Mittwoch, 6. November 2024

Friedhof. Der letzte Garten

Die Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) hat zusammen mit mehreren dem Friedhof verbundenen Organisationen und Firmen ein neues Themenbuch herausgegeben, in dem der „Letzte Garten“ von unterschiedlichen Seiten beleuchtet wird. 

Unter dem Obertitel "Abschiedskultur" blickt Oliver Hoch auf das Todesverständnis im Spiegel der Friedhofsentwicklung, während Mechthild Engert die Mainfränkische Friedhofskultur vorstellt und Tobias Pehle das immaterielle Erbe Friedhofskultur erläutert.

Der folgende Abschnitt ist mit „Kultur- und kunsthistorische Entwicklung“ überschrieben und macht sowohl die gartenkünstlerische Entwicklung der Friedhöfe allgemein zum Thema, wie die besondere Geschichte der Jüdischen Friedhöfe und die relativ neue Erfahrung, dass Friedhöfe zu Integrationsräumen für die Herkunftskulturen jener Menschen werden, die aus fremden Ländern nach Deutschland gekommen sind. Auf die Herausforderungen, die diese Veränderungen für kirchliche Friedhöfe bedeuten, geht die Leiterin der beiden ältesten Nürnberger Friedhöfe, Elfi Heider, näher ein.

Donnerstag, 31. Oktober 2024

All Hallow's Eve

Mein Bild zu Halloween kommt diesmal aus einem städtischen Vorort im norddeutschen Raum. Dort bin ich vor einigen Tagen an einer ganzen Reihe von Häusern vorbeigekommen, deren Türen und Vorgärten von den Bewohnern für das "Tote-Seelen-Fest" geschmückt waren.



Freitag, 11. Oktober 2024

Farbe auf dem Friedhof

Drei verschiedene Informationen zum Thema Farbe und Friedhof sind bei mir gerade zusammengetroffen und zeigen, wie unterschiedlich die Einstellung zur Farbe in Verbindung mit Tod und Bestattung sind. Allerdings wird auch deutlich, dass sich diejenigen mehr oder weniger auf dem Rückzug befinden, die meinen auf Friedhöfen müsse alles dunkel und trist sein:

In der neuen Ausgabe der Friedhofskultur wird - mit etwas Kopfschütteln - berichtet, dass in Wallhausen (Kreis Schwäbisch Hall) Eltern gegen die Gemeinde geklagt haben, die eine Statue auf dem Grab ihres Sohnes nicht genehmigt hat. Die Richter des Stuttgarter Verwaltungsgerichts haben in diesem Jahr die Klage abgewiesen, so dass die Skulptur abgebaut werden musste. Es handelt sich um eine anderthalb Meter hohe Figur des Verstorbenen in auffällig orange-gelber Farbe.  

Gestaltung von Urnenstelen auf dem Friedhof Solingen-Wald. (weitere Infos s.u.)
Vor kurzem wurden dagegen die farbigen Urnenstelen mit Glasmalerei des Künstlers Jörgen Habedank auf dem Friedhof Solingen Wald eingeweiht. Die Initiative dazu ging vom Pfarrer aus, der nach Aussage des Künstlers mit Mut zu unkonventionellen Gestaltungen das Motto lebt  "Farbe gehört ins Leben – und auch zum Tod". Der Künstler schreibt dazu: "Die Reaktionen waren durchweg positiv. Das darf gerne Schule machen, solch farbige Kraft am Ort der Erinnerung – Erinnerung ist farbig!"

Und tatsächlich ist auch historisch die Verwendung von auffälligen Farbgestaltungen auf dem Friedhof belegbar: Auf dem Alten und Neuen Annenfriedhof in Dresden ist ein Freundeskreis aktiv, der sich ganz praktisch für historische Grabanlagen einsetzt. Gerade wurde eines der eisernen Grabgitter von Rost befreit und neu gestrichen. Die Farbreste waren vorher vom Denkmalschutzamt analysiert worden, und die Verwalterin Lara Schink hat ganz begeistert ein Bild auf Facebook gepostet, auf dem das Gitter in leuchtendem Wasserblau neu erstrahlt!

Dresden, Neuer Annenfriedhof, Der neue Anstrich auf dem Anstett-Ulbrich-Grab (Foto: Jana Licht 2024)

 

Info zu den Urnenstelen:  Das locker aufgestellte Kolumbarium hat handgemalte Glasfronten, die von J.Habedank entworfen wurden. Die Urnenstelen haben weiter vorne eine Reihe von Liegesteinen, auf denen die Namen ihren Platz finden. Gestaltung von Urnenstelen auf dem Friedhof Solingen-Wald. Konzept und Entwicklung: Firma Weiher (Freiburg) mit dem Künstler Jörgen Habedank und der Glasfirma vitrago (Paderborn).

Fotos: © Jörgen Habedank, Tornesch, Konzept: © Firma Weiher, Freiburg





Donnerstag, 10. Oktober 2024

Ausstellung in Zürich "TRAUERN. Wenn Raum und Zeit verloren gehen"

Das "Friedhof Forum" der Stadt Zürich bezeichnet sich als "Büro für die letzte Reise". Dort werden sowohl Informationen vermittelt, die helfen die ganz praktischen Fragen, die der Tod eines Zugehörigen aufwirft, zu beantworten. Zugleich werden dort auch "Ausflüge zu Momenten der Auseinandersetzung und Inspiration" angeboten. Dazu gehören auch Ausstellungen. So wird dort seit Mitte September am Eingang des Friedhofs Sihlfeld die Ausstellung "Trauern" gezeigt. 

Im Text auf der Website heißt es dazu, dass versucht wird zu "beschreiben, wie sich Trauer anfühlt – oder zumindest eine Ahnung davon zu vermitteln." Dazu wurden künstlerische Arbeiten aus den verschiedensten Kunstrichtungen ausgwählt, die sich jeweils auf eigene Weise mit dem Gefühl der Trauer auseinandersetzen. 

Anzusehen, zu begreifen, zu hören, wahrzunehmen sind Werke der Bildenden Kunst, eine Videoinstallation, Musik und die "Worte eines noch sehr jungen Menschen, die versuchen, die Ohnmacht dingfest zu machen" oder auch Objekte z.B. aus Keramik, die zum "Begreifen" auffordern. Weiter heißt es: ein "philosophischer Text, gemischt mit der brutalen Realität. Fotografie, die abzubilden versucht, was nicht da ist. Ein Garten, der entsteht und wächst, mal wild und bunt und dann wieder ruhend, um neue Kraft zu schöpfen." Es geht darum "zu sehen, zu ahnen und zu fühlen" und dabei neue Perspektiven einzunehmen.

Die Ausstellung läuft bis zum 10. Juli 2025 und ist Dienstag bis Donnerstag und Sonttag von 13.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Friedhof Forum – Museum über Leben und Tod,  Aemtlerstrasse 149, 8003 Zürich

Dienstag, 24. September 2024

Tagung "Friedhöfe – Aufgaben und Bedeutung im Wandel"

Ohlsdorfer Friedhof, Grabanlage neben dem Garten der Frauen (Foto Leisner)

Am 07. November 2024 findet im Museum für Sepulkralkultur von 10.30 – 17 Uhr die Tagung "Friedhöfe – Aufgaben und Bedeutung im Wandel" statt, die von der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. in Kassel und der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) in Berlin gemeinsam organisiert wird. 

Dazu heißt es auf der Website des Museums: "Friedhof Ort des sozialen Miteinanders und der Entschleunigung, Ort des Übergangs zwischen Tod und einem Danach, Ort des Friedens – ein Friedhof kann vieles sein. So vielfältig die Nutzung dieses Kulturerbes, so groß ist die Spannweite an Bedürfnissen, die mit dem Friedhof als gesellschaftlichem Ort verbunden sind." Und weiter: "Auf Friedhöfen können wir ein wichtiges Kulturerbe unserer Gesellschaft direkt erleben. Wir erfahren Geschichten von Menschen, Gemeinden, Städten und Ländern. Nicht wenige Friedhöfe stehen daher unter Denkmalschutz. Zusätzlich übernehmen sie als würdig gestaltete Orte der Trauer und der Erinnerung eine wichtige soziale Funktion. Hierzu gehört auch, dass sie für die Menschen ein unverzichtbarer Bestandteil des grünen Netzes für die Naherholung sind. Gestalterisch und funktional ähneln Friedhöfe den Parkanlagen. Das gilt für große Anlagen (z.B.  Ohlsdorfer Friedhof, Hamburg) genauso wie für Kleinode (z.B. Friedhof Georgen-Parochial, Berlin). Darüber hinaus leisten Friedhöfe durch ihre ökologischen Funktionen einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zur Biodiversität und Klimaausgleich.

Kultur ist im Wandel

Unsere Gesellschaft verändert sich seit einigen Jahrzehnten im Hinblick auf die Friedhofskultur sehr stark. Andere Familienstrukturen, viele Singlehaushalte, Zurücktreten religiöser Verbundenheit, ein anderes Verhältnis zum Tod etc. erfordern daher ein besonderes Augenmerk, wenn wir wollen, dass Friedhöfe weiterhin Gärten für die Toten, aber auch für die Lebenden sein sollen.
Die Tagung Friedhöfe – Aufgaben und Bedeutung im Wandel spannt vor diesem Hintergrund einen breiten Bogen über die wichtigen Facetten des Themas. Fragen der Friedhofsplanung und des Bestattungsrechtes der Zukunft werden genauso angesprochen wie Friedhöfe als Orte der Integration und ihrer Bedeutung für Diversität und Klimawandel." 

Das Programm

Dr. Martin Venne: Den „letzten Garten“ planen
Rechtsanwältin Farnaz Punke, Rechtsanwalt Henning Walter: Quo Vadis Friedhofs- und Bestattungsrecht?
Frederike Dirks: Der Friedhof als Ort der Integration
Prof. Dr. Ingo Kowarik: Biodiversität und Klimabedeutung von Friedhöfen
Gabriele Bindert: Sterben muss bezahlbar bleiben

Tagungsbeitrag: 130 Euro einschl. Verpflegung und Tagungsband „Friedhof – Der letzte Garten“. (Ermäßigt für Mitglieder der AG Friedhof und Denkmal e.V. und der DGGL: 104 Euro)

Anmeldung bis 24. Oktober 2024: info@sepulkralmuseum.de
Ort: Museum für Sepulkralkultur, Weinbergstraße 25–27, 34117 Kassel


Montag, 23. September 2024

Call for Papers - transmortale XIV (2025)

Totenschilde in der Schlosskirche von Bentheim (Foto Leisner)
Die vierzehnte "transmortale" wird am 21. und 22. März 2025 im Museum für Sepulkralkultur (Kassel) stattfinden. Wie schon im letzten Jahr wird sie vom Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur, Kassel, und dem Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Hamburg in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Bestattungskultur veranstaltet. In diesem Jahr tritt eine Zusammenarbeit mit der Professur für Kinder- und Jugendliteratur an der Fakultät
für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität in Bielefeld und der Professur für Kinder- und Jugendliteratur und ihre Didaktik am Institut für deutsche Sprache und Literatur II der Universität zu Köln hinzu, weshalb das Tagungsprogramm für zwei Tage angesetzt ist.

Dementsprechend ist der erste Tag dem Thema „Tod und Trauer in der Kinder- und Jugendliteratur“ gewidmet, während der zweite wie gewohnt thematisch offen Nachwuchswissenschaftler:innen zur Vorstellung ihres an Sepulkralkultur ausgerichteten Forschungsprojektes oder ihrer Qualifikationsarbeit zur Verfügung steht. Dafür können jetzt Vorschläge eingereicht werden. Die Veranstalter freuen sich aber auch über Einreichungen zum Thema des ersten Tages. 

Ziel ist die interdisziplinäre Auseinandersetzung zum Themenkreis um die Sepulkralkultur herum. Es geht dabei auch um die Zusammenführung empirischer und theoretischer Ansätze, um zu einen intensiven Austausch zu kommen. Auf diese Weise können aktuelle Fragen und Ergebnisse interdisziplinär beleuchtet und inhaltliche Gemeinsamkeiten transdisziplinär zusammengeführt werden.

Tagungssprache ist Deutsch, englischsprachige Beiträge sind möglich. Für Referierende werden die Kosten für maximal eine Übernachtung und die Verpflegung während der Tagung übernommen.

Bei Interesse das eigene Forschungsprojekt in einem Vortrag/einer Präsentation vorzustellen (max. 20 Minuten), Themenvorschlag bitte bis zum 01. November 2024 (mit Abstract von max. einer Seite nebst Curriculum Vitae) an die folgende E-Mail-Adresse senden: niedermeyer@sepulkralmuseum.de

Sonntag, 25. August 2024

Sternengräber – Abschied von den Kleinsten

Sternenkindergrab auf dem Ohlsdorfer Friedhof (Foto Leisner)
Das Kuratorium, das zur Unterstützung des immatierellen Kulturerbes der Friedhöfe gegründet wurde, veranstaltet seit 2021 in loser Folge kostenfreie "Digitale Salons". Dazu werden Fachleute eingeladen, die in einer Onlinesitzung ihre speziellen Friedhofsthemen vorstellen und mit den Teilnehmern diskutieren.

Der nächste Salon findet am 2. September, um 18.00 Uhr zum Thema der "Sternengräber" statt. Eingeladen sind die Vorsitzende des Bundesverbands Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V., Nicole Gehret, die Trauerbegleiterin Elke Heinen und das Kuratoriumsmitglied Dr. Michael Hase, Psychiater und Psychotherapeut. Sie werden über die Trauerverarbeitung und Erinnerungskultur für die Kleinsten sprechen, deren Grabstätten inzwischen auf fast allen Friedhöfen zu finden sind und mit ihrer liebevollen und oft bunten Gestaltung zu den berührendsten Orten auf Friedhöfen zählen.

Anmelden kann man sich unter diesem Link.


Donnerstag, 22. August 2024

Gestorben wird immer! - Online-Ausstellung von Studierenden

Friedhof mit Mauer und Beinbrecher, 15. Jh. (Bildnachweis s.u.)
 Studierende der Universität Würzburg haben sich im Rahmen eines Projektseminars am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft mit Friedhöfen als „lebendige Ausdrucksformen, die von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden“ (UNESCO) beschäftigt und dabei diese Orte, wie sie selbst etwas umständlich schreiben "als soziale Kulturräume begriffen, welche weit über ihre Funktionen als Orte der Erinnerung oder Begegnungsräume hinausweisen. Handwerkliche Techniken und Praktiken werden auch als spezifisches Wissen berücksichtigt, welche diese 'Kulturform' erhalten und (neu)gestalten. Auch müssen sie als Abbilder pluralistischer Gesellschaft gelesen werden."
 
Während des Seminars haben die Studierenden Friedhöfe besucht und sind dabei unterschiedlichen Perspektiven nachgegangen. Die Ergebnisse haben sie unter dem vielleicht etwas zu hoch gegriffenen Titel einer Onlineausstellung im Internet veröffentlicht. Ihre Seminararbeiten verweisen dabei auf verschiedene Arbeitsbereiche des Faches, das einst als Volkskunde firmierte: Historisch geht es um so interessante Themen wie "Beinbrecher, Hexengitter, Laurentiusrost -Reste populären Glaubens historischer Alltagswelt?" und "Soldatenfriedhöfe - Besonderer Orte des Gedenkens am Beispiel des Uettinger Friedhofs". Eine kleine Anmerkung: Der Schreibfehler im Text wurde von der Internetseite übernommen und ist nicht der einzige auf den Seiten der Ausstellung. Auch die Grammatik ist leider nicht immer lupenrein. 
Bei dem Thema "Grabgestaltung im Wandel?" geht es nicht, wie zu vermuten wäre, um Grabmäler, sondern um die Verwendung von Schmuckelemten und Grababdeckungen auf Gräbern, während der Beitrag "Die Menschen, der Friedhof und die (un)gewollten Pflanzen. Der Hauptfriedhof Würzburg als Multi-Spezies-Raum" die Pflanzen in Augenschein nimmt. Eine andere Perspektive nimmt das Interview ein, das mit einer Bestattungsfachkraft geführt wurde. Der Beitrag heißt "Frauen im Bestattungswesen - Besonderer Orte des Gedenkens am Beispiel des Uettinger Friedhofs", wobei der Untertitel verwirrend ist, weil in Text und Bildern nur das augenblickliche Bestattungswesen und die Rolle der Frauen darin thematisiert wird.
Insgesamt aber geben die Arbeiten einen interessanten Einblick in die Vielfalt dieses Studienfaches und zeigen, wie die Studierenden sich mit ihren Theman auseinandersetzen. 


Bildnachweis: Abbildung eines Friedhofs mit Mauer und Beinbrecher in: Miracles de Nostre Dame von Jean Mielot. Bodleian Library MS. Douce 374, fol 15v,

Donnerstag, 8. August 2024

Förderprojekt "Mehr Grün auf dem Friedhof"

Cover der Broschüre zum Förderprojekt des Bezirks Unterfranken
Der Bezirksverband Unterfranken für Gartenbau und Landespflege e.V. ist nicht nur Mitveranstalter der Tagung "Friedhöfe neu denken" im Oktober dieses Jahres, sondern hat zum Thema "Mehr Grün auf dem Friedhof..." auch eine interessante Broschüre herausgegeben, mit der auf sein Förderprojekt zur Grünbepflanzung hingewiesen wird. Zugleich würdigt diese Publikation die Friedhöfe und die Friedhofskultur und spricht sich für ihre Erhaltung durch Wandel aus. 

Aufgelockert von einer Vielzahl von Farbabbildungen gehen die einzelnen Texte auf das Kulturgut Friedhof, den gesellschaftlichen Wandel und speziell die Transformationsprozesse für die Friedhöfe und damit auch die Chance für neue Bestattungsformen und Grünkonzepte ein. Am Ende wird das Förderprojekt und seine Zielsetzung vorgestellt. Gefördert werden mit einer Summe von maximal 500 Euro die gestalterische und ökologische Aufwertung von Freiflächen auf Friedhöfen speziell durch die Pflanzungen von Bäumen und Gehölzen. Die Friedhöfe werden bei der Planung und Umsetzung der Vorhaben durch fachliche Beratung sowie praktische Hilfestellung vor Ort unterstützt. Ausgewählt werden sollen vorrangig klimarobuste Gehölze, die den veränderten klimatischen Bedingungen besser gerecht werden. Zum Antrag auf diese Fördermittel gehört eine Kurzbeschreibung der Maßnahme sowie ein Angebot für das Pflanzenmaterial. 

Die Broschüre, sowie Förderrichtlinien und Antragsvordruck, sind sowohl im Druck wie im Netz veröffentlicht.

Sonntag, 4. August 2024

Tagung "Friedhöfe neu denken"

Blick auf den historischen Friedhof um die Schlosskirche in Bentheim (Foto Leisner)
Im Tagungs- und Kulturzentrum "Schüttbau" in Hofheim findet am 04.10.2024 und 05.10.2024 die Tagung "Friedhöfe neue denken statt, die sich an Personen aus der bayerischen Heimat- und Archivpflege und an Aktive im Ehrenamt, an die Kommunen, an Architekten und Architektinnen, Planer und Planerinnen sowie alle interessierten Bürgerinnen und Bürger richtet. Veranstalter sind der  Bezirk Unterfranken, Referat Kulturarbeit und Heimatpflege, und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e. V., unterstützt werden sie vom Archäologischen Spessartprojekt e. V. und dem Bezirksverband Unterfranken für Gartenbau und Landespflege e. V.

Als Hintergrund wird daran erinnert, dass Friedhöfe, "ob in der Stadt oder auf dem Land, ... in den letzten Jahren einem krassen Wandel unterworfen" sind: "Brachliegende Grabstellen prägen häufig ihr Aussehen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Urnenbestattung – sei es im Friedhof oder im Friedwald. Das fordert ein Umdenken bei der Gestaltung der Friedhöfe. Im Fokus steht dabei ebenso der ökologische Wert dieser grünen Oasen: Wie kann man Friedhöfe klimafest machen? Welche Möglichkeiten gibt es, ihre Bedeutung als Orte der Begegnung mit sich und anderen zu stärken? Nicht zuletzt sind Friedhöfe Archive in freier Natur mit historischen und neu errichteten Denkmälern."

Den Auftakt bildet nach der obligaten Begrüßung der Vortag von dem Geschäftsführer des Kuratoriums Immaterielles Erbe Friedhofskultur, Tobias Pehle, der den Kulturraum Friedhof und das Immaterielle
Erbe Friedhofskultur vorstellt. Außerdem wird das Thema aus den Perspektiven Theologie, Denkmalpflege, Ökologie und Bestattungswesen erörtert und es soll die Zukunft der Friedhöfe diskutiert werden.

Hier das genaue Programm:

Samstag, 3. August 2024

Ein Buch zum kommenden Jubiläum für den Riensberger Friedhof

Vor zwei Jahren habe ich hier schon auf die Arbeit des Künstlers und Autors Michael Weisser über den Riensberger Friedhof in Bremen hingewiesen. Inzwischen ist seine Arbeit weitergegangen und er hat gerade eine zweite Publikation zum bevorstehenden 150-jährigen Jubiläum des Friedhofs im Jahr 2025 unter dem Titel "150 Jahre Riensberger Friedhof: Die Liebe höret nimmer auf! Über das Entstehen, Wachsen, Blühen, Welken und Vergehen. Ein Beitrag zur Sepulkralkultur." herausgebracht. Darin geht es unter anderem um die "Gestalter des Friedhofs, der Friedhof als Biotop zwischen Natur und Kultur, das alte Dorf Schwachhausen, Chronologie des Friedhofs, bedeutende Gräber und ihre Geschichten, Gräber von Freimaurern, über den Erhalt von historischen Grabsteinen, Statements zum Friedhof als Kulturwert, Literatur/Quellen, Index."

Damit legt Weisser nach seinem ersten quellenbasierten Buch zur Geschichte einen Bildband mit übersichtlicher Chronologie, neuen Informationen und vor allem mit neuen Fragestellungen zu diesem Ort und seiner besonderen Bedeutung vor, wie er auf seiner Website schreibt. Dort sind auch eine Reihe von Bild- und Textseiten veröffentlicht, so dass man sich einen guten Eindruck über dieses neue Werk verschaffen kann.

Montag, 22. Juli 2024

Call for papers - Jahrestagung Arbeitskreis Thanatologie in Hamburg 2025

Grabmal auf dem Kirchhof in Kollmar an der Elbe (Foto Leisner)
Am 28. Februar und 1. Marz 2025 soll die interdisziplinare Tagung "Kulturen der Trauer und des Todes in Geschichte, Gegenwart und Zukunft" in Hamburg stattfinden, die von Norbert Fischer und Thorsten Benkel organisiert wird. 

Es sollen unterschiedliche Facetten des Verhältnisses der Kultur(entwicklung) und dem Diskursgeflecht Sterben/Tod/Trauer ausgelotet werden. Vor einem breiten thematischen und disziplinären Horizont sind Vortragsvorschläge willkommen, die Bezüge in theoretischer, empirischer oder auch methodologischer Ausrichtung aufgreifen. 

Die Veranstalter rufen zur Teilnahme und Einsendung von Abstracts im Umfang von bis zu 2.500 Zeichen zzgl. einer kurzen Personendarstellung bis 15. September 2024 auf (zu senden an: norbertfischer@t-online.de oder Thorsten.Benkel@uni-passau.de) Weitere Informationen finden sich hier.


Sonntag, 21. Juli 2024

Die Eiche - das neue Kolumbarium in Lübeck wurde eröffnet

Blick auf die Urnenwände in der „Gelben" und der
,,Roten Galerie". Foto: Jörg Schwarze (aus der Pressemappe "DIE EICHE")
Am 20. Juni dieses Jahres wurde das neue Kolumbarium DIE EICHE in Lübeck eröffnet, das eigentlich schon vor zwei Jahren fertiggestellt war und dann lange auf die Betriebserlaubnis warten musste. Ich habe es in diesem Blog schon damals vorgestellt. Jetzt konnten die Initiatoren Peggy Morenz und Michael Angern mit Freunden und Partnern die Eröffnung feiern. Redner waren Dr. Dirk Pörschmann, Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel, Dr. Barbara Happe, Kulturwissenschaftlerin aus Jena, und der Philosoph Christoph Quarch aus Fulda. 

Das denkmalgeschützte Gebäude am historischen Hansahafen wurde nachdem vor zehn Jahren die erste Idee aufgekommen war, nun seiner neuen Bestimmung übergeben. Dazu mussten umfangreiche Umbauten in dem historischen Speicher durchgeführt werden, der trotz der unterschiedlichsten Nutzungen im Laufe der Zeit sein historisches Flair nicht eingebüßt hat.

Vorläufer für diese Form der Kolumbarien ist unter anderem die – als erstes innerstädtisches Kolumbarium 2014 eingeweihte – katholische Grabeskirche St. Bartholomäus in Köln. Demgegenüber hat DIE EICHE ein überkonfessionelles Konzept mit einem, wie die Initiatoren betonen, neuen seelsorgerischen und kuratorischen Ansatz. Die Trägerschaft des innenstädtischen Friedhofs liegt bei der Heilsarmee. Die Einrichtung des Friedhofs erfolgte privatwirtschaftlich. In dem ehemaligen Speicher ist Platz für die Aschen von rund 3400 Verstorbenen. Allerdings wird dieser Platz, wie auf anderen Friedhöfen auch, mit einer zeitlich begrenzten Ruhefrist erworben. Im Grabpreis ist anders als sonst die Endbestattung nach Ablauf dieser Frist in Form einer Seebestattung oder einer Verstreuung in einem Eichenhain enthalten.

Im Haus sollen stets ehrenamtliche Trauerbegleiter der Heilsarmee als Ansprechpartner für trauernde Hinterbliebene präsent sein. Daneben sollen Konzerte und Lesungen sollen, wie es in dem Pressetext, aus dem hier zitiert wird, heißt „das Lebendige mit dem Kontemplativen verbinden“. Das Haus ist während der Besuchszeiten für jeden offen und könnte damit auch zu einer Begegnungsstätte werden. Mögliche zukünftige Gewinne aus seinem Betrieb sollen in eine noch zu gründende gemeinnützige Stiftung mit dem Zweck der Förderung sozialer Aufgaben und der Abschiedskultur fließen.  

Weitere Informationen gibt es unter www.die-eiche.de.        



Dienstag, 25. Juni 2024

Ohlsdorfer Friedensfest 2024

 Auch in diesem Jahr findet Ende Juli/Anfang August wieder das Friedensfest auf dem Ohlsdorfer Friedhof statt. Sein Name leitet sich nicht so sehr von der Bombardierung der Stadt durch die Alliierten Ende Juli bis Anfang August 1943 und dem dadurch ausgelösten entsetzlichen Feuersturm her, sondern soll vielmehr, wie die veranstaltenden Initiativen schreiben, an die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnern, zu der dieser Krieg schließlich durch das militärische Eingreifen der Allierten führte. So ist das Fest "ein Bekenntnis zu den heute geltenden demokratischen Werten, insbesondere der Anerkennung der Würde des Menschen. Werte, die das damalige NS-Regime verachtete und permanent missachtete".

Hier folgt der Einladungsflyer, den man auch hier downloaden kann. Und natürlich wird auch der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. mit Führungen zum Thema vertreten sein:




Mittwoch, 12. Juni 2024

Neue "Frauenpower" für Dresdens Friedhofskultur

Familiengruft von Seydlitz und Kurzbach auf dem Alten Annenfriedhof in Dresden (Von SchiDD - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56975254)

Wie die Verwalterin der Annen-Friedhöfe und Sprecherin des Netzwerkes Dresdner Stadtteilfriedhöfe, Lara Schink, auf ihrer Facebook-Seite schreibt, unterstützt seit Mai diesen Jahres die 28-jährige Kunsthistorikerin und gebürtige Dresdnerin Nathalie Reith die Friedhofs-Kulturarbeit in Dresden. Für sie wurde eine neue Stelle geschaffen. Der Schwerpunkt ihrer Projektarbeit soll vor allem im Planen und Koordinieren gemeinsamer Projekte in den Bereichen Öffentlichkeits- und Kulturarbeit liegen. 

Damit sollen Dresdnerinnen und Dresdner generationsübergreifend an Friedhöfe und deren Mehrwert in ökologischer, erinnerungskultureller und lokalgeschichtlicher Hinsicht herangeführt werden. Die Inhaberin dieser neuen Stelle ist stark mit der Stadt verwurzelt und begeisterte sich bereits während ihres Studiums für Sepulkralarchitektur und Friedhofskultur. Wie sie sagt, liegt ihr der Gedanke, die lokalen Friedhöfe als bedeutende kulturelle Institutionen zu bewahren und weiterzuentwickeln, besonders am Herzen. Friedhöfe sind für sie nicht nur Orte des Abschieds, sondern auch zentrale Ankerpunkte für Erinnerungskultur und Gemeinschaft.  

In Dresden gibt es mit beinahe 60 verschiedene Friedhöfe und damit auch einen großen Reichtum an historischen Grabmalen und Anlagen. Träger von 49 Friedhöfen in der Stadt ist die Evangelisch-Lutherische Kirche, die diese neue Stelle geschaffen hat. Lara Schink, die durch ihre Arbeit stark daran mitgewirkt hat, dass der Bedarf für eine solche personelle Verstärkung der sepulkralen Öffentlichkeitsarbeit erkannt worden ist, erhofft sich davon, dass die Vielfalt und Vielseitigkeit der Dresdner Friedhofslandschaft so noch erlebbarer wird und dadurch auch Berührungsängste mit dem Ort Friedhof abgebaut werden können. Die Projekte auf den Friedhöfen sollen zudem auch Angehörige bei der Trauerverarbeitung unterstützen – zum Beispiel durch Seelsorge- und Begegnungsangebote.      

Freitag, 24. Mai 2024

"HALT" - Das Jahrbuch für Sepulkralkultur 2024


Cover des neuen Jahrbuchs

Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. in Kassel hat auf ihrer letzten Jahresversammlung beschlossen die vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift "Friedhof und Denkmal", die seit 1956 zuerst als Informationsblatt für die Mitglieder später als anspruchsvolle Vierteljahresschrift herausgegeben wurde zugunsten anderer Medien einzustellen. Für die Mitglieder und Freunde des Vereins gibt es inzwischen einen Newsletter, der per Mail verschickt wird und im Augenblick relativ häufig im Postfach landet. Als "wertige" Publikation ist nun kurz vor der diesjährigen Mitgliederversammlung das erste Jahrbuch des Vereins mit dem aussagekräftigen Titel "Halt" erschienen und kam heute zusammen mit der letzten Ausgabe der Zeitschrift mit der Post. 

Das Jahrbuch soll, so steht es in der letzten Ausgabe der Zeitschrift, "sowohl in Form wie auch Inhalt die Arbeit des Vereins, des Museums und des Zentralinstituts für Sepulkralkultur sowie das Alleinstellungsmerkmal dieser Konstellation sichtbar" machen. Zudem wird damit eine "Öffnung in die Gesellschaft" angestrebt, wodurch auch das Netzwerk erweitert werden soll.

Cover der letzten Ausgabe

Die letzte Ausgabe der Zeitschrift trägt auf der Rückseite eine Art Todesanzeige mit den Daten: "* Juni 1956 - + April 2024". Die Texte stammen teilweise von Anna Lischper M.A., die im Museum für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, das Museumsmarketing und die Redaktion zuständig ist. Dabei überschneidet sich der Inhalt in einigen Teilen mit dem des neuen Jahrbuchs. In den Rubriken "Museum", "Ausblick", "Sammlung und Forschung", "Verein" und "Termine" werden unter anderem vergangene und gegenwärtige Ausstellungen des Museum und seine Neukonzeption thematisiert. 

Rückseite der letzten Ausgabe
Ebenso wie die letzte Ausgabe der Zeitschrift hat das auch neue Jahrbuch ein ambitioniertes und ansprechendes Layout. Dazu kommt in der 88seitigen, großformatien Broschüre eine für ältere Augen sehr freundliche Schriftgröße und Gestaltung. 

Aufgelockert werden die Beiträge durch Kurzgeschichten und immer einmal wiederkehrende Seiten mit dem Thema "Mein Friedhofsmoment", auf denen Friedhofsbilder und die zugehörigen Gedanken jener, die sie fotografiert haben, abgedruckt sind. Inhaltlich bietet das Jahrbuch einen bunten Mix, der von in und ausländischen Kurzporträts von historisch interessanten Friedhöfen, über Interviews - sowohl TV-Moderator Ralph Caspers wie der Holzbildhauer Stephan Balkenhol werden über den Tod befragt -, einem Essay des Soziologen Thorsten Benkel zum Thema Sozialer Tod, einem Gastbeitrag von P. Anselm Grün OSB zum Thema Trost und Trösten, sowie Beiträgen zum eigenen Selbstverständnis und der zukünftigen Entwicklung von Verein, Museum und Zentralinstitut reicht. Auffällig ist, dass für das Jahrbuch - anders als bisher in der Zeitschrift - in der Öffentlichkeit bekannte Persönlichkeiten interviewt bzw. um einen Beitrag gebeten worden sind. Eine Fülle von teilweise großformatigen Abbildungen runden die Textbeiträge ab. 

 

Editorial des Herausgebers

Friedhof und Denkmal, Zeitschrift für Sepulkralkultur 3/4 2023, 46 S., zahlr. farb. Abb.
 
Halt. Das Jahrbuch für Sepulkralkultur. 2024, Hrsg. Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V., Kassel 2024, 88 S., Format DinA4, zahlr. farb. Abb., 12 Euro, Bezugsquelle: Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal  info@sepulkralmuseum.de



Freitag, 3. Mai 2024

R.I.P. Die letzte Adresse - Tod und Bestattungskultur in Leipzig

Cover der Ausstellungsbroschüre
Im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig findet zur Zeit - vom 20.3. bis 1.9.2024 - eine Sonderausstellung zu Tod und Bestattung in der eigenen Region statt. Dazu gibt es ein Begleitprogramm, bei dem neben Vorträgen, Musikdarbietungen zum Thema, auch Ausstellungs- und Friedhofsführungen angeboten werden.
 
Das Das Begleitbuch zu der Sonderausstellung geht auf die unterschiedlichen Aspekte der Bestattungskultur der Stadt näher ein. Doreen Zerbe, die sich schon in ihrer Dissertation mit den Denkmalen in der Stadtkirche Wittenberg als Zeugnisse lutherischer Memorialkultur befasst hat, zeichnet die Entwicklungsgeschichte der Leipziger Friedhöfe und der jeweiligen zeitgenössichen Bestattungskultur nach. Der folgene Beitrag geht auf die jüdischen Friedhöfe am Ort ein. Besonders interessant ist, dass die sozialistische Bestattungskultur in der Stadt in einem eigenen Kapitel thematisiert wird und ein weiteres speziell auf den Sozialistischen Ehrenhain auf dem Leipziger Südfriedhof eingeht. 

Die Themen „Menschen ohne Grabstein“, „Bestattung in einer globalisierten Welt“ und ein Interview mit einem Bestatter, sowie ein Hinweis auf die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e.V., die sich der Erhaltung der Friedhofskultur verschrieben hat, runden das Buch ab. 

Zwischen den Beiträgen findet sich auf schwarzem Grund jeweils die Frage „Hätten Sie’s gewusst?“ und dazu werden kurze allgemeine Informationen zum Thema gegeben.    

Insgesamt ist es sehr zu begrüßen, dass gerade ein Stadtmuseum so ausführlich dieses besondere Thema bezogen auf die eigene Region untersucht und seinen Besuchern vorstellt. Ungewöhnlich ist dabei auch das Titelbild der Website, das ein Aquarell von Leipzigs erstem Bestattungsinstitut zeigt. 

                Screenshot der Ausstellungswebsite mit Aquarell des ersten Leipziger Beerdigungsinstitutes

 Allerdings würde ich die Aussage auf dieser Seite, dass heute der Tod weithin als größtes Tabuthema des modernen Menschen gilt, nicht unterschreiben.

R.I.P. – DIE LETZTE ADRESSE. Tod und Bestattungskultur in Leipzig. Begleitbuch zur gleichnamigen Sonderausstellung. Herausgegeben von Ulrike Dura, Anselm Hartinger, Steffen Poser im Auftrag der Stadt Leipzig. 2024 Leipzig, 119 Seiten, zahlr. Abb.

Mittwoch, 17. April 2024

Das Totengräberhaus in Nürnberg-Wöhrd

Grab von Veit Stoß auf dem St. Johannisfriedhof in Nürnberg
Das ehemalige Totengräberhaus des evangelischen Friedhofs in Nürnberg-Wöhrd entstand im 17. Jahrhundert und wurde vor einiger Zeit als Baudenkmal aufwändig instandgesetzt. (Ein hübsches Bild des Friedhofs aus dem 18. Jh., der wie die beiden berühmteren Nürnberger St. Johannis- und St. Rochusfriedhof ebenfalls mit liegenden Grabsteinen - s. Abb rechts - besetzt ist, gibt es hier zu sehen.)

 Seit dem letzten November ist dort eine  Dauerausstellung zu sehen, in der am authentischen Ort, also in den früheren Wohnräumen des jeweiligen Totengräbers, die Geschichte von Wöhrd mit dem Schwerpunkt auf dem Friedhof, der heute noch in Betrieb ist, vorgestellt wird. Neben der einstigen Begräbniskultur, werden auch die Lebensumstände der Menschen beleuchtet, die in Wöhrd lebten und begraben sind, aber auch die jener Menschen, die auf dem Friedhof arbeiteten. Audiostationen und besondere Objekten aus dem Alltag des Totengräbers laden zudem dazu ein, sich auch mit der eigenen Vergänglichkeit auseinander zu setzen.

Zusammen mit dem heutigen Wöhrder Friedhof wurde eine Kapelle an der Südwestecke errichtet, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde. Zuvor hatte die Einwohner von Wöhrd ihre Toten bei der dortigen St. Bartholomäuskirche beerdigt. Dieser Kirchhof wurde am 16. Mai 1529 geschlossen und an den heutigen Ort vor die östlichen Stadtmauern an der Kreuzung der Wege nach St. Jobst und Mögeldorf verlegt. Der historische Teil des - 1562 und 1642 nach Süden, 1882 nach Norden erweiterten - Friedhofs weist die für Nürnberg typischen liegenden, genormten Grabsteine auf. 1632/34 wurden dort viele Pestopfer aus dem schwedischen Regiment von Hastver beerdigt. 1662 wurde das noch stehende Totengräberhäuschen in der Mitte des Friedhofs errichtet. 

Angeregt wurde die Dauerausstellung von der Gemeinde St. Bartholomäus in Wöhrd, der der Friedhof gehört. Die Umsetzung wurde durch die Altstadtfreunde e. V., den Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg e. V., den Vorstadtverein Nürnberg Wöhrd von 1877 e. V. sowie durch private Spendenbeiträge gefördert und von Dr. Antonia Landois, Alice Olaru M. A. und Helge Weingärtner M. A. vom Stadtarchiv Nürnberg inhaltlich erarbeitet.

Friedhof Wöhrd, Totengräberhaus Wöhrd, 1. Stockwerk, Bartholomäusstraße 44, 90489 Nürnberg. Der Zugang zur Ausstellung ist aufgrund der historischen Bausubstanz nicht barrierefrei. Öffnungszeiten Di-Fr 10-16 Uhr 

Laut der Website des Nürnberger Stadtarchivs soll im zweiten Quartal 2024 eine Online-Präsentation der Ausstellungsinhalte erfolgen. Die Informationen zu dem Friedhof sind der Zeitschrift Norica, Sept. 2018, S.85 entnommen. 

Zu dem Bild oben: Es zeigt jene liegenden Platten, die seit dem Erlaß des Nürnberger Rates von 1520 vorgeschrieben waren, um die Gleichheit im Tode zu sichern. So ähnlich sehen auch die Grabmale auf dem Wöhrder Friedhof aus. Bildnachweis: Von Tilman2007 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62339852


Dienstag, 16. April 2024

Jubiläumsjahr: 160 Jahre Zwölf-Apostel-Kirchhof

Screenshot der Seite der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde zu den Jubiläumsveranstaltungen
Der Zwölf-Apostel-Kirchhof in Berlin feiert in diesem Jahr sein 160jähriges und die zugehörige Kirche ihr 150jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsjahr, zu dem eine Reihe von Veranstaltungen gehören. So gibt es schon am Freitag 19.4. einen Vortrag: "Schöneberg auf dem Weg nach Berlin" und am 26.4. macht der Friedhof mit einer Lesung auf "Die Affäre Kießling" von 1984 aufmerksam. Bis zum Oktober folgen dann mindestens zwei bis drei interessante Veranstaltungen im Monat, darunter Konzerte, Führungen und eine große Jubiläumsnacht des Friedhofs. Man findet alle Veranstaltungen unter diesem Link. Darunter ganz am Ende im Dezember dann leider auch eine Abschiedveranstaltung für den langjährigen und sehr aktiven Öffentlichkeitsbeauftragten des Friedhofs "Au Revoir - Bertram von Boxberg sagt auf Wiedersehen!", bei der ein Rückblick auf die Vielzahl von Veranstaltungen und Ereignissen gewagt wird, mit denen die Kirchhöfe in den letzten elf Jahren der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Dabzu heißt es: "Es gibt unter anderem kleine Video Beispiele, die von Stephan von Bothmer begleitet werden. Hinter allem steht die Frage - wie funktioniert das eigentlich - Öffentlichkeitsarbeit für Friedhöfe?" - ein wichtiges und interessantes Thema!

Dienstag, 12. März 2024

Florian Greiner: Die Entdeckung des Sterbens

Cover von "Die Entdeckung des Sterbens", De Gruyter Wissenschaftsverlag
Obwohl das Buch von Florian Greiner sich nicht direkt auf historische Friedhöfe bezieht, möchte ich es hier doch vorstellen, weil darin die Entwicklung des Themas Tod und Sterben in unserer jüngsten - deutsch-deutschen - Geschichte grundlegend untersucht wird. Dieses Thema und die Einstellungen zu Sterben und Tod beeinflussen auch den Umgang mit Bestattungen, Friedhöfen und Orten der Erinnerung.

Der Historiker hat in seiner Habilitationsschrift die kulturellen und zeithistorischen Veränderungen des Umgangs mit dem Sterben nach 1945 untersucht. Dabei stehen, wie erwähnt, nicht so sehr Bestattungs- und Erinnerungskultur, sondern sozusagen die „Sterbekultur“ im Focus. Allerdings erfolgen im Laufe der Arbeit immer wieder kursorische Seitenblicke auf den Bereich der Trauer-, Friedhofs- und Bestattungskultur. Die sehr umfangreiche und akribisch recherchierte Studie wurde mit dem Mieczysław-Pemper-Forschungspreis der Universitätsstiftung Augsburg ausgezeichnet.

Der Titel der Untersuchung bildet zugleich die zentrale These der Arbeit (S. 3): Dem Autor geht es dabei darum, dass seiner Lesart nach das Sterben nach 1945 zu keiner Zeit etwas „Unsagbares“ darstellte. Er will „vielmehr zeigen, dass die bis heute omnipräsente These von der vermeintlichen Tabuisierung von Tod und Sterben in der modernen Gesellschaft einen wichtigen Bestandteil jener kulturkritischen Problemdiagnosen … markierte, die die Zeitgeschichte des Lebensendes prägten.“ Ihm geht es darum, „das Verdrängungsnarrativ aufzubrechen und konsequent zu historisieren, seinen Erfolg zu erklären und seine Folgen zu analysieren.“

Montag, 19. Februar 2024

Der Friedhof als kommunales Erfolgsprojekt der Zukunft

Dieses von der Initiative „Raum für Trauer“ herausgegebene Buch verspricht im Titel, dass der Friedhof der Zukunft ein kommunales Erfolgsprojekt werden kann. Dafür wird zugleich "Theorie und Praxis für Entscheider" geliefert. Der ideelle Träger der Initiative ist die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. in Kassel. Die Initialzündung dazu aber ist aus der Kunstgießerei Strassacker in Süßen gekommen, deren stellvertretender Geschäftsführer Günter Czasny das Projekt des "Campus Vivorum", um das es in diesem Buch geht, am Firmensitz ins Leben gerufen hat. Elf Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen mit dem Friedhof verbundenen Berufsfeldern stellen ihre Sicht auf die zukunftigen Räume der Trauer in insgesamt elf Beiträgen dar. Nach einem gemeinsamen Vorwort der Herausgeber geht es dabei um die Oberthemen "Friedhof und Gesellschaft", "Friedhof und Trauer", "Friedhof und Raum" und "Friedhof und Experimente".

Das Thema Trauer wird dabei von unterschiedlichen Seiten beleuchtet, wobei die Beiträge oft zu der in den letzten Jahren immer stärker hervorgehobenen Erkenntnis kommen, dass Trauer einen Ort braucht und dass Trauernde an diesem Ort, also am Grab, Trauerhandlungen durchführen möchten. Gemeint ist damit das Ablegen von Blumen und Gegenständen; das Gedenken an die oder den Verstorbenen, z.B. auch in Form von Bildern; die Aufstellung eines Grabsteins; das Schmücken und Pflegen der Grabstelle. 

Sonntag, 21. Januar 2024

transmortale XIII - Tagungsprogramm

Blick in das Museum für Sepulkralkultur in Kassel (Quelle)

Die dreizehnte "transmortale – Neue Forschungen zum Thema Tod", die "deutschlandweit einzigartige Tagung zu den Themen Sterben, Tod und Trauer" findet in diesem Jahr am Samstag, 23.03.2024 von 10 bis 17 Uhr im Museum für Sepulkralkultur in Kassel statt. Neu ist, dass in diesem Jahr die Stiftung Deutsche Bestattungskultur als Unterstützer und Kooperationspartner zu den Veranstaltungspartnern hinzutritt. Zunächst ist eine Zusammenarbeit bis 2028 vereinbart. 

Die Stiftung versteht diese Kooperation als Signal "für mehr Grundlagenforschung, interdisziplinären Austausch und Schaffung öffentlicher Formate zum Austausch von Erfahrungen, Gedanken und Ideen". Die Tagung wird dabei finanziell gefördert und Dr. Simon Walter, Kulturbeauftragter der Stiftung, ist dem Organisationsteam beigetreten. Wie immer bietet die jährlich stattfindende Tagung jungen Wissenschaftler*innen und anderen interessierten Forschenden eine Plattform für das Forschungsfeld Sterben, Tod und Trauer. Sie sind angesprochen, ihre Perspektiven in größerer Runde vorzustellen und zu diskutieren. Ziel ist eine interdisziplinäre Auseinandersetzung, die empirische und theoretische Ansätze zusammenführt und einen intensiven Austausch eröffnet.

Donnerstag, 11. Januar 2024

Gräber, Grüfte und Gebeine. Tod in der Frühen Neuzeit.

2009 hat sich in Berlin die Arbeitsgemeinschaft Sepulkralkultur der Neuzeit (ar.se.n.) zur Erforschung kulturhistorischer Erscheinungsformen gegründet, „die mit Sterben, Tod, Bestattung, Totengedenken, aber auch damit verbundenen Emotionen wie Trauer und Trost in der Frühen Neuzeit zusammenhängen“. 2022 haben vier Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft unter dem Titel "Gräber, Grüfte und Gebeine. Tod in der Frühen Neuzeit" einen umfangreichen Sammelband herausgegeben, der sich der vielfältigen Bestattungskultur dieser Zeitspanne (ca. 1500–1800) widmet. Beteiligt sind daran Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen. Sie vertreten neben der Archäologie der Neuzeit die Anthropologie, Kunstgeschichte, Geschichte, Europäische Ethnologie und Theologie, sowie die Restaurierungswissen-schaft mit ihren differenzierten Untersuchungsmethoden jener Relikte, die in Gräbern und Grüften gefunden werden. Im Jahr der Gründung von "ar.se.n." erschien übrigens in „Ohlsdorf – Zeitschrift für Trauerkultur“ ein ausführlicher Beitrag über die Gruft unter der Parochialkirche in Berlin-Mitte, die im vorliegenden Band in verschiedenen Beiträgen eine Rolle spielt und deren Erforschung sozusagen als Ausgangspunkt der Arbeitsgemeinschaft angesehen werden kann.

Samstag, 6. Januar 2024

Ausstellung "Sterblich sein" in Wien

Im Wiener Dommuseum ist noch bis zum 25. August 2024 die Ausstellung "Sterblich sein" zu sehen. Wie auf der Website zu lesen ist, befasst sich die Ausstellung mit dem Lebensende und zwar im Rahmen der Kunst. Es werden Kunstwerke, die einen kulturhistorischen Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart spannen, einander gegenübergestellt. Damit soll "der tiefen Bedeutung von Tod nicht nur im individuellen, sondern auch im kollektiven und gesellschaftspolitischen Kontext" nachgespürt und "intime, persönliche Ansätze ... genauso ... wie die öffentliche, politische Rolle des Sterbens und die Auseinandersetzung damit" beleuchtet werden.

Dazu gibt es im Netz ein ausführliches Begleitheft, in dem die ausgestellten Kunstwerke vorgestellt werden. Nur wenig bezieht sich darunter so direkt auf einen Bestattungsplatz wie die Blätter aus der Serie "Zu Besuch beim Todt – Herr Stifter läd’ ein", die Maria Bussmann (geboren 1966) 2023 geschaffen hat.
Illustration der Gartenlaube 1872 (Quelle wikimedia)

Adalbert Stifters Text "Ein Gang durch die Katakomben" beschreibt das Netz aus Gängen und Gewölben unter dem Stephansplatz, wo bis ins 18. Jahrhundert der Friedhof der Kirche lag. Zu Stifters Zeiten lagen die Toten dort in offenen Särgen und es war schmutzig und dunkel. 

Für ihre Bildserie hat die Künstlerin auch die Totenbücher aus dem Domarchiv genutzt, in denen die Namen der in den herzoglichen Grüften Begrabenen aufglistet sind. Im Begleitheft heißt es dazu: "Durch Vignetten, die an jene der Totenbücher erinnern, eröffnet Bussmann eine Sicht auf Szenen, die einer verkehrten Welt entsprungen scheinen. Hier sind etwa die Skelette höchst lebendig dabei, ihr Tagwerk zu verrichten, während die Tourist*innen wie geisterhafte Gestalten wirken. Maria Bussmann macht diesen Zwiespalt des Totengedenkens offenkundig. Zwischen Heiligkeit und Grausen liegt eine tiefe Verunsicherung, die sich als menschliche Grundkonstante erweist: Mitten im Leben ist der Tod nah." (Zu den Katakomben siehe auch die Gartenlaube von 1872)


Institutionalisierter Tod - Geschichte der Berliner Leichenhäuser

 In der neuen Reihe „Tod und Agency“ ist als – zuerst erschienener – zweiter Band die überarbeitete und gekürzte Dissertation der Mitherausgeberin Nina Kreibig erschienen. In dieser Reihe soll – wie es im Vorwort heißt – ein kultur- und sozialgeschichtlicher Schwerpunkt mit interdisziplinären Ansätzen verbunden werden, „um die handelnden Personen und Institutionen in den jeweiligen Todeskontexten zu beleuchten“, daher der Titel der Reihe. Herausgeber sind außer der Autorin der bekannte österreichische Kulturwissenschaftler Thomas Macho und der Historiker Moisés Prieto, dazu stehen die Namen von einer Reihe in der Sepulkralwissenschaft bekannter Namen im Verzeichnis des wissenschaftlichen Beirats. 

Die profunde Studie von Nina Kreibig setzt sich zum ersten Mal intensiv mit den Ideen und Ängsten, aber auch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinander, die in Berlin zwischen 1794 und 1871 zur Einrichtung von Leichenhäusern geführt haben. Neben einer chronologischen Entwicklungsgeschichte der einzelnen Einrichtungen, die meist kirchlichen Friedhöfen zugeordnet wurden, wird die zeitgenössische Wahrnehmung in Bezug auf diese Institutionen untersucht. Dabei steht besonders der Wandels der Bestattungskultur und der Todesvorstellungen im Vordergrund. Mit der Frage nach den Gefühlen, die für die Errichtung von Leichenhäusern bestimmend waren, und nach den Narrativen in Bezug auf Tod und Sterben wird auch die Emotionsgeschichte einbezogen. Parallel dazu wird die Stadtentwicklung Berlins thematisiert und gefragt, welchen Einfluss die Industrialisierung verbunden mit dem städtischen Bevölkerungswachstum auf die Entwicklung der Bestattungskultur und speziell der Leichenhäuser hatte. Ein weiterer Blickwinkel bezieht unter dem Stichwort „Partizipation und Agency“ die handelnden Personen und ihre gesellschaftlichen Gruppen ein und fragt danach, an wen sich die Akteure richteten und an wen nicht.