Samstag, 29. Dezember 2012

Barbara Happe "Der Tod gehört mir" - Buchbesprechung

Buchcover
(Foto Leisner, veröffentlicht
mit der freundlichen Erlaubnis
des Reimer Verlages)
Barbara Happe hat als Kulturwissenschaftlerin ihren Forschungsschwerpunkt schon seit ihrer Doktorarbeit über die "Entwicklung der deutschen Friedhöfe von der Refomation bis 1870" auf die Geschichte und Gegenwart der Sepulkralkultur gelegt. Nun hat sie ein neues Buch veröffentlicht, bei dem der Titel "Der Tod gehört mir" auf Anhieb zum Nachdenken anregt. Wer behauptet da, dass ihm oder ihr der Tod gehören könnte? Die Autorin oder die Leser oder jemand ganz anderer? Und wem könnte der Tod überhaupt gehören, gehört er nicht nur sich selbst bzw. überhaupt niemandem. Und wer ist der Tod? Der bekannte Knochenmann mit Sense oder vielleicht ein schöner Jüngling mit gesenkter Fackel?

Inhaltsverzeichnis 
Nun, um die Personifikation des Todes geht es in diesem Buch nicht vorrangig. Der leicht zu übersehende Untertitel "Die Vielfalt der heutigen Bestattungskultur und ihre Ursprünge" führt vielmehr zu dem eigentlichen Anliegen der Autorin, die mit diesem Buch einen sehr gut lesbaren Abriss der Geschichte der Friedhofskultur und der zugehörigen Entwicklung der Bestattung vorlegt. Dabei zieht sie immer wieder die Linie von der historischen Entwicklung zur Gegenwart.

Das nebenan abgebildete Inhaltsverzeichnis macht deutlich, dass ihr Hauptinteresse der Autorin auf der Entwicklung seit der Reformation liegt. Auch durch den Text zieht sich immer wieder die auch für die heutige Zeit noch grundlegende Überzeugung der Protestanten, dass es ungehörig sei "zu glauben, das Begräbnis (angeweihter Stätte) trage etwas zum Heile bei. Denn ist ganz einerlei, ob jemand auf freiem Feld oder auf einem Kirchhof beerdigt wird". Mit diesem grundlegenden Zitat (Happe S. 34) gibt die Autorin den Text einer Homberger Synode von 1526 wieder, wobei sie vorher aus der Schrift Luthers "Ob man vor dem Sterben fliehen möge" dessenn Ausspruch wiedergibt, dass es "ihm angesichts der ungepflegten Zustände auf dem Wittenberger Kirchhof, einerlei sei, 'ob er ynn der Elbe odder ymm walde liege' ".

Später im Text kommt Happe mit den Kapiteln "Grab im Wald" und "Grablose Bestattung" immer einmal wieder auf diese protestantische Auffasung vom Begräbnis und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu sprechen. Doch dazwischen liegen Kapitel, in denen die Einführung des Grabes für Jedermann eine ebenso große Rolle spielen, wie die Bedeutung des Grabmals. Viel Raum nimmt auch die Einführung der Feuerbestattung und die Haltung der Kirchen zu dieser in ihrer Zeit "revolutionären" Bestattungsform ein. Daneben werden die ganz unterschiedlichen Möglichkeiten einer zeichenlosen Bestattung dargestellt. Gerade dort kommt einer der Schwerpunkt der Forschungsarbeit der Autorin zum Tragen, die sich intensiv dem Thema "Anonyme Bestattung" gewidmet hat. Interessant ist, dass die Autorin stets auch das Kultische und das Verhältnis der Religionen zu den jeweiligen Bestattungs- und Friedhofsformen im Blick hat und diskutiert. So widmet sie der Rückkehr der Toten in den Kutlraum mit Beispielen von neu eingerichteten Urnenkirchen ein eigenes Kapitel. Nur zum Ende hin scheint sich eine leichte Ermüdung eingestellt zu haben, denn ganz zum Schluß werden meiner Ansicht nach die historischen Bezugslinien, soweit sie gezogen werden, nicht mehr ganz so stringend und ausführlich dargelegt, wie in den vorhergehnden Kapiteln.

Insgesamt aber bietet dieses Buch einen ausgezeichneten Überblick über die gegenwärtigen Veränderungen der Bestattungskultur und verbindet diese mit vielen interessanten Paralellen aus der Vergangenheit.

Zum Lesevergnügen kommt eine sehr großzügige Ausstattung des Buches hinzu. Das opulente Lay-out setzt mit künstlerischen Mitteln Akzente und führt Gelesenes auch bildlich vor Augen.

So möchte ich zum Schluss meiner geschätzten Kollegin Barbara Happe zu diesem wunderschönen Buch herzlich
gratulieren.

Happe, Barbara: Der Tod gehört mir. Die Vielfalt der heutigen Bestattungskultur und ihre Ursprünge. Dietrich Reimer Verlag, 176 S., mit 72 Farb- und 14 s/w-Abbildungen 29,95 Eur ISBN 978-3-496-02856-7


Samstag, 15. Dezember 2012

Ein Friedhofsgedicht

Mausoleum auf dem Friedhof in Barmstedt, 2012 (Foto Leisner)

  Das unten stehende Gedicht habe ich von meinem Leser Raymond Walden zugesandt bekommen.

  Ich finde es passt gut in die vorweihnachtliche Zeit, in der alle Welt den Weihnachtsgeschenken hinterherläuft.

  Manchmal wird man eben auch ganz unerwartet beschenkt!






Nordfriedhof Düsseldorf


Auf dem Friedhof gehe ich sinnend hin,
wie lebendig oder doch schon tot ich bin.
Ich sehe die Gräber in endloser Zahl,
so verschieden jedes – es war einmal ....

Die alten Bäume, die freien Felder, Glocken von ferne,
Flieger starten, drehen ab in Schleifen.
Flöge ich wirklich gerne
irgendwohin, mich wiederzufinden, zu begreifen?

Wo blieben meine Unbekümmertheit, meine Leidenschaft, mein Lachen?
Die Sonne nimmt mich in den Arm,
es gleicht einem Traum vorm Erwachen:
Flieg nur, erhebe dich und lebe,
dein Herz ist warm,
freu’ dich der Tage, die ich dir gebe!

Die vielen Schneisen kreuzen sich,
man verläuft sich auf irdischen Wegen.
Dieser Park trifft mich,
geht auf mich ein, kann mich zutiefst bewegen.

So gehe ich vom Friedhof, berührt und beschenkt,
hab’ meine Schwermut – ganz leise versenkt. 

Sonntag, 9. Dezember 2012

Transmortale IV findet am 23. und 24.2.2013 in Kassel statt

Die wissenschaftliche Tagung der Universität Hamburg (Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie
und Historisches Seminar) und des Museums/Institutes für Sepulkralkultur "Transmortale" soll am 23.2.2013 zum vierten Mal stattfinden.

Eingeladen sind junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Nachwuchsforschung, wie z.B. Studierende in der Abschlussphase oder Doktoranden, aber auch für Postdocs und interessierte Forschende, die in ihrem Fach oder Forschungsfelder mit Tod, Abschied und/oder Endlichkeit und allem, was damit zusammenhängt, befassen. Nicht nur Disziplinen wie Archäologie, Ethnologie, Volkskunde/Kulturanthropologie oder Kunstgeschichte beschäftigen sich ja inzwischen mit Gräbern und Begräbnisplätzen, auch andere ganz unterschiedliche Disziplinen spielt inzwischen der Wandel der Trauer- und Bestattungskultur eine wichtige Rolle, genannt seien z.B. die Soziologie, Psychologie, aber auch Geschichte, Geschlechterforschung und Medienwissenschaften.

Ziel des Workshops ist, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit zu bieten, neue Forschungsperspektiven in Kurzreferaten vorzustellen und diese in einer größeren Runde zu diskutieren – auf diese Weise können aktuelle Fragen und Ergebnisse interdisziplinär beleuchtet und inhaltliche Gemeinsamkeiten transdisziplinär zusammengeführt werden. Über das jährliche Treffen hinaus bietet die Transmortale eine Plattform für das Forschungsfeld Sterben, Tod und Trauer.

Veranstaltungsort ist das Museum für Sepulkralkultur in Kassel.
Am 24. Februar 2013 wird sich außerdem noch ein Workshop des Organisationskomitees und der Vortragenden an die Tagung anschließen.

Tagungsgebühr: 40,- Euro, 15,- Euro ermäßigt (für Studenten)

Anmeldungen über die Homepage des Sepulkralmuseums, per e-Mail an sekretariat@sepulkralmuseum.
de oder telefonisch unter 0561 91893-24 oder 0561 91893-40.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Der Tod und das Meer - eine Ausstellung im Flensburger Schifffahrtsmuseum

Im Flensburger Schifffahrtsmuseum wurde am 25. November die Ausstellung "Der Tod und das Meer" eröffnet, die noch bis zum 17. Januar 2013 zu sehen sein wird. Sie arbeitet zum ersten Mal die tödlichen Gefahren des Meeres aus historischer, kulturhistorischer und künstlerischer Sicht auf. Seenot und Schiffbruch, die ständige Erfahrung der Bedrohung auf See und die gefährliche Naturgewalt des Meeres, die auch die Küstenbewohner nicht verschont, setzen in dieser Ausstellung die Themen ebenso, wie Eis, Feuer und Kollisionen, schroffe Küsten, Untiefen, Strömungen und Sturmfluten, Mangelernährung und Krankheit, Meuterei und Piraterie. Und wie die Piraterie vor der Küste Somalias zeigt, gehören diese Gefahren noch lange nicht der Vergangenheit an.

Friedhof der Namenlosen, Helgoland.
 (Foto: Norbert Fischer)
Gezeigt werden Graphiken, Gemälde, Foto- und Videoarbeiten aus sechs Jahrhunderten, in denen sich zum Beispiel die Gewalt des Meeres wiederspiegelt oder die Idee der Seefahrt als Lebensreise; Bildnisse, Fotografien und Dokumente berichten davon, wie die Menschen an Land gewartet und gehofft, getrauert und ihre Toten erinnert haben, oder erzählen von dem gefährlichen Handwerk der Seenotrettung und vom Schiffbruch, um nur einige Themen zu nennen. Neben bedeutenden Werken der Kunst- und Kulturgeschichte hat sich auch eine deutsch-dänische Künstlergruppe in einer multimedialen Installation mit dem Untergang der "Titanic" und mit ihrem medial verklärten Mythos beschäftigt.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Flensburger Schifffahrtsmuseums und der Graphiksammlung „Mensch und Tod“ am Institut für Geschichte der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die von Dr. Stefanie Knöll betreut wird, sowie dem Hamburger Historiker und Volkskundler Prof. Dr. Norbert Fischer, der in seiner langjährigen Forschungsarbeit die Formen des Totengedenkens entlang der deutschen Nord- und Ostseeküste erforscht und auf Basis einer umfangreichen Dokumentation zu einer Theorie der maritimen Gedächtnislandschaft verdichtet hat. Außer den Exponaten aus der Düsseldorfer Graphiksammlung sind Ausstellungsstücke aus der eigenen Sammlung des Flensburger Schifffahrtsmuseums zu sehen. Außerdem haben der Museumsberg Flenburg, das Altonaer Museums für Kunst- und Kulturgeschichte in Hamburg, das Museums Windstärke 10 in Cuxhaven, die Poppe-Folkerts-Stiftung Norderney, das Museums Sønderjylland - Kulturhistorie Aabenraa, des Sønderborger Schlosses sowie verschiedene Künstler und Privatpersonen Gemälde, Objekte und Dokumente für die Ausstellung ausgeliehen.

Als Wanderausstellung wird die Schau nach ihrem Ende in Flensburg am 27.1.2013 im Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Hamburg, sowie bei den übrigen beteiligten Leihgebern und  im Schifffahrts- und Schiffbaumuseum Rostock (2016) zu sehen sein.

Zur Ausstellung ist ein Begleitband mit demselben Titel erschienen, der z.Zt. im Flensburger Schifffahrtsmuseum erworben werden kann und in diesem Blog an späterer Stelle noch besprochen werden soll.
Ort: Flensburger Schifffahrtsmuseum,
Schiffbrücke 39, 24939 Flensburg
25. November 2012 bis 27. Januar 2013,
Di–So 10–17 Uhr

www.schifffahrtsmuseum.flensburg.de

Sonntag, 2. Dezember 2012

Tod: Ein Selbstporträt - eine Ausstellung in der Wellcome Collection in London

Die Hauptausstellung dieses Winters in der Wellcome Collection in London zeigt rund 300 Werke aus der einzigartigen Sammlung von Richard Harris, einem ehemaligen Händler, der in Chicago antike Drucke vertrieb. Seine Sammelleidenschaft begann mit dem Interesse für Drucke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die sich mit der menschlichen Anatomie beschäftigen. Über die Anatomie ist es ein kurzer Weg zum menschlichen Skelett und zur Darstellung des Todes. So kamen bald weitere Kunstwerke, historische Artefakte, wissenschaftliche Proben und auch Kurzlebiges zum Thema Tod zu seiner Sammlung hinzu. Die Wellcome Collection selbst beschreibt sich übrigens als freies Besucherzentrum für unheilbar Neugierige, das die Beziehungen zwischen Medizin, Leben und Kunst in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erforscht.

Der Untertitel der Ausstellung lautet: "Eine freundliche Einladung die eigene Sterblichkeit in diesem Winter zu erforschen" und so widmen sich die Exponate der Ikonographie des Todes und unserer komplexen und widersprüchlichen Einstellungen dazu. Gezeigt werden 300 Gegenstände aus der ganzen Welt. Damit wird allerdings nur ein kleiner Teil der fast 2.000 auf den Tod bezogenen Objekte gezeigt, die Harris in den letzten zwei Jahrzehnten angehäuft hat.

Die Exponate sind in eine Reihe von Themenbereichen untergliedert, darunter "Betrachtung des Todes" mit Vanitas-Stilleben, Schädel-Bildern und Kunstwerken aus dem Bereich des "Memento mori".; "Tödliche Warnungen" mit dem Tod als Knochenmann, der den Menschen erscheint; "Gewaltsamer Tod" mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Graphiken Goyas; "Der sanfte Tod" mit Fotografien aus der Anatomie des 19. Jahrhunderts, aber auch dem Bild "Der Tod und das Mädchen" oder auch "Der Tod als Freund" mit geradezu heiteren Bildern des Todes als Clown mit roter Nase. Natürlich fehlt auch das Thema "Totentanz" nicht in diesem Reigen von Bildern und Objekten.

Die Ausstellung wird begleitet von einem gleichnahmigen, reichbebilderten Katalogbuch, das in fünf Sektionen untergliedert ist (Betrachtung des Todes, Totentanz, Gewaltsamer Tod, Liebe und Tod, Erinnerung)

Sonntag, 25. November 2012

Europäische Friedhofskulturroute - Mein Vortrag in Ohlsdorf

Heute blogge ich in eigener Sache:

Ich werde um 16:30 im neuen Bestattungsforum des Ohlsdorfer Friedhofes die Vortragsreihe dieses Winterhalbjahres eröffnen. Mein Thema ist die Europäische Route der Friedhofskultur, die ich mit einer reich bebilderten Powerpoint-Präsentation vorstellen werde.

Wir werden eine ganze Reihe von Friedhöfen dabei besuchen und von Norden über Tallin, nach Kopenhagen, Plymouth und Dublin, Paris und Genua, Bologna, Florenz und Rom bis nach Athen wandern. Viele interessante Grabmale, Geschichten und Bilder erwarten die Zuhörer.

Neue Broschüre zur Grabgruft in Greifswald

Cover der neuen Broschüre (Foto Leisner,
mit freundlicher Erlaubnis von Anja Kretschmer)
Der Förderverein „Alter Friedhof Greifswald“ e.V. hat über die erfolgreiche Sanierung und Restaurierung der wohl ältesten Grabgruft auf den Alten Friedhof eine umfassende Broschüre herausgegeben. In dieser werden die in der Gruft bestatteten sieben Familienmitglieder derer von Haselberg vorgestellt sowie ihre Bedeutsamkeit für Greifswald und Umgebung veranschaulicht. Im Anschluss daran erfolgt eine ausführliche Baubeschreibung sowie stilistische Einordnung. Außerdem  werden  sämtliche Arbeitsschritte von Beginn der denkmalpflegerischen Zielstellung, der Bergung der Särge bis hin zur Sanierung des Gebäudes, der Restaurierung der Tür und der Särge ausführlich dokumentiert.

Damit liegt erstmalig ein publizierter Forschungs- und Arbeitsbericht über ein architektonisches Sepulkraldenkmal vor, das einerseits Anregung für andere Friedhofsverwaltungen darstellt und andererseits Anleitung für weitere Instandsetzungsmaßnahmen gibt. Text und Layout stammen von der Kunsthistorikerin Dr. Anja Kretschmer.

Die Broschüre kann über den Verein bestellt werden: Förderverein "Alter Friedof Greifswald" e.V., Steinmetz Manfred Schapat, Am Neuen Friedhof 11, 17849 Greifswald (Kosten 6,- Euro zzgl. Versand). 

Samstag, 17. November 2012

Winterprogramm Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg

Der Ohlsdorfer Förderkreis lädt jedes Jahr zu seinen Vorträgen im Winter ein. Dieses Jahr hat er sein Winterprogramm in einem attraktiven Flyer zusammengestellt, den ich hier für alle Interessierten veröffentliche. Die Veranstaltungen finden im neuen Bestattungsforum in Ohlsdorf statt und sind kostenlos, aber natürlich freut sich der Verein über großzügige  Spenden für seine Arbeit.

Noch einmal Bäume - das neue Heft von "Ohlsdorf - Zeitschrift für Trauerkultur"


Titelbild der Ohlsdorf-Zeitschrift
Nr. 119/IV 2012
Passend zu dem neuen Buch von Helmut Schoenfeld, das ich im letzten Post vorgestellt habe, hat die Redaktion auch das neue Heft von "Ohlsdorf - Zeitschrift für Trauerkultur" diesem Thema gewidmet und druckt darin das Kapitel "Baumgestalten besonderer Art: Auffälliges, Kurioses, Nachdenkliches" vollständig ab, so dass ich jeder selbst ein Bild von dem Inhalt und dem Stil des neuen Buches machen kann. Natürlich enthält das Heft auch noch weitere Beiträge, die sich u.a. dem Schicksal der Bäume widmen, die auf einem Mausoleum standen und gefällt werden mussten und zeigt interessante Darstellungen von Bäumen auf Grabmalen. Wie immer kann man alle Beiträge im Internet nachlesen.

Sonntag, 11. November 2012

"Bäume in Ohlsdorf" von Helmut Schoenfeld

Titelseite des neuen Buches von Helmut Schoenfeld
(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Edition Temmen)
Helmut Schoenfeld leitete von 1970 bis 1990 die Planungsabteilung der Friedhöfe Ohlsdorf und Öjendorf in Hamburg und war danach bis zu seiner Pensionierung in der Umweltbehörde für das Friedhofswesen zuständig. Ohlsdorf-Liebhabern und den Mitgliedern des Förderkreises ist er durch sein Friedhofshandbuch ebenso bekannt, wie durch seine Führungen und Vorträge. Zugleich ist er innerhalb des Förderkreises ein unermüdlicher Organisator und Archivar. Jetzt hat er seinen reichen Wissensschatz geöffnet und ein Buch geschrieben, das allen Pflanzenliebhabern und unter ihnen besonders den Freunden der Bäume zu einem unentbehrlichen Ratgeber werden dürfte.

"Bäume in Ohlsdorf" ist gibt sich auf den ersten Blick als Führer, in dem auf insgesamt 10 Rundgängen die ungewöhnlichsten Bäume und Sträucher auf dem großen kommunalen Friedhof erläutert werden, wobei ein Rundgang auf die Besonderheiten des kleineren jüdischen Nachbars aufmerksam macht. Bekannte und unbekannte Bäume und Sträucher werden beschrieben und ungewöhnlich schön und farbenprächtig abgebildet. Als Laie entdeckt man beim Lesen immer wieder neue Facetten dieses großen Themas. Oder kannten Sie, lieber Leser, liebe Leserin, schon den Liebesperlenstrauch, wie die "chinesische Schönfrucht" auch genannt wird, die mit lila Früchten den Herbst und Winter erleuchtet?

Schoenfelds neues Buch ist aber zugleich ein Baum-Kompendium geworden. Nicht nur der Wuchs, die Blatt- und Blütenformen und die Früchte der Bäume werden in Bild und Wort vorgeführt und ihre Standorte auf dem Friedhof benannt. Das Buch bietet noch viel mehr: Das Thema Baum wird in die Kulturgeschichte eingebettet, an passender Stelle werden Gedichte zitiert und auch eine "Baumlese" wird gehalten, in der literarische "Baum-Texte" die Leser erfreuen. Immer wieder wird der gegenwärtige Zustand mit der Vergangenheit verglichen. Die Überalterung eines großen Teiles des Bestandes im Waldteil wird dabei konsequent gleich am Anfang als Problem angesprochen. Von nun an kann niemand mehr sagen, man habe nicht gewusst, dass das Waldgebiet im Norden und Osten des älteren Cordesteils aufgrund der Bestattungen und der Überwucherung mit Rhododendren eigentlich schon lange keine richtiger Wald mehr ist. Der Baumbestand kann sich dort nicht mehr selbst verjüngen und Schoenfeld macht eindringlich auf die Gefahr aufmerksam, dass einer der nächsten schweren Stürme die hohen alten Schwarzkiefern umlegen und schweren Schaden anrichten kann.

Bevor der Autor mit den Rundgängen anfängt, stellt er ausgesuchte Einzelbäume vor und so bildet natürlich die Beschreibung der lebendigen Bäume den Hauptteil dieses Buches. Doch widmet er auch eine Reihe von Kapiteln verwandten Themen: So wird das Rosarium am Südteich behandelt, in dem in einer Rosenuhr alte Sorten wieder neu angepflanzt worden sind. Das nur bei Insidern bekannte kleine Aboretum an der Kirschenallee wird mit seinen besonderen Bäumen und Sträuchern vorgestellt. In einem besinnlich-vergnüglichen Kapitel werden besonders kuriose Baumgestalten besucht, zum Beispiel solche, die wie auf dem Titelbild eine enge Verbindung mit einem Grabstein eingegangen sind, aber auch ungewöhnliche Wuchsformen. In Stein gehauenen Bäumen und Grabmalen, die als Bäume und Baumstümpfe gestaltet worden sind, wird ein eigenes Kapitel gewidmet, und last not least geht es auch um die ökologische Bedeutung des Parkfriedhofes, die mit dem ungewöhnlichen Bild eines Uhu-Paares auf einem Grabmal eindrucksvoll unterstrichen wird.

Insgesamt ist dieses Buch gerade für Laien - ob auch für Fachleute entzieht sich meinem Beurteilungsvermögen - ein äußerst interessanter und anregender Lesestoff, der dazu einlädt, sich intensiver mit dem Thema Baum auseinanderzusetzen und seine vielen Facetten genauer kennen zu lernen.

Helmut Schoenfeld. Bäume in Ohlsdorf. 10 Rundgänge mit Karten. Mehr als 500 Standorte. Kurioses und Rares. Edition Temmen, Bremen 2012. ISBN 978-3-8378-2025-6, 263 S. 284 farb. Abb. 19,90 Euro


Mittwoch, 17. Oktober 2012

Der Neue Johannisfriedhof in Leipzig - eine neue Publikation von Alfred E. Otto Paul

Alfred E. Otto Paul hat mir diesen Text zu seinen gerade erst erschienen Buch geschickt, den ich unverändert hier veröffentliche:


Titelblatt des neuen Buches von Alfred E. Otto Paul (Foto Leisner,
veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers) 














"Nach jahrelanger Forschungsarbeit erscheint zum 60. Geburtstag von Alfred E. Otto Paul am 27. September 2012 dessen 400-seitige Publikation 

Der Neue Johannisfriedhof in Leipzig“.

Damit ist erstmalig die Gesamtgeschichte dieses kulturgeschichtlich bedeutendsten Leipziger Friedhofes aufgearbeitet worden, dessen Einebnung nach seiner Säkularisierung zum 01. Januar 1971 erfolgte und den Verlust unersetzlicher Schätze der Leipziger Sepulkralkultur bewirkte.

Der 1846 geweihte Neue Johannisfriedhof war der große Friedhof des Leipziger Bildungsbürgertums. Er war der Friedhof der Künstler, der Musiker, der Verleger, der Architekten, der Großkaufleute und Fabrikanten, der universitären Eliten.
Insgesamt 141.000 Leipziger ruhen noch immer in der Erde dieses säkularisierten Friedhofes, von dessen Existenz heute nur noch das erhaltene Portal des Friedhofes zeugt. Keine Tafel verkündet dem Besucher dieser heutigen Parkanlage von der einstigen Bestimmung dieses Ortes.

Der Leipziger Professor Elmar Schenkel schreibt in seinem Geleitwort: „Der Neue Johannisfriedhof ist ein Buch, dem man die Seiten ausgerissen hat, nur die Bindung ist noch zu sehen, einige Buchstaben auf dem Umschlag. Alfred E. Otto Paul hat in seiner unnachahmlichen Art viele Seiten dieses unschätzbaren Buches wieder erstellt und wir können darin lesen, auch wenn es unsichtbar bleibt.“

Der Rezensent Bernd Muthmann äußert sich wie folgt: „Vor uns liegt eine grandiose Gesamtschau auf diesen tragischen Ort, wobei die ohnehin schon bekannte Perfektion von Pauls populärwissenschaftlichem Duktus – in einer fast schon poetischen Erzählweise vorgetragen – hier nochmals übertroffen wurde.
Immer wieder faszinierend ist eben auch die unvergleichliche Kombination aus Biographie, Kunstgeschichte, baufachlichen Erläuterungen bis hin zu philosophischen Ansätzen, das gekonnte Jonglieren mit Haupt – und Nebenhandlungen, wobei stets der rote Faden erkennbar bleibt.“

Rückentitel des neuen Buches von Alfred E. Otto Paul (Foto Leisner,
veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers) 
Dem opulent ausgestatteten Werk, versehen mit Schutzumschlag und Lesezeichen, prächtig eingebunden und mit eingeprägtem, goldbeschriftetem Titel auch auf dem Buchrücken versehen, hat man in jedem der insgesamt 500 Exemplare eine schöne Karte beigelegt, auf der der Autor mit seiner eigenhändigen Unterschrift die jeweilige Nummer des erworbenen Verkaufsexemplars bestätigt.

Alfred E. Otto Paul folgt im Titel als auch im Format seines Buches dem im Jahre 1922 erschienenen Werk „Der Alte Johannisfriedhof in Leipzig“ von Paul Benndorf und legitimiert sich auch damit als ein würdiger Nachfolger Benndorfs.

Wie bereits bei allen bisher erschienenen Publikationen von Paul, so gilt auch diesmal seine Verfügung einer absolut einmaligen Auflage. Wenngleich das Buch die ISBN 978-3-00-039357-0 ausweist, wird das Buch dennoch nicht im Buchhandel erhältlich sein. Bestellungen – solange der Vorrat reicht – können über info@paul-benndorf-gesellschaft.de oder direkt beim Autor unter paul.sepulkral@t-online.de aufgegeben werden. Der Preis für ein Exemplar dieser limitierten Auflage beträgt 39,90 Euro.


Fabian Burghard, texturama, Buch- und Medienproduktion"

Inzwischen liegt mir das neue Buch von Alfred E. Otto Paul vor und ich kann mich dem obigen Lob nur anschließen. Es ist wirklich ein opulentes Werk! Die Publikation ist sehr reich mit schwarz-weiß - und einigen Farbfotos - ausgestaltet und entspricht im übrigen der von den anderen Veröffentlichungen des Verfassers gewohnten, graphisch sehr ansprechenden Form. Das seitenlange Inhaltsverzeichnis weist schon darauf hin, wie weit bei diesem Werk der Rahmen aufgespannt ist. In mehreren Kapiteln wird die Geschichte des Neuen Johannisfriedhofes aufbereitet, bevor sich dann ein sehr umfangreiches Hauptkapitel der Leipziger Kaufmannsdynastie Limburger widmet. 
Für die Geschichte dieser Familie hat dem Autor ein umfangreiches Familienarchiv vorgelegen, dass er sorgfältig aufbereitet hat. So dient diese Geschichte sozusagen als Beispiel für alle anderen großen Familien der Stadt, deren Grabstätten auf diesem Friedhof zu finden sind. Besonderes Augenmerk liegt dabei natürlich auf der Familiengrabstätte und es ist dem Autor sehr zu danken, dass er auch den Ablauf der Bestattungen in dieser Gruft ausführlich schildert und so der Geschichte der Bestattung weitere Facetten hinzufügt. 
Danach wird eine Vielzahl von Persönlichkeiten des Leipziger Lebens mit ihren Grabstätten vorgestellt. Ihre Reihenfolge richtet sich nach den Abteilungen des Friedhofes und bei einigen Abteilungen werden dann zusätzlich noch einzelne Grabmäler in Bildzeugnissen wiedergegeben. Auch ehemalige Denk- und Erinnerungsmale, wie die Grabstätten der österreichischen und der norddeutschen Krieger oder eine Plastik des Thanatos werden so am Ort ihrer ehemaligen Aufstellung mitbehandelt. Sehr gründlich führt der Autor am Schluss die umfangreichen Quellen auf, die für diese Schrift herangezogen hat. 
Die relativ kleine Auflage dieses Buches ist übrigens inzwischen schon weitgehend verkauft. Friedhofsfreunde müssen also rasch zugreifen, wenn sich sich noch ein Exemplar sichern wollen.  

     

Montag, 15. Oktober 2012

Häuser der Ewigkeit - Mausoleen und Grabkapellen

Buchcover (Abbildung mit freundlicher
Erlaubnis des DOBU Verlages
Dr. Anja Kretschmer, deren Einsatz für den Alten Friedhof in Greifswald hier schon mehrfach Thema gewesen ist, hat ihre Doktorarbeit veröffentlicht. Hier folgt ihr eigener Text, mit dem sie dieses Werk ankündigt.

"Mausoleen und Grabkapellen sind vorwiegend im ländlichen Raum als Prestigeobjekt des Adels bekannt. Dieses Buch beleuchtet jedoch erstmalig die sepulkralen Bauwerke auf städtischen Friedhöfen am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns.

Dort wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts auffallend viele bürgerliche Grabbauten von hohem kunsthistorischem Wert und nach berühmten Vorbildern errichtet. Friedhofsverlegungen und damit einhergehende Entschädigungsprogramme sowie Repräsentationsbedürfnis sind nur einige Entstehungsursachen.

 Doch nicht jeder Grabbau ist sogleich ein Mausoleum. Die Autorin erläutert zu Beginn die verschiedenen architektonischen Grabgestaltungen, die von Arkadengrüften, barocken Grufthäusern, Hanggrüften bis hin zu monumentalen Mausoleen und neogotischen Grabkapellen reichen. Neben der Entstehungsgeschichte und Baudokumentation zeigt das Buch auch sinnvolle Nutzungskonzepte auf, um eine zukünftige Erhaltung des sepulkralen Erbes zu sichern. Damit sind die Forschungsergebnisse auf jeden Grabbau übertragbar und liefern für Friedhofsverwaltungen und Denkmalbehörden, die sich mit den sepulkralen Baudenkmälern befassen, wesentliche Anhaltspunkte."

Anja Kretschmer: Häuser der Ewigkeit. Mausoleen und Grabkapellen des 19. Jahrhunderts. Eine Einführung in die Sepulkralarchitektur am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns. DOBU Verlag, Hamburg 2012.ISBN 3-934632-47-5, 367 S., 29,90 Euro.

Freitag, 28. September 2012

Auf Tod komm raus - Aus den Beständen des Museums für Sepulkralkultur

Titelseite des neuen Bestandskatalogs,
Museum für Sepulkralkultur, Kassel
(Foto Leisner, mit freundlicher Erlaubnis
der AFD in Kassel)
Das Museum für Sepulkralkultur in Kassel hat nicht nur vor Kurzem eine Jubiläumsausstellung eröffnet, sondern aus demselben Anlass schon im Frühjahr diesen Katalog herausgegeben, der es jedem erlaubt, sich Stück für Stück anzusehen, wofür dieses einzigartige Museum in Deutschland steht. Mich hat dieser Katalog in den letzten Monaten immer wieder ein Stück begleitet und erst jetzt komme ich dazu, ihn auch hier vorzustellen.  

Das Inhaltsverzeichnis gibt einen guten Überblick über den Reichtum von Alltagsgegenständen und seltenen Objekten, die in dieser Sammlung zu finden sind. Es beginnt mit Bildern vom Tod und geht weiter zum "Memento Mori", unter dem der berühmte Zinzenhauser Totentanz ebenso gründlich vorgestellt wird, wie Vanitas-Stilleben, Reliqienanhänger und zum Beispiel ein historischer Hausbalken mit der Inschrift "Hin geht die Zeit her kommt der Dodt O Mensch thue Recht und fürchte Gott". 

Darauf folgen Leichenwagen und andere Objekte, die mit dem Thema Begräbnis, Friedhof Grabmalkunst zu tun haben und unter den zum Beispiel auch die Grabmalplastik eines Galvanoengels aus dem 19. Jahrhundert zu finden ist. Weitere Kapitel sind Trauer und Erinnerung gewidmet - mit Trauerkleidung aus der Schwalm, Totenkrone und dem hier abgebildeten bemalten Totenschädel aus Süddeutschland; Krieg und gewaltsamen Tod; Kunst, Künstler und Design; fremden Kulturen und zuletzt den Kuriosa, die in diesem Museum aufbewahrt werden, darunter zum Beispiel Miniatursärge und Artikel, wie sie zu Halloween verkauft werden.  

Inhaltsverzeichnis
Die einzelnen Sammlungsgegenstände werden dabei ausführlich erläutert und sind durchgehend sehr qualitätvoll bebildert, so dass man sich einen guten Eindruck verschaffen kann - der natürlich nicht den Museumsbesuch ersetzt! 

INhaltsverzeichnis
Die Texte allerdings sind stilistisch nicht ganz einheitlich geraten und man merkt, dass hier verschiedene Autoren am Werke waren, die entweder einen eher wissenschaftlichen oder einen etwas lockeren, manchmal sogar ein wenig flapsigen Stil bevorzugt haben. 

Insgesamt aber ist dieser Katalog sowohl optisch wie inhaltlich ein gelungenes Jubiläumsgeschenk, das allen ans Herz gelegt werden kann, die sich für Kultur und Geschichte des Todes interessieren.


Dienstag, 25. September 2012

Friedhofsgipfel - Trauer und Trost im 3. Jahrtausend



Unter diesen etwas hoch gegriffenen Titel hatte die  Verbraucherinitiative Bestattungskultur - Aeternitas e.V. am 18.9.2012 in das Bestattungsforum in Ohlsdorf eingeladen. Gekommen war eine bunte Mischung aus Journalisten und Fachleuten der unterschiedlichsten Richtungen, die alle auf ihre Weise am Friedhof und seiner Zukunft interessiert waren.

Geboten wurden neben einer Führung über den Friedhof und durch das neue Bestattungsforum zwei Vorträge und eine als Überraschung angekündigte Tanzvorführung besondere Art: Dr. Felix Grützner zeigte - begleitet von Olga Dubowskaja auf einer russischen Domra - den Anwesenden nämlich seine Kunst als Lebenstänzer, mit der er auf Trauerfeiern  Angehörigen die Möglichkeit gibt auf eine ganz neue und eindringliche Weise den eigenen Verlust zu begreifen.


Frau Dr. Scherres erläutert die Grabanlage der
Familie Canel (Foto Leisner)
Vorher erläuterte Frau Prof. Gerlinde Krause von der Fachhochschule Erfurt unter dem Titel "Was ihr wollt, wie es euch gefällt" mögliche zukünftige Friedhofsentwicklungen. Zu Beginn skizzierte sie die derzeitige Lage folgendermaßen: Seit 2008 ist die Zahl der Feuerbestattungen höher als die der Erdbestattungen und dieser Trend setzt sich zur Zeit fort; seit ihrer Einführung 2001 steigt die Zahl der Wälder, in denen bestattet wird, kontinuierlich an, wobei allerdings zur Zeit ihre Zahl insgesamt nur wenige Prozente aller Bestattungen ausmacht; gleichzeitig gibt es auf den deutschen Friedhöfen geschätzte 15 000 Hektar sogenannter Überhangflächen, also Friedhofsflächen, die zwar gepflegt werden müssen, die man aber zur Zeit - und wahrscheinlich auch in Zukunft - nicht zum Bestatten benötigen wird. Zugleich verwies die Referentin auf den demografischen Wandel, der zum einen zuerst zu einer Abnahme und später zu einem Anstieg der Todesfälle führen wird, da immer mehr Menschen immer älter werden, wobei allerdings die Migration und damit die kulturellen Veränderungen noch außen vor gelassen sind.

Vortrag von Frau Prof. Dr. Krause (Foto Leisner)
Ihr Fazit aus diesen Statistiken war zum einen, dass der demografische Wandel die Landschaften verändern und ganze Dörfer aussterben werden. Zum anderen, dass Sterben alltäglich werden wird und es deshalb nötig ist die nachfolgenden Generationen mit Tod, Bestattung und Friedhof vertraut zu machen. Zugleich sieht sie in Zukunft eine noch größere Vielfalt der Lebensformen als Folge der Migration; einen Rückgang der Zahl der Ehepaare und eine Zunahme der Zahl Alleinerziehender, das heißt insgesamt eine Singularisierung der Menschen und eine neue Wertschätzung von Freunden, die zur Wahlfamilie werden. Außerdem ist damit zu rechnen, dass sich regional differenziert Armut weiter ausbreiten wird.

Was bedeutet das für den Friedhof der Zukunft, den die Referentin sowohl als Versorgungsträger wie als Wirtschaftsunternehmen und zugleich auch als "emotionalen Ort" definierte? Krause zitierte eine Bachelorarbeit, die Friedhöfe in Hamburg und Saarbrücken miteinander verglichen hat und zu dem erstaunlichen und in der anschließenden Diskussion auch in Frage gestellten Ergebnis gekommen ist, dass kleine Stadtteil-Friedhöfe von der Bevölkerung höher wertgeschätzt werden als größere parkartige Anlagen. Sie stellte dann die Möglichkeit von "Nachnutzungen" von Friedhöfen vor. Dabei erstaunte es schon, dass die Nutzung aufgelassener Friedhöfe als Park negativ bewertet wurde, obwohl sie an manchen Orten schon lange vorhanden ist - man denke an den heutigen Wohlers Park in Hamburg-Altona oder den alten nördlichen Friedhof in München, um nur zwei bekannte Beispiele zu nennen. Als weitere Nutzungsmöglichkeiten nannte die Referentin die Umwandlung in Kleingärten, Sport- und Freizeitanlagen, Ackerland, Baumschulen, Flächen zur Regenrückhaltung, Tierfriedhöfe, Entsorgungsplätze für Wohnmobile - eine Idee, die allerdings nicht favorisiert wird, Bebauungsflächen, Anlagen für alternative Energiegewinnung, Flächen für Wald- und Forstwirtschaft.

Als gravierendstes Problem der Zukunft aber stellte Prof. Krause die Friedhöfe im ländlichen Raum heraus und erläuterte das damit, dass in diesen Gegenden heute noch - aber wahrscheinlich nicht mehr lange - die regelmäßige Friedhofspflege zum Lebensstil gehört. Was aber geschieht mit diesen Friedhöfen, wenn diese Generation nicht mehr das ist? Diese Frage stellte die Referentin an den Schluss ihrer Ausführungen.

Prof. Dr. Norbert Fischer stellt seine Thesen vor (Foto leisner)
Am Nachmittag referierte Prof. Dr. Norbert Fischer von der Hamburger Universität über "Die neue Vielfalt: Friedhof, Identität und Heimat". Er stellte drei aktuelle Trends  an den Anfang: Die Friedhöfe verlieren zum Teil schon jetzt und verstärkt in Zukunft das bisher gewohnte Ordnungsmuster aus Einzel- und Familiengrabstätten; Naturlandschaften und Gemeinschaftsanlagen werden zu Leitbildern und damit werden Friedhöfe sich in ein Mosaik von Miniatur-Landschaften verwandeln.

Nach zwei einführenden Bildern zur historischen Friedhofskultur erläuterte Prof. Fischer seine Thesen an zahlreichen Beispielen, wie z.B. den seit 2009 entstehenden "Memoriamgärten" bzw. den schon etwas älteren Themengrabstätten auf dem Ohlsdorfer Friedhof, den 2003 und 2007 geschaffenen Grabflächen "Mein letzter Garten" auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe oder dem Auengarten in Bergisch-Gladbach. Der Vergleich mit den heute beliebten Indoorlandschaften, die an vielen Orten zum Entspannen und Regenerieren einladen, führte deutlich vor Augen, warum er von Miniatur-Landschaften spricht.

Zugleich ließ er aber auch die Geschichte nicht draußen vor, sondern wies darauf hin, dass landschaftliche Bereiche innerhalb der Parkfriedhöfe schon viel früher eine ähnliche Gestaltung aufwiesen. Auch die Begräbnisstätten im Wald und damit die Sehnsucht nach der Natur band er in diese Ausführungen ein und zeigte an weiteren Beispielen, wie Friedhöfe diese Sehnsucht nach romantischen und beschaulichen Orten für sich nutzen und in Zukunft darauf aufbauen können.

Auch er weist auf die Singularisierung der Menschen hin. Mit dem Bedeutungsverlust von Familie und Kindern gewinnen seiner Meinung nach neue postmoderne Strukturen an Einfluss, sichtbar in  einer neuen "corporate identity" auf dem Friedhof, also z.B. den gemeinschaftlichen Aidsgrabstätten,   dem Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof, wo es im Übrigen auch schon die Gemeinschaftsgrabstätte von Mitgliedern der Kirchengemeinde St. Michaelis gibt, oder den Grabstätten für die Anhänger von Fußballclubs.

Ein weiterer Aspekt besteht laut Fischer in dem neuen gefühlsbetonteren Umgang mit dem Tod; sichtbar z.B. in den inzwischen fast unzähligen Grabstätten für totgeborene Kinder. Gerade diese Grabstätten zeigen sozusagen eine neue "Unordnung", bieten die Möglichkeit persönliche Gegenstände abzulegen, sind nicht durchorganisiert. Damit beginnt hier ein Trend zu einer größeren Auflösung der Grenzen, sowohl der Grabstätten als auch der Aktzeptanz von unterschiedlichen Geschmacksvorstellungen, die in Zukunft sicher noch neu ausdiskutiert werden müssen, wie die Diskussion über die vielen kleinen Engel ergab, die sich inzwischen auf allen Friedhöfen finden.

Ein Fazit der bunten Folge von Beispielen war am Schluss, dass die Zukunft wahrscheinlich eine weitere Diversifizierung der Freiräume auf den Friedhöfen bringen wird, wobei Ökologie - die neue Kräuterwiese auf dem Ahrensburger Friedhof wurde gezeigt -, Geschichte - z.B. in Form von Grabmalfreilichtmuseen, Ethik - in der Frage nach heutigen Jenseitsvorstellungen - und die Wünsche der neuen Generation von Angehörigen und damit Interessenten am Friedhof eine rolle spielen werden.

In der Diskussion dieses Beitrags wurde von Seiten der Friedhöfe noch einmal deutlich darauf hingewiesen, das man ganz unterschiedliche Rahmenbedingungen hat, z.B. was den finanziellen Spielraum der einzelnen Anlagen betrifft. Dabei ist die Kalkulation der Gebühren ein wichtiges Thema, besonders da alles, was Kultur und Freizeit betrifft, aus diesen Gebühren nicht finanziert werden darf. Gleichzeitig wurde aber an die Friedhofsverwalter appelliert nach den Bedürfnissen ihrer "Kunden" zu fragen und deren finanziellen Spielraum in ihre Planungen einzubeziehen.

Aber auch die Frage der Denkmalpflege wurde angesprochen, wobei auf eine neue "Miniatur-Schloß-Begräbnis-Anlage" auf dem historisch besonders wertvollen Melatenfriedhof in Köln verwiesen wurde, die der Sprecher gerade dort lieber nicht sehen wollte.

Insgesamt war dieser erste "Friedhofsgipfel" der Aeternitas geprägt von einer sehr angenehmen Atmosphäre, in der es auch in den Pausen zu einem lebhaften Austausch zwischen den Anwesenden kam. Allerdings bedauerten die Veranstalter, dass kein Bestatter ihrer Einladung gefolgt war.







Samstag, 22. September 2012

Schwarz - Jubiläumsausstellung des Museums für Sepulkralkultur in Kassel

           
Zum 20jährigen Jubiläum des Sepulkralmuseums in Kassel hat die Kuratorin Ulrike Neurath-Sippel zusammen mit ihren Praktikantinnen eine Ausstellung zusammengetragen, die sich jener Farbe widmet, die in unserer Kultur als die Farbe von Tod und Trauer gilt.

Dabei wird ein breites inhaltliches Spektrum abgedeckt. Begonnen wird mit der Frage nach der physikalischen Definition dieser Farbempfindung, die ja tatsächlich erst dann entsteht, wenn der Farbreiz für das Auge fehlt, wenn die Netzhaut also keine oder nur teilweise Lichtwellen im sichtbaren Spektrum rezipieren kann, wie es auf Wikipedia so schön erklärt wird.
"Mini-Installation" - Friedhof (Foto Leisner)
Doch diese Farbe bedeutet natürlich vielmehr als fehlende Lichtwellen.

Die Ausstellung widmet mich natürlich hauptsächlich der künstlerischen und kulturellen Bedeutung von Schwarz und veranschaulicht das in dunklen Räumen mit schwarzen Wänden an Beispielen aus der Bildenden Kunst und anhand zahlreicher Sach- und Gebrauchsgegenstände des traditionellen christlichen Totenbrauchtums.

In sieben weiteren Abschnitten durchläuft der Besucher Themenkomplexe, die sich mit dem Dunkel der Nacht, "Schwarzen Tagen" der Weltgeschichte, der "Schwarzmalerei" in der Kunst, dem "Schwarzen Tod", also den Pest-Epidemien der  Vergangenheit, der Trauerfarbe Schwarz, der "Schwarzen Magie" und dem "Schwarzen Humor" befassen und dabei eine Reihe von interessanten Facetten beleuchten, die mit dieser Farbe zusammenhängen.


Den Schluss aber bildet eine Installation, die sich mit dem heutigen Status dieser Todes- und Trauerfarbe auseinandersetzt und zum Beispiel mit farbigen Särgen zeigt, wie heute aus „Schwarz“ in der Trauer immer mehr „Bunt“ wird.


Moderner Sarg und bunte Urnen (Foto Leisner)

Samstag, 15. September 2012

Evangelische Friedhöfe in Braunschweig - ein Taschenführer

Broschüre der mit Rundgang über den Hauptfriedhof
in Braunschweig (Foto Leisner, mit freundlicher
Erlaubnis der  Ev.-Luth. Kirchenverband 
Braunschweig, Friedhofsverwaltung)
Zwar nicht direkt als Jubiläumsbuch, aber doch zum Friedhofsjubiläum in Braunschweig erschienen ist eine handliche kleine Broschüre mit dem Titel "Erkunden - Erinnern - Erfahren. Die Friedhöfe des Ev.-luth. Kirchenverbandes in Braunschweig". Der Titel führt ein wenig in die Irre, denn der Hauptfriedhof nimmt mit 35 der  insgesamt 95 Seiten, den größten zusammenhängenden Teil ein. Er wird kurz mit seinen historischen Daten vorgestellt, bevor dann insgesamt 40 einzelne Stationen eines Weges über den Friedhof in Bild und Text vorgestellt werden.

Darunter sind so interessante Grabmale wie der Obelisk auf dem Grabmal der Familie Büssing, deren Omnibusse und Lastwagen berühmt sind, oder das Grabmal des Arztes P. Stahl, auf dessen Rückseite zu lesen ist: "P. Stahl war es der 1939 in Breslau die Methode der intravenösen Dauertropfinfusion erfand und entwickelte". Aber auch Plastiken, ein Mausoleum und eine Teich-Partie sind in den reich bebilderten Rundgang eingeschlossen. Im Rückumschlag findet sich zudem eine Friedhofskarte mit den eingezeichneten Stationen.

Auf den übrigen Seiten werden die zwölf übrigen kirchlichen Friedhöfe Braunschweigs mit jeweils zwei Text- und Bildseiten vorgestellt und am Ende des Bändchens geht es dann noch um ganz praktische Fragen nämlich um eine Übersicht über die Grabarten, die auf den Friedhöfen angeboten werden. Darunter fehlt nicht der Hinweis auf Patenschaftsgräber. Eine Doppelseite  zu den Friedhofsgebäuden des Hauptfriedhofes rundet die Broschüre ab.

Natürlich gäbe es ein paar kleine Anmerkungen, wie z.B. die Frage, warum der Hauptfriedhof nicht gleich an den Anfang gestellt worden ist, wenn er doch den bedeutendsten Teilaspekt der Broschüre darstellt. Und auch der Hinweis, dass sich Lorbeerkränze von Immortellenkränzen unterscheiden soll hier nicht fehlen und dass vielleicht nicht alle Symbole nur in kirchlich-christlichen Sinne zu interpretieren sind. Insgesamt aber ist diese Broschüre sehr schön gestaltet und eine gelungene Bereicherung der Friedhofsliteratur.

Erkunden - Erinnern - Erfahren. Die Friedhöfe des Ev.-luth. Kirchenverbandes in Braunschweig. Hrsg. Ev.-Luth. Kirchenverband Braunschweig, Friedhofsverwaltung, Helmstedter Straße 38., Tel.: 0531-27370-0. http://www.kirchenverband-braunschweig.de/



Mittwoch, 5. September 2012

Der Braunschweiger Hauptfriedhof wird 125 Jahre alt


Am 1. Oktober 1887 wurde der Hauptfriedhof in Braunschweig eingeweiht, der zu den größten kirchlichen Friedhöfen in Deutschland gehört.

Aus diesem Anlass lädt der evangelische Kirchenverband und die Propstei Braunschweig am Tag des Friedhofes zu einer Reihe von Festveranstaltungen ein, zu denen neben dem Eröffnungsgottesdienst auch Vorträge und Führungen, Kutschfahrten und Ausstellungen bzw. Beamer-Präsentationen gehören.

Ein Programm-Flyer findet sich auf der Internetseite der Propstei.

Montag, 3. September 2012

Von Grabstätten und Stolpersteinen - Geocache-Tour durch Osnabrück


In Osnabrück wird - so weit ich weiß - erstmalig eine moderne Form der Schatzsuche, das Geocaching, zur Vermittlung von Friedhofs- und Stadtgeschichte genutzt. Ich danke Niels Biewer von der Fachhochschule Osnabrück, der hier extra für die Friedhofsfreunde zusammengefasst, wie eine solche Geocache-Tour aussieht:


"Was geschah zur Zeit des Nationalsozialismus in Osnabrück? Welche Opfer gab es, und welche Täter? Wo finden sich in der Stadt Orte, die an diese Menschen erinnern? Die Geocache-Tour „Von Grabstätten und Stolpersteinen“ führt über 19 Stationen zu Orten der Erinnerung in Osnabrück – zu Grabstätten, Stolpersteinen und anderen denkwürdigen Orten.
Innerhalb eines Forschungsprojekts an der Hochschule Osnabrück (Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur) zur Folgenutzung des Hase- und des Johannisfriedhofs in Osnabrück interessiert uns die Möglichkeit, die beiden Denkmale als Bildungsort zu nutzen. Auf alten Friedhöfen treffen innerhalb eines eingegrenzten Raums die verschiedensten Aspekte aufeinander, die aufgegriffen und in unterschiedlichster Form aufgearbeitet und weitervermittelt werden können.
Für ein „Geocache“-Projekt haben wir den Fokus auf die politische und gesellschaftliche Geschichte gelegt. Gemeinsam mit Cache4You, einem kleinen Betrieb für professionelles Geocaching, haben wir eine Tour zur regionalen Geschichte der NS-Zeit erarbeitet.
Was ist Geocaching?
Geocaching ist eine Art moderne Schnitzeljagd. Bei der einfachen Variante des Geocaching versteckt eine Person einen Schatz, z.B. eine kleine Kiste, auch Geocache oder Cache genannt, in welcher sich ein Logbuch und ggf. Tauschgegenstände befinden, und notiert sich dessen genaue GPS-Koordinaten. Diese sind oft über bestimmte Portale im Internet für jeden abrufbar. Mitspieler können sich mithilfe von GPS-Geräten auf die Suche nach dem Cache machen und wenn er gefunden wurde in das Logbuch eintragen und ggf. einen Gegenstand tauschen.
Beim sogenannten Multicache – der „Friedhofs-Geocache“ wurde ebenfalls als Multicache angelegt – gibt es mehrere Stationen, an denen Fragen beantwortet oder Rätsel gelöst werden müssen, um am Ende den Schatz finden zu können. Diese Form des Geocaching eignet sich sehr gut, um Lerninhalte und Wissen auf spielerische Weise zu vermitteln.
Die Route
Die etwa drei bis vier Stunden lange Tour mit einer Streckenlänge von etwa 6 bis 7 km leitet die Teilnehmer mit Hilfe von GPS-Geräten zu insgesamt 19 Stationen, an denen Aufgaben gelöst werden müssen. Jede Station entführt die Teilnehmer in die Osnabrücker Stadtgeschichte der 30er bis 40er Jahre – die Zeit der Nationalsozialisten und des 2. Weltkriegs. Die Teilnehmer lernen verstorbene Menschen mit eindrucksvollen und oft auch dramatischen Schicksalen kennen, die damals in Osnabrück gelebt haben oder von hier stammten.
Der Ablauf
Vor dem Start gibt es eine kurze Einführung zum Geocaching und der Tour. Auf Wunsch können GPS-Geräte für die Veranstaltung gestellt werden, diese werden ebenfalls erklärt. Am Ende treffen sich alle Teilnehmer beim Schatz. Hier ist noch Zeit, sich über die Eindrücke der Tour auszutauschen.
Die jeweiligen Koordinaten, die in das GPS-Gerät eingeben werden müssen, finden sich im dafür erarbeiteten Aufgabenheft, das an die Teilnehmer ausgeteilt wird. Das Gerät führt die Teilnehmer in die Nähe des jeweiligen Ziels. Dort müssen diese dann ein wenig die Augen offen halten und mit Hilfe der Hinweise im Aufgabenheft die Station suchen. Sobald sie sie gefunden haben, liest einer aus der Gruppe den kurzen Infotext zur Station vor. Am Ende kommt dann die jeweilige Aufgabe. Durch das Lösen der Aufgabe erhalten die Teilnehmer einen Buchstaben und einen Zahlenwert. Sind alle Aufgaben gelöst, lassen sich daraus die Koordinaten des Schatzes errechnen.
Auf den Friedhöfen sollten die Strecken zwischen den Stationen zu Fuß und außerhalb der Friedhöfe mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Natürlich können die Teilnehmer dort auch zu Fuß gehen oder den Bus nehmen.
Die Stationen
Die meisten Stationen, die während der Tour angesteuert werden, befinden sich auf den beiden historischen Friedhöfen. Startpunkt ist der Hasefriedhof mit seinen alten Grabstätten. Nach dem Lösen einiger Aufgaben besuchen die Teilnehmer verschiedene Stationen in der Innenstadt, bis sie schließlich am Ende der Tour den jüdischen Friedhof an der Magdalenenstraße und den historischen Johannisfriedhof erreichen.
Ein 32 Seiten umfassendes Aufgabenheft begleitet die Teilnehmer während der Tour. Zu jeder Station findet sich ein kurzer Text, der einzelne Schicksale vorstellt oder geschichtliche Ereignisse erläutert.
So wird zum Beispiel an der Grabstätte von Siegfried Pelz auf dem Hasefriedhof erzählt, wie der vom Judentum zum Christentum konvertierte Pelz im Deutsch-Französischen Krieg als Feldarzt arbeitete, im Ersten Weltkrieg die Lazarette der Stadt und des Landkreises Osnabrück leitete und Geheimer Sanitätsrat wurde. Als Pelz 1936 starb, hatten ihm die Nationalsozialisten die Ehrenbürgerschaft aberkannt und ihn und seine Familie jahrelang schikaniert.
An der Grabstätte des im Alter von 15 Jahren verstorbenen Konrad Bertels auf dem Johannisfriedhof wird die Geschichte eines Jungen der Hitlerjugend erzählt. Auf dem Stein sind noch schwach das Zeichen der Hitlerjugend und der Spruch „Geboren als Deutscher / Gelebt als Kämpfer / Gefallen als Held / Auferstanden als Volk“ zu erkennen.
Weitere Stationen sind, neben verschiedenen Grabstätten, das Mahnmal Alte Synagoge, Stolpersteine und das Elternhaus des jüdischen Malers Felix Nussbaum in der Innenstadt.
Am Ende wartet der Schatz auf die Teilnehmer – und sie werden viele neue, interessante Dinge über Osnabrücks Geschichte erfahren haben.

Kontakt: schraer@cache4you.de oder N.Biewer@hs-osnabrueck.de
Internet: www.cache4you.com / www.hasefriedhof-johannisfriedhof.de"

Donnerstag, 30. August 2012

Mausoleum Moll in Neumünster



Im Schleswig-Holsteinischen Neumünster gibt es einen kleinen aber rührigen "Verein zur Förderung der Grabdenkmale der Friedhöfe des Kirchengemeindeverbandes Neumünster e.V." (zugegeben ein wirklich umständlicher Name), der in den letzten Jahren seine Energien gebündelt hat um das Mausoleum von Alexander Moll auf dem Nordfriedhof restaurieren zu lassen. Letztes Jahr wurde es fertig. Dazu hat der Verein das hier abgebildete Faltblatt herausgegeben.



Montag, 27. August 2012

Sennefriedhof in Bielefeld feiert Jubiläum

Am 15. August hat der Sennefriedhof in Bielefeld seinen offiziellen Geburtstag mit der Eröffnung der Ausstellung "Seelenbretter" der Künstlerin Bali Tollak gefeiert, die noch bis zum 9. September
täglich im Außenbereich der Alten Kapelle frei zugänglich ist. Zwei Tage später ging das Jubiläumsprogramm dann mit der Eröffnung einer zweiten Ausstellung weiter. Gezeigt wird ein Überblick über Tod und Bestattung vom Mittelalter bis in die Moderne unter dem selben Titel "Die Letzte Reise", den schon 1984 die erste spektakuläre Ausstellung zu diesem Thema in München hatte. Auch sie ist bis zum 9. September zu besichtigen und zwar in der Neuen Kapelle des Sennefriedhofs.


Damit ist das Festprogramm aber noch lange nicht zu Ende. Ein Spaziergang über den Friedhof, Freiluftkino mit dem Film "Grabgeflüster", eine Kabarettvorstellung von Rainer Pause, eine Autorenlesung aus dem aktuellen Buch „Ab jetzt ist Ruhe“ von Marion Brasch, Chorgesang mit Lesung und ein regelmäßiges Trauercafé, Musik und Lesung für die Seele und eine Fotoausstellung werden auf dem Jubiläumsflyer noch angekündigt.


Last not least begeht Bielefeld am 9. September den Tag des Sennefriedhofs mit einem dicht gedrängten Programm, das ebenfalls dem oben zitierten Flyer zu entnehmen ist. Wer also vor Ort ist, sollte diesen Tag nicht versäumen.

Wer nicht nach Bielefeld kommt, hat immerhin die Möglichkeit zu einem virtuellen Rundgang über den Friedhof, der in seiner Gründungszeit als eein Musterbeispiel moderner und reformierter Friedhofs-Gestaltung galt.

Montag, 20. August 2012

Die letze Reise - Überführung der restaurierten Särge in die Haselberg Grabgruft in Greifswald

Am Tag des Denkmals, dem 9. September 2012, um 10 Uhr wird die restaurierte Grabgruft der Familie Haselberg auf dem Greifswalder Friedhof der Öffentlichkeit präsentiert. Über ihre Fertigstellung wurde hier schon im letzten Jahr berichtet. Dieses Jahr bilde die feierliche Überführung der restaurierten Holzsärge den Höhepunkt. Sie kehren damit wieder an ihren ursprünglichen Ort zurück.

Der Friedhofsverein, die Kunsthistorikerin Anja Kretschmer und der Holzrestaurator Clemens Pawlesky werden über die Historie und Restaurierung der wohl ältesten Grabgruft im städtischen Gebiet Vorpommerns informieren, bevor dann die Särge in der instandgesetzten Grabgruft wieder zur letzten Ruhe gebettet werden.

Anja Kretschmer wird an diesem Tag außerdem ihr in diesem Jahr als Buch erschienene Doktorarbeit "Von Mausoleen und Grabkapellen auf deutschen Stadtfriedhöfen im 19. Jahrhundert am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns. Bestandsaufnahme, Würdigung und denkmalpflegerische Konzepte" zum ersten Mal öffentlich vorstellen.

Donnerstag, 9. August 2012

100 Jahre Neuer Friedhof Rostock - Festschrift

Festschrift zum Friedhofsjubiläum
in Rostock 2012 (Foto Leisner, mit fr.
Erlaubnis Rostocker Friedhöfe)
Zwei Broschüren sind zum Jubiläum des Neuen Friedhofs in Rostocker herausgekommen. Die schmalere Festschrift beschäftigt sich mit der Anlage in Vergangenheit und Gegenwart, die zweite versammelt die bemerkenswerten Grabstätten auf ihren Seiten, allerdings nicht ohne auch wieder in zwei ausführlicheren Beiträgen die Geschichte der Anlage zu beschreiben.

Beide Broschüren sind reich bebildert und geben auch dem Fremden einen guten Überblick. Bei den Grabstätten geht es den beiden Autoren Antje Krause und Hans-Jürgen Mende dabei nicht so sehr um die Grabmäler selbst - sie sind in sehr kleinen schwarz-weiß Abbildungen neben den Texten zu sehen -, sondern um die Geschichte der Bestatteten, deren Leben  kenntnisreich und offensichtlich aufgrund von ausführlichen Recherchen dargestellt wird. Drei Rundgänge führen den Besucher durch die Anlage, deren Gestaltung sich sozusagen auf der Höhe der Zeit befand, denn der planende Stadtbaumeister Paul Ehmig reiste zuvor zu einer Reihe von deutschen Friedhöfen und der ausführende Stadtgärtner Wilhem Schomburg setzte die architektonisch geprägten Ideen seiner Zeit adäquat um.

Grabstättenkatalog Rostock
Neuer Friedhof 2011 (Foto Leisner, mit fr.
Erlaubnis Rostocker Friedhöfe)
Die Festschrift selbst versammelt eine Reihe unterschiedlicher Beiträge, die sowohl historisch wie gegenwartsbezogen ausgerichtet sind. So geht es nicht nur um die "Eröffnung des Neuen Friedhof", seine gärtnerische Gestaltung, den Feierhallen-Komplex von Paul Ehmig, historische Brunnenanlagen und die Gestaltung des Bombenopferfeldes, sondern auch um neue Bestattungstendenzen und ihre gärtnerische Ausgestaltung, den Bau eines neuen Kolumbariums, eine neue Urnengemeinschaftsanlage sowie um die Flora und Fauna des Friedhofes, bis schließlich zu Schluss die Entwicklungstendenzen diskutiert werden.

Neuer Friedhof Rostock. Festschrift 100 Jahre, 57 S., zahlr. farbige Abb., und Neuer Friedhof Rostock. Bemerkenswerte Grabstätten.112 S. zahlr. schw.-w. Abb., Hrsg. Hansestadt Rostock, Presse- und Informationsstelle, Rostock 2012. Beide Bände kann man beim Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege, Satower Straße 16, 18050 Rostock, email:  Margitta.floss(at)rostock.de bestellen.

Übrigens ist schon 2011 eine weitere Dokumentation mit dem Titel: "Gedenkstätten für Opfer und Verfolgte des Naziregimes auf dem Neuen Friedhof in Rostock" vorgestellt worden, die bei rostock(at)vvn-bda.de angefordert werden kann.  

Die Verwaltung des Todes


Das oben genannte neue Buch von Thorsten Benkel trägt den Untertitel "Annäherungen an eine Soziologie des Friedhofs". Nun bin ich zwar einerseits mit der Geschichte "des" Friedhofes in Deutschland vertraut, andererseits aber bin ich keine Soziologin und somit sind mir die entsprechende Fachterminologie und die historischen und aktuellen Fragestellungen dieses Faches fremd. Meine Besprechung muss sich daher auf einige allgemeinere Anmerkungen beschränken.

Mir ist als erstes aufgefallen, dass das Buch mit dem Text eines anderen Autors beginnt, der diskursorisch darstellt, was gegenwärtig geschieht, wenn ein Mensch gestorben ist. Zur Einführung für Menschen, die sich überhaupt nicht mit diesem Thema beschäftigen, scheint mir das durchaus geeignet. Ich fürchte allerdings, dass dieser Personenkreis kaum auf diesen doch sehr wissenschaftlich daher kommenden Titel zugreifen wird.

Buchcover (Foto Leisner, veröffentlicht mit fr.
Erlaubnis des Logosverlages)
Der vom Autor selbst verfasste Hauptteil des Buches gliedert sich dann in drei Unterkapitel auf: Die Gemeinschaft der Toten, die Gesellschaft des Friedhofes und Bilder, Gräber, Leichen, zusammen mit einem Epilog mit dem merkwürdigen Titel "Der Tod ist wie das Liebesleben deiner Nachbarn".

In dem ersten Unterkapitel geht es, wenn ich es richtig verstanden habe, um den Friedhof als ein "Terrain, das der Reflexion der Lebenden über den Tod und insbesondere über die `Tatsache des Todes` einer mit ihnen verbundenen Person Ausdrucksformen verleiht" (S. 38). Dabei schweift der Text in philosophische Dimensionen ab und umkreist das Phänomen "Tod" in unterschiedlichen Variationen, die mit den Zwischentiteln "`Es ist noch keiner vergessen worden`", "Grab als TextQ, "Trauer/Zeit", "Das Image des Todes", "Das Sterben der anderen", "Ordnung und Mysterium" umrissen sind.

Zum Friedhof selbst kommt der Autor in seinem zweiten Teil. Im ersten Unterkapitel "An der Endstation des Sozialen" erklärt er den Sinnrahmen, den die Soziologie dem Friedhof auferlegt damit, dass dieser "mit einem Mal ... Auskunftgeber bzw. Indikator gesellschaftlicher Verhältnisse ist". Er nimmt die Behauptung zum Ausgangspunkt, dass der Friedhof "Endstation der Gesellschaft" ist, auf dem es traditionell "kein soziales Fortleben" mehr zu geben scheint, um sie dann auf unterschiedliche Weise wiederlegen zu können. Unter dem Titel "Uniformität unter Beobachtung" nimmt er die Grabgestaltung unter die Lupe, wobei er sich stark auf die Uniformität der Soldatenfriedhöfe konzentriert.

In "Lebenszeitverlustumstände" geht es um einige "Randaspekte", die im "Kontext des gesellschaftlichen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ... von Bedeutung sind." Noch einmal geht es dabei um den Tod und seine Bedeutung für den Menschen, bevor die "Sinndimensionen des Grabes" zum Thema gemacht werden. Stichworte sind Entindividualisierung und Erinnerungsbewahrung, Text und Unterscheidbarkeit des Grabes, die Gleichförmigkeit der Friedhöfe der jüngsten Vergangenheit und die neue Individualisierung des Lebens, die den Tod bzw. natürlich die Grabgestaltung eingeholt hat (S, 113).

Dabei führt er mehrere Dimensionen oder Gesichtspunkte ein, unter denen er Friedhöfe betrachtet: die juristische, in der Friedhofsordnungen eine Rolle spielen - der Autor konstatiert, dass "gerade die Harmonisierung des Individuellen inmitten einer die Individualität integrierendenStätte ... einen Kerngedanken jeder Friedhofsordnung darstellt"; die materielle Dimension, also einfach gesagt die ästhetische Gestaltung des Friedhofs als Ort des Grabes im Gegensatz zu anderen immateriellen Stätten des Gedenkens; die ökonomische Dimension, bei der es in weiterem Sinne um die "Finanzierbarkeit des Sterbens" und damit auch der Grabgestaltung geht; die moralische Dimension, die die Frage beinhaltet "Wie lässt sich das Grab gestalten, damit die subjektive Entscheidung und das òbjektive Umfeld ohne juristische, ästetische, psychologische oder sonstige Irritationen ineinander integrierbar sind?" (S. 123) und schließlich als letztes geht es um den Gesichtspunkt "Der `Sinnrahmen` Friedhof", wo der Autor unter anderem feststellt, dass der Friedhof sich zu einem Ort der autonomen Gestaltung inmitten einer kollektiven Rahmung wandelt.

Das Dritte Hauptkapitel mit der Überschrift"Bilder, Gräber, Leichen" widmet sich zuerst der Veränderung der Grablandschaft, geht dann vom "Das Totsein des Körpers", auf die Zukunft der Erinnerung über und um dann mit dem Kapitel "Bilder des Lebens in einem Raum für Tote" die Dimensionen zwischen dem Charakter toter Abbildungen, also von Fotos von Lebenden, und dem Ort des Vergehens des toten Körpers und seinem Erinnerungsmal auszuloten.

Insgesamt nähert Thomas Benkel sich von seiner Fachdisziplin her auf verschiedenen Wegen dem Friedhof an. Noch wirkt diese erste Zusammenfassung auf mich aber sprunghaft in ihrem Aufbau und leider ist sie - wie die zitierten Textbeispiele belegen - sprachlich ziemlich verschachtelt, so dass das Lesevergnügen sich in Grenzen hält.

Thorsten Benkel. Die Verwaltung des Todes. Annäherungen an eine Soziologie des Friedhofs. Mit einem Beitrag von Matthias Meitzler. PeriLog - Freiburger Beiträge zur Kultur- und Sozialforschung, 172 Seiten, Erscheinungsjahr: 2012, Preis: 23.50 EUR 

Sonntag, 5. August 2012

Friedhöfe und ihre Freunde - das erste themenzentrierte Heft von "Friedhof und Denkmal" ist erschienen

Cover (Foto Leisner, mit fr. Erlaubnis der AFD)
Die von der Kasseler AFD (Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal) herausgegebene Zeitschrift "Friedhof und Denkmal" - neuerdings mit dem Untertitel "Zeitschrift für Sepulkralkultur - hat eine neue Redaktion bekommen, da  der bisherige verdienstvolle Redakteur Wolfgang Neumann aus Altersgründen ausgeschieden ist.

Die neue Redaktions-Gruppe besteht aus Mitarbeitern der AFD, zwei bekannten Vorstandsmitgliedern desselben Vereins und schließlich gehöre auch ich dazu. Gemeinsam hat die Redaktion beschlossen die zukünftigen Ausgaben jeweils unter ein Oberthema zu stellen.

Das erste Heft ist jetzt gerade herausgekommen. Thema sind die Friedhöfe und ihre Förder- oder Freundeskreise. Das Inhaltsverzeichnis des neuen Heftes und mein Beitrag "Friedhöfe und ihre Freunde" sind im Internet nachzulesen.