Dienstag, 8. Januar 2008

Historische Friedhöfe in Deutschland

Titelseite (mit fr. Genehmigung Bund Heimat und Umwelt)
Der BHU (Bund Heimat und Umwelt), Bundesverband für Natur- und Denkmalschutz, Landschafts- und Brauchtumspflege e.V., hat unter dem Titel "Historische Friedhöfe in Deutschland" ein neues Buch herausgegeben, in dem 90 mehr oder weniger alte Friedhofsanlagen auf jeweils ein bis zwei Seiten alphabethisch nach Bundesländern geordnet vorgestellt werden. Zusätzlich sind auf den - jedem Bundesland vorangestellten - Überblickkarten jeweils pro Land 5 bis 15 weitere historische Friedhöfe eingezeichnet, über die allerdings keine weiteren Details angegeben werden.

Eingeleitet wird die Aufzählung der Friedhöfe von einem grundlegenden Beitrag des Berliner Gartenbaudirektors und stellvertretenden Landeskonservators Klaus-Henning von Krosigk, der die Bewahrung historischer Friedhöfe als Aufgabe der Gartendenkmalpflege in den Mittelpunkt rückt und nachdrücklich darauf hinweist, dass diese Anlagen zu den bedrohten Kulturdenkmalen des Bundesrepublik gehören, denen bislang zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden ist.

"Grundvoraussetzung ist und bleibt aber das Wissen um einen oftmals von der Vernichtung bedrohten Schatz", schreibt er in diesem Zusammenhang. Dieses Wissen zu verbreiten ist das Ziel der vorliegenden Publikation, die als Nachschlagewerk zu den einzelnen Friedhöfen gute Dienste leisten kann. Allerdings wird, wer nähere Informationen sucht, enttäuscht: Auf maximal einer bis zwei Seiten, die sich der Text zudem noch mit Bildern teilen muss, lassen sich nun einmal kaum tiefgründige Aussagen über die einzelnen - meist hochkomplexen - Friedhofsanlagen mit ihren Grabstätten, ihren berühmten Verstorben und ihren kunst- und kulturhistorisch bedeutenden Grabmalen und ihren Sonderanlagen machen.

So merkt man den Texten denn auch an, dass sie nicht von Friedhofskennern, sondern zum größten Teil von Denkmal- und Gartendenkmalpflegern verfasst worden sind, bei denen Friedhöfe und Grabmale normalerweise im Alltagsgeschäft eher untergehen. Hauptsächlich werden Geschichte und Gestaltung der Anlagen vorgestellt, während Grabmale und kulturgeschichtliche Fakten eher am Rande erwähnt werden, wobei sich manchmal auch Fehler und Auslassungen eingeschlichen haben, wenn zum Beispiel die beiden zeitlich aufeinander folgenden und sehr unterschiedlich arbeitenden Friedhofsdirektoren des Ohlsdorfer Friedhofes in Hamburg beide als der Hannoverschen Schule zugehörig bezeichnet werden, oder das Denkmal, das Walter Gropius 1922 in Weimar für die im Kapp-Putsch gefallenen Arbeiter entwarf, in Bildunterschrift und Text nur mit seinem Spitznamen "Blitz" benannt wird und man vergeblich nach ein wenig mehr Information über seinen Hintergrund sucht.

Trotz solcher kleinen Mängel aber ist es sehr dankenswert, dass sich die Denkmalpflege in Deutschland in Verbindung mit dem BHU mit dieser Publikation dafür einsetzt, in der breiten Öffentlichkeit auf das gefährdete Kulturgut "Historischer Friedhof" hinzuweisen. Und man muss Rainer Sörries, dem Geschäftsführer der AFD (Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal) unbedingt zustimmen, wenn er in seinem Nachwort fordert, dass historische Friedhöfe nicht nur als Bestattungsfläche, die möglicherweise gerade noch einen "grünpolitischen Wert" für ihre Stadt haben, anzusehen sind, sondern dass für sie zusätzlich ein "kulturpolitischer Wert" etabliert werden muss und entsprechende Förderungsmittel zur Erhaltung ihrer Anlagen und ihrer kostbarsten Schätze, die Grabmale, bereit gestellt werden müssen.

Die Publikation kann gegen eine Spende bezogen werden über den Bund Heimat und Umwelt,
Adenauerallee 68, 53113 Bonn, Telefon 0228 224091/-2, Fax 0228 215503, E-Mail: bhu@bhu.de