Sonntag, 26. Juli 2020

Wunderkammern des Lebens - ein Kolumbarium für Lübeck

Front des ehemaligen Kornspeicher "Die Eiche"
Der ehemalige Kornspeicher "Die Eiche"
(Von Garitzko - Eigenes Werk,
CC BY-SA 3.0, Quelle)

Eigentlich befasse ich mich hier mit historischen Friedhöfen, aber diesmal geht es um einen neuen Bestattungsplatz, auch wenn er in einem historischen Gebäude entstehen soll.

Von Anfang an: In Lübeck entsteht in dem historischen Kornspeicher, den Henry Mann, der Vater des berühmten Thomas, 1873 hat erbauen lassen, ein Kolumbarium, das zugleich ein neuer Ort der Sepulkralkultur werden soll. Initiatoren sind die Unternehmer Peggy Morenz und Michael Angern. Sie haben im Vorfeld ein Symposium veranstaltet, dessen Beiträge jetzt in einem ästhetisch aufwendig gestalteten Band veröffentlicht worden sind.

Einleitend wird die Idee des neuen Kolumbariums vorgestellt, mit dem der Tod sozusagen wieder mitten in das Leben der Stadt hineingeholt werden soll. Ein Überblick sowohl über die Tradition der Kolumbarien, als auch über den historischen Wandel der Bestattungskultur bilden sozusagen das Fundament für die zukünftigen Strukturen des neuen Beisetzungs- und Erinnerungsortes "Die Eiche". Dort sollen Kunst und Kultur neben Trauer und Erinnerung eine wichtige Rolle spielen. So werden Werden und Vergehen als durchgängiges Thema in Literatur, Musik und Film ebenso thematisiert, wie die Möglichkeit, dass moderne Kunstwerke Anregungen für tröstliche Räume und Rituale geben können. Verschiedene "Stile" - anonym, naturreligiös und ästhetisch - werden als Alternativen zur klassischen Erdbestattung definiert, um dann zuletzt einen Einblick in die Idee der "Wunderkammern des Lebens" zu geben, mit denen Trauer und Erinnerung, Urnenbeisetzung und Gedenken an vergangenes Leben so Raum gegeben werden soll, dass Trauernde Trost finden können und zugleich unbeteiligte Besucher zum Nachdenken und Bedenken der eigenen Sterblichkeit angeregt werden. Die Beiträge stammen von den Initiatoren selbst, sowie Gerline Klie, Alina Kokoschka, Norbert Fischer, Antje Mickan und Thomas Klie.

Die gemeinnützige Stiftung und das Kolumbarium "DIE EICHE" sollen im Winter 2020/21 eröffnet werden.

Michael Angern / Thomas Klie (Hrsg.): Wunderkammern des Lebens. Das Kolumbarium DIE EICHE wird zum Erinnerungsort für eine neue Abschiedskultur. Lübeck: Edition Die Eiche, 2020, 96 S. zahlreiche Abb., 12 Euro 
Michael Angern und Peggy Morenz – Quelle: https://www.shz.de/27215357 ©2020
Michael Angern und Peggy Morenz – Quelle: https://www.shz.de/27215357 ©2020

Freitag, 24. Juli 2020

Dresden - Friedhofsfreunde gesucht

Ursprünglich sollte der neue Friedhofsfreundeskreis für den Alten und den Neuen Annenfriedhof schon im Mai gegründet werden. Aber da kam Corona dazwischen.

Jetzt soll am 14. Oktober ein neuer Versuch gewagt werden. Dazu sind natürlich alle Interessierten in Dresden eingeladen. Informationen zu den vielfältigen Ideen und Möglichkeiten sich einzubringen, findet man unter dem Link "Friedhofsfreunde gesucht".

Wer Uhrzeit und Ort der Gründungsversammlung erfahren will, sollte sich direkt an die Friedhofsverwaltung wenden (Tel.: 0351 421326, e-mail annenfriedhoefe.dresden@evlks.de).

Mittwoch, 22. Juli 2020

Bestattungslexikon Band 4

Soeben erschienen: Großes Wörterbuch zur Bestattungs- und Friedhofskultur - Wörterbuch zur Sepulkralkultur, Bd. 4, Medienkultureller Teil: Von Absurdes Theater bis Zombie. Hrsg.: Zentralinstitut für Sepulkralkultur Kassel Verlag: Fachhochschulverlag Frankfurt a. M. Der Verlag für angewandte Wissenschaft. 303 Seiten, 29 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Hardcover 49,00 EUR, zu bestellen über jede Buchhandlung, beim Sepulkralmuseum in Kassel und beim Fachhochschulverlag.

Da ich zahlreiche Artikel für dieses Wörterbuch selbst geschrieben und außerdem das ganze Buch lektoriert habe, fällt es mir schwer hier eine Rezension zu schreiben. Deshalb als Info hier nur der "Klappentext", den ich für die Rückseite verfasst habe:

 "Was ist eine Complainte? Wurden Galgenreden auch gedruckt? Was versteht man unter Nachzehrern? Wo kommen Sanduhren in der Literatur vor? Was sind Vado-Mori-Gedichte?

Solche und viele andere Fragen beantwortet dieses Lexikon. In über 200 Stichworten wird hier der Themenkomplex „Sterben und Tod, Bestattung und Erinnerung“ in Bezug auf die Medien abgehandelt. Eine Fülle von Beispielen aus Literatur, Fotografie und Film, Musik und darstellender Kunst zeigen die die Vielfalt und die umfassende Bedeutung der Sepulkralkultur, die sich durch die Jahrhunderte hindurch sowohl in Texten und Musikstücken, als auch in bewegten und unbewegten Bildern und auf der Bühne niedergeschlagen hat. Mit diesem Lexikon wurde dabei Neuland betreten, denn zum ersten Mal liegt damit ein themenspezifischer Überblick über die mediale Todesthematik vor, der das Themenfeld breit abdeckt und ein Fülle von Informationen und Anregungen zum Weiterdenken bietet."

Sonntag, 5. Juli 2020

Friedhöfe entdecken - Ein Projekt an der University of York

Discovering England's Burial Spaces (DEBS) ist ein Projekt, das von dem staatlichen englischen Denkmalschutz finanziert wird und der University of York angegliedert ist. In Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Gruppen wurden darin neue Instrumente für die Erforschung und Verbreitung von Informationen über lokale Friedhöfe und Grabstätten entwickelt, sowie neue Ressourcen entworfen und getestet, mit denen solche Gruppen und Vereine Grabstätten sowie Kirchhöfe und Friedhöfe aufzeichnen können.
Die Untersuchungsergebnisse der einzelnen Gruppen können in einer neuen nationalen Datenbank, der "Burial Space Research Database", auf Dauer gesichert und ausgetauscht werden. Zugleich werden die ehrenamtlichen Forscher ermutigt, standardisierte Aufzeichnungsmethoden und -vokabulare zu verwenden. Dadurch sind die Datensätze aus verschiedenen Umfragen interoperabel und es können Verbindungen und Vergleiche innerhalb eines Friedhofs und zwischen verschiedenen Untersuchungsprojekten gezogen werden.
Auf der Website des Projektes kann außerdem eine Suche nach Grabmalen oder Personen, sowie nach Grabmaltypen und Beschriftungsrahmen durchgeführt werden. Die Datenbank befindet sich zur Zeit im Aufbau und enthält bis jetzt die Angaben von fünf Friedhöfen. Zu erwarten ist, dass sie sich im Laufe der Zeit mit immer mehr Informationen füllt.
Das DEBS-Team und der Archaeology Data Service nehmen außerdem mit zwei öffentlichen Live-Stream-Vorträgen an dem englischen "Festival of Archaeology" teil. Es gibt eine Einführung in die Archäologie von Grabstätten und einen Vortrag, was man aus einer systematischen Grabstättenforschung lernen kann, die über einzelne Friedhöfe hinausgeht. Darüber hinaus wird für die Dauer des Festivals Unterstützung bei der Konvertierung von Aufzeichnungen in das neue System angeboten und ein Wettbewerb wurde ausgelobt.
Ich finde, eine ähnliche Datenbank für deutsche Verhältnisse zu entwickeln, wäre eine wichtige Aufgabe für eine deutsche Universität und den nationalen Denkmalschutz. Und ein solches Festival wäre natürlich auch nicht schlecht!