind - Zwangsarbeiterin - Deserteur

Dieser - etwas sperrige - Titel mit einer Frage als Untertitel wurde für ein Buch gewählt, das sich mit der Grabanlage für die Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg befasst und danach fragt, wer außer den durch die Kriegsereignisse verstorbenen Soldaten in dieser Anlage bestattet wurde. Die Texte von verschiedenen Autoren und Autorinnen gehen den verschiedenen Belegungsphasen dieser Fläche und einer Reihe von Einzelschicksalen nach. 

Da ich das Buch lektoriert und einen eigenen Beitrag geschrieben habe, füge ich hier nur den Flyer mit weiteren Informationen, sowie das Inhaltsverzeichnis an. 

Das Buch wurde in einer niedrigen Auflage gedruckt. Solange der Vorrat reicht, ist es bei der Friedhofsverwaltung und beim Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof erhältlich. Man kann es aber auch herunterladen von der Seite Hamburg.de (Downloads /Publikationen der Landeszentrale für politische Bildung = PDF).

Flyer zum Buch über die Soldatengräber in Ohlsdorf, 1. Seite

Flyer zum Buch über die Soldatengräber in Ohlsdorf, 2. Seite

Inhaltsverzeichnis

Aux morts - Grabskulptur in Dresden 1880-1930

Coverbild des Buches "Aux morts"
Dieses großformatige Buch ist für Taphophile - also Freunde der Grabmalkultur - ein echter Lese- und Schaugenuss. Vorgestellt werden in Text und Bild über achtzig Grabplastiken, die auf verschiedenen Dresdener Friedhöfen anzutreffen sind. Sie sind chronologisch nach dem Lebensalter ihrer Schöpfer angeordnet. Für alle, die es unbedingt gegendert haben wollen: Unter die insgesamt fünfzig im Text genannten Künstler mischen sich mit Clothilde Schilling, Julie Genthe und Jenny von Bary-Doussin (Doussin-Ott) immerhin drei Bildhauerinnen! 

Eine kenntnisreiche Einleitung führt in die Entwicklung der Grabmalkunst und gibt einen Überblick über die Werke, denen die nachfolgenden Seiten gewidmet sind. Ein abschließender Beitrag von Astrid Nielsen befasst sich mit den Denkmalen für die Gefallenen und das Erinnern an den Ersten Weltkrieg in Dresden. Der heutige Umgang mit den Kunstwerken wird schließlich von Beatrice Teichmann mit einem Aufruf zur Übernahme von Grabmalpatenschaften thematisiert. 

Zwischen diesen Polen werden die gezielt ausgesuchten Grabmalplastiken in Wort und Bild vorgestellt. Dazu hat der Autor großartige Fotos beigesteuert, denen man anmerkt, dass Tages- und Jahreszeit mit ihren jeweiligen Belichtungsverhältnissen genau abgepasst wurden, um die einzelnen Skulpturen, die Grabmale in ihrer Gesamtheit und ebenso die liebevoll ausgesuchten Details an ihren angestammten Plätzen leuchten zu lassen.

Die Texte informieren ausführlich sowohl über die Künstler und Künstlerinnen, wie über die Bestatteten. Dazu kommt eine kenntnisreiche Einordnung der Werke in die zeitgenössische Kunstentwicklung und speziell in die Grabmalkunst. Berühmte Vorläufer zu einzelnen Werken werden zitiert, wie z.B. das "antike Weihrelief des Strengen Stils, auf dem in ganzer Figur die so genannte 'Trauernde (oder Sinnende) Athene' abgebildet ist", die Vorbild für eine schlichte Stele mit dem Kopf der Athene mit Speer im Halbrelief von Karl Albiker war (S. 157). Die Texte schließen auch die Aufstellung von Kopien und ihre industrielle Reproduktion - besonders im Bereich der Galvanoplastik - mit ein und erlauben so eine Vielzahl von Bezügen zu anderen Friedhöfen.

(Es sei eine persönliche Anmerkung erlaubt: Mir gefällt natürlich besonders gut, dass das zweibändige Werk über den Ohlsdorfer Friedhof, an dem ich einst federführend mitgearbeitet habe, ausführlich für Referenzen genutzt worden ist.)  

Natürlich werden in diesem Buch hauptsächlich in Dresden ausgebildete und/oder vor Ort lebende  Bildhauer vorgestellt. Wie überall haben die Auftraggeber und Auftraggeberinnen die örtlichen Künstler bevorzugt. Doch erhält man zugleich einen guten Überblick über die wichtigsten deutschen Zentren der Bildhauerkunst um 1900 und ihre Protagonisten, zu denen u.a. Künstler wie Johannes Schilling, Gustav Eberlein, Adolf von Hildebrand, Wilhelm Wandschneider, Georg Wrba und Hugo Lederer gehörten Auffällig ist dabei, dass sich unter den Werken nur eines befindet, das von einem italienischen Künstler geschaffen wurde, obwohl die Grabmalplastik in Italien in dieser Zeit in hoher Blüte stand. 

Insgesamt ist dieses Buch über die Grabskulptur in Dresden eine echte Bereicherung auf dem Feld der sepulkralen Kultur- und Kunstgeschichte.


Andreas Dehmer, Aux Morts : Grabskulptur in Dresden 1880-1930, Verlagsgruppe Schnell&Steiner, Regensburg 2020, zahlr. farbige Abb. 35,00 Euro

Dienstag, 10. August 2021

Evangelische Friedhöfe in Bayern

Buchcover
Mit diesem umfangreichen Werk wird erstmals ein Überblick über die evangelisch-lutherischen Friedhöfe in Bayern vorgelegt. Zusätzlich enthält es ein Verzeichnis von sämtlichen, sich in evangelisch-lutherischer Trägerschaft befindlichen und heute noch genutzten Friedhöfen in diesem Bundesland.

Das Buch besteht aus zwei einander ergänzenden Teilen: Zum einen sind unter verschiedenen Obertiteln eine Vielzahl von Aufsätzen zur evangelischen Friedhofskultur und -geschichte in Bayern zusammengefasst, wobei andere Religionen und deren Bestattungsgeschichte nicht außer Acht gelassen werden. Zum anderen werden in dem Buch insgesamt 61 ausgewählte Friedhöfe aus allen Regionen Bayerns beispielhaft in Text und Bild vorgestellt.

Das Werk ist eines der Ergebnisse eines 2018 initiierten Forschungsprojektes, das von den beiden Herausgebern, Prof. Dr. iur. Hans-Peter Hübner und Prof. Dr. theol. Klaus Raschzok, am Lehrstuhl für Praktische Theologie der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau betreut worden ist. Zielvorgabe war, dass kirchliche Friedhofsträger durch das Projekt "bei der Bewältigung der strukturellen und gestalterischen Herausforderungen angesichts des Wandels der Bestattungs- und Trauerkultur" fachlich unterstützt werden sollen. Über dieses Ziel geht die Publikation allerdings weit hinaus. Sie nicht nur für kirchliche Friedhofsträger, sondern auch für jeden sonst von Interee, der oder die mit Friedhöfen befasst ist oder an ihnen Anteil nimmt. 

Donnerstag, 5. August 2021

Digitale Salongespräche zur Friedhofskultur

Das Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur gibt einen Newsletter heraus, mit dem man gut über seine neuesten Aktivitäten informiert bleibt. 

Zu letzteren gehört die Einladung zu sogenannten digitalen Salongesprächen. Dazu werden zur Feierabendzeit auf Zoom Menschen eingeladen, die aus eigener Erfahrung zu den neuen Entwicklungen der Friedhofskultur Stellung nehmen können. 

Jeder Salon steht unter einem bestimmten Thema, zu dem zunächst ein Experte (w/m/d) interviewt wird. Eingeladen werden - wie es in der Ankündigung heißt - Persönlichkeiten, "die nicht direkt aus der Friedhofsszene kommen und die mit einem Blick von außen auf die Friedhofskultur in Deutschland schauen." 

Danach gibt es Raum für Diskussionen, sowie anschließend die Möglichkeit zu informellen Zusammentreffen auf dem Salongelände: "Ob am digitalen ‚Gruft-Grill‘, in der ‘Kultur-Kantine‘ oder am ‚Trauer-Thresen‘ – jeder kann sich in unserem digitalen Raum frei bewegen und in Kleingruppen das persönliche Gespräch suchen."
 Die Teilnahme ist kostenfrei. Detaillierte Informationen findet man hier.

Die Termine für 2021 sind:

Mittwoch, 29.9.2021,18.00 Uhr, Prof. Dr. Christoph Wulf, Vorsitzender der UNESCO-Expertenkommission zum Immateriellen Kulturerbe und stellv. Vorsitzender der Deutschen UNESCO-Kommission: "Das Immaterielle Kulturerbe und die Friedhofskultur in Deutschland"

Donnerstag, 28.10.2021, 18.00 Uhr, Dr. Johann Hinrich Claussen und Dr. Jakob Johannes Koch, Kulturbeauftragte der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz: "Christliche Friedhofskultur"

Donnerstag, 25.11.2021, 18.00 Uhr, Corinne Buch, Dipl. Biologin und Forscherin: "Artenvielfalt und Naturschutz auf urbanen Friedhöfen"

Mittwoch, 14. Juli 2021

Ohlsdorfer Friedensfest 2021

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg wird nach einem Jahr pandemiebedingter Einschränkungen die Tradition des Friedensfestes am Mahnmal für die Bombenopfer, im Garten der Frauen und an anderen Orten des Friedhofs wieder aufgenommen. Es findet vom  Samstag, 24. Juli bis Sonntag 8. August 2021 statt. Das Bündnis, das diese Veranstaltung organisiert, wird sich in der Eröffnungsveranstaltung vorstellen und dazu gibt es die Ausstellung „Facing Death“ von Claudia Guderian, Vorträge und Führungen. Das ganze Programm kann man dem unten stehenden Flyer entnehmen oder auf der Seite der Friedhofsverwaltung nachlesen. Auch der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof ist wie immer mit Führungen vertreten.  

Am Samstag, 7. August wird dort um 13.00 Uhr auch das neue Buch vorgestellt, dass der Runde Tisch zum Gräberfeld "Deutsche Soldatengräber" herausgibt und in dem die Geschichte dieses Gräberfeldes aufgearbeitet wird. Auch daran ist der Ohlsdorfer Förderkreis beteiligt. Ich selbst habe dafür einen Beitrag über die Grabmale geschrieben, die an diese Stelle transloziert worden sind, und verantworte zudem das Lektorat.



Freitag, 2. Juli 2021

Friedhöfe - Orte für Artenvielfalt, Naturschutz und Begegnung

Cover des Buches: Sigrid Tinz, Der Friedhof lebt 
In diesem Blog habe ich schon darauf hingewiesen, dass das Thema Natur auf Friedhöfen an Aktualität gewinnt (Pflanzen leben auf). Dazu sind hier jetzt zwei weitere Publikationen zu vermelden. 

Sigrid Tinz hat ein Buch geschrieben, dass Besuchern und Verantwortliche dazu anleitet den Friedhof als Ort der Artenvielfalt näher kennen zu lernen. Die Autorin ist Geoökologin und zeigt mit einem "Rundgang durch den Garten Eden" die Orte auf Friedhöfen bzw. auf einem aus verschiedenen Friedhöfen zusammengedachten Musterfriedhof auf, wo man besondere Pflanzen finden und Tiere und Insekten beobachten kann. 

Mit ihr geht man vom Friedhofseingang aus auf "weichen Wegen" zu den "Häusern für die Toten", die zugleich "Lebensraum für Tiere" sind, weiter zu den Heckenräumen, zu Ruheorten wie Bänken und Pavillons, und weiter über Wasserflächen, Blumenbeete, Grabsteine als Lebensräume, gemeinsamen Grabstätten mit naturnaher Bepflanzung wie Blumenwiesen, leere Gräber und damit sich selbst überlassene Flächen und unter Bäume. 

Die Autorin beschreibt jeweils unter der Überschrift "Sie fühlen sich hier wie im Paradies", was es an diesen Orten zu sehen und zu erleben gibt, bevor sie unter der ebenfalls stets wiederkehrenden Überschrift "So wird es noch paradisischer" Tipps gibt, wie diese Lebensräume so gestaltet werden können, dass sich kleine und größere Tiere und verschiedene Pflanzenarten dort noch wohler fühlen und vermehrt ansiedeln können. 

So geht man schon beim Lesen auf "Friedhofs-Entdeckungsreise" und lernt Vögel, Fledermäuse und Flechten und anderes Getier kennen, von dem man nicht unbedingt vermutet, dass es auf dem Friedhof zu Hause sein kann. Zugleich nimmt einen das Buch sozusagen an die Hand, wenn man Friedhöfe besucht und nicht nur Geschichte und Kultur im Sinn hat, sondern für die Natur - besonders die Welt der Natur im Kleinen - Augen und Ohren öffnet. Zugleich ist das Buch eine Anleitung, die zeigt, wo Verantwortlich den Naturschutz in ihrem Bereich stärken können.

Wer noch mehr über die Autorin erfahren will, sei auf diesen Artikel in der Kirchenzeitung des Bistums Hildesheim hingewiesen.

Sigrid Tinz, Der Friedhof lebt! Orte für Artenvielfalt, Naturschutz und Begegnung, 160 Seiten, zehlr. farb. Abb, Pala Verlag 19,90 Euro 

Cover: Lebensraum Friedhof


Zum anderen ist die Publikation der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e.V. und der Stiftung Naturschutz Berlin mit dem Titel "Lebensraum Friedhof - Naturschutz auf Friedhöfen" erschienen, in der es mehr oder weniger um dasselbe Thema geht. Allerdings bilden hier verständlicherweise die Berliner Friedhöfe den Ausgangspunkt. Sie werden mit ihrer Geschichte und den gesetzlichen Grundlagen vorgestellt und es geht um Bestattungsformen und -möglichkeiten ebenso wie um ihre Bedeutung als Kultur- und Gartendenkmäler. Deshalb ist ein weiterer Teil des Buches auch der Friedhofsgestaltung im Wandel der Kulturen in Verbindung mit den verschiedenen historischen Gartenstilen gewidmet. Erst dann geht es nach einer kurzen Abhandlung über die Pflanzensymbolik um den Naturschutz auf Friedhöfen, wobei auch in dieser Publikation typische Biotope, wie Hecken und Gebüsche, Rasen oder Wiese, Bäume, Mauern und Steine als Lebensraum genannt werden und darauf hingewiesen wird, dass es keine nutzlosen Flächen gibt! 

Empfehlungen zum Naturschutz auf Friedhöfen runden diesen Teil der Publikation ab, bevor Tipps zum Besuch ausgewählter Friedhöfe, weiterführende Literatur und Adressenangaben als praktische Hinweise angehängt sind. 

Während das Buch von Sigrid Tinz Lust macht, selbst Friedhöfe unter ökologischen Gesichtspunkten zu entdecken, ist die Publikation des Autorenteams des Berliner Naturschutzes - sozusagen naturgemäß - wesentlich sachlicher, allerdings nicht weniger informativ gehalten.

GRÜNSTIFT special 23: Stiftung Naturschutz Berlin Hrsg.), Lebensraum Friedhof - Naturschutz auf Friedhöfen, Internet: www.Naturschutz-auf-Friedhöfen.de 


Montag, 21. Juni 2021

MEMENTO MORI FESTIVAL - Wien

Illustration ©Katja Schwalenberg

In Wien findet vom 7.–17. Oktober 2021 ein genreübergreifendes Kulturfestival rund um Tod und Trauer unter dem Motto "Memento mori" statt. 

Mit knapp 50 Veranstaltungen in 11 Tagen ist es sein Ziel, den die Auseinandersetzung mit dem eigenen und fremden Sterben zu fördern. Vor dem aktuellen Hintergrund der Pandemie soll das Festival eine Reflexion der Trauerkultur befördern. 

Laut seiner Pressemitteilung vom 16. April 2021 soll das Festival Anregungen zur Trauerarbeit bieten, Menschen ins Gespräch bringen und auf ein bewussteres Leben abzielen. "Frei nach dem Motto: Dem Tod kann man nicht entkommen, aber besser vorbereitet entgegentreten."

Initiiert wird MEMENTO MORI von Kuratorin Tina Zickler. Zum Programm gehören nicht nur Lectures, Workshops, Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen, Theateraufführungen, Spaziergänge und Führungen durch Museen, sondern auch Führungen über Wiener Friedhöfe, besonders den Zentralfriedhof. Zwei Installationen beschäftigen sich außerdem mit dem Thema. Zur Zeit wird das Programm noch laufend aktualisiert.

MEMENTO MORIFESTIVAL 7.–17. Okt 2021Volkskundemuseum, Wien

Kontakt:labprojects kulturvereinDiplom-Kommunikationswirtin Tina Zickler info@projekt-schwadron.at

Interviews der Veranstalterin zum Programm kann man dort auch als Podcasts abrufen.

Donnerstag, 17. Juni 2021

„Mein Kiez. Mein Friedhof“


Mit einer neuen Webseite zu Berliner Friedhöfen „Mein Kiez. Mein Friedhof“ ist am 1. Juni dieses Jahres die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz online gegangen. Damit will man die Friedhofskultur in Berlin neu beleben und "Friedhöfe wieder stärker zu integralen Bestandteilen des Kiezlebens zu machen", wie dort zu lesen ist. So will man auch die Berliner und Berlinerinnen animieren die Friedhöfe in ihrer Umgebung neu wahrzunehmen und zu beleben.

Auf der Website wird für Veranstaltungen im Zusammenhang mit Friedhöfen geworben und es werden  interessante Informationen rund um die Berliner Friedhöfe geboten.

Sozusagen als Einstiegsaktion wird zu einem Fotowettbewerb aufgerufen, für den man seine (maximal fünf Bilder direkt auf die Seite hochladen kann). Die besten Bilder sollen dann zum Tag des Friedhofs am 19.09.2021 ausgestellt werden.

Mittwoch, 16. Juni 2021

Online-Seminar: "Kirchlicher Friedhof"

 Die Abteilung Fortbildung der Katholischen Erwachsenenbildung des Bistums Augsburg lädt zu einem kostenfreien Online-Seminar ein, in dem es um den kirchlichen Friedhof als Ort der Trauer, Sozialraum und Kulturgut geht. Einladung und Programm siehe Flyer: