Freitag, 25. März 2011

Der Hasefriedhof in Osnabrück

Wie in diesem Blog seinerzeit berichtet, hat der Hasefriedhof in Osnabrück 2008 sein 200jähriges Jubiläum gefeiert. Letztes Jahr nun hat der Förderkreis dieses Friedhofs einen handlichen Friedhofsführer herausgegeben, in dem sich die Geschichte dieses Ortes nachlesen lässt. Wie üblich lädt auch dieses Buch dazu ein den Friedhof selbst zu erkunden, enthält er doch auf der Rückseite einen herausklappbaren Friedhofsplan, auf dem die Lage aller im Textteil vorgestellten Grabmale mit Nummern verzeichnet ist. Die zugehörige Legende wird gleich nebenan mitgeliefert.

Mit großer Sorgfalt und viel Sachkenntnis hat der Autor Ernst Kosche in diesem Führer interessante Informationen zur Friedhofsgeschichte, zu den einzelnen Grabstätten und den dort bestatteten Persönlichkeiten zusammengetragen. Damit ermöglicht er  dem Besucher einen tiefen Einblick in die Stadtgeschichte der letzten zweihundert Jahre. Die zahlreichen Bilder geben, obwohl sie meistens sehr klein sind, einen guten Eindruck von der vielfältigen Grabmalsubstanz wieder, die sich dadurch auszeichnet, dass auch aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts eine Reihe von schlichten Steinen erhalten geblieben ist.

Allerdings muss man etwas suchen, wenn man nur zu einer einzelnen Grabstätte Informationen will: Die zugehörigen Nummern sind in dem laufenden Text kaum hervorgehoben. Man tut also gut daran, sich dem Gang dieses Führers anzuvertrauen und die Grabmale, die meist am Rand der einzelnen Friedhofsbereiche liegen,  beim Lesen zuhause im Geiste oder direkt vor Ort der Reihe nach abzuwandern. Dabei wird  auch jene Besonderheit deutlich, dass der Hasefriedhof durch seine Erweiterungen im Grunde aus sechs einzelnen Friedhöfen besteht. Die neuen Flächen wurden nämlich jeweils mit einer eigenen Mauer eingefasst, an die sich wie üblich die größeren Familien angelagert haben. Da es anfangs keine Verbindung zwischen den Teilen gab, half sich übrigens die Familie Gosling selbst und ließ hinter ihrer Grabstelle die Mauer durchbrechen, um leichter zu dem zweiten Familiengrab im neueren Friedhofsteil zu gelangen (siehe Hasefriedhof, S. 43).

Aber nicht nur historische Informationen werden gegeben, auch die Grabmäler selbst werden mit ihren Symbolen und Formen ausführlich vorgestellt, so dass der Leser zugleich einen kleinen Einblick in die sepulkrale Kulturgeschichte erhält. Insgesamt werden 87 Grabstätten so erläutert, daneben geht der Autor auch auf die Friedhofsgebäude und Kleinarchitekturen ein, so erfährt man zum Beispiel auch Näheres zu der ältesten Wageneinfahrt des Friedhofs, die mit zwei Reliefpfeilern geschmückt ist: Die zierlichen Gestalten von Thanatos und Hypnos, Tod und Schlaf, halten dort mit gesenkten Fackeln Wache und mahnen die vorübergehenden - ganz in klassizistischem Sinnen - sanft daran zu denken, dass sie Sterblich sind.

Diese Vergänglichkeit betrifft allerdings nicht nur die Menschen, sondern in diesem Falle auch den Friedhof selbst. Auf dem Hasefriedhof und dem Johannisfriedhof von Osnabrück wird seit fünfzehn Jahren nicht mehr bestattet. In vier Jahren, also 2015, werden sie entwidmet. Auch wenn sie als Parkanlagen mit Friedhofscharakter weitergeführt werden sollen, so ist es doch wichtig, dass der Förderkreis, unterstützt von den Bürgern der Stadt, dafür wirbt, dass so viel wie möglich von dem "Friedhofscharakter" und damit der einmaligen sepukralen und kulturellen Geschichte der Stadt erhalten bleibt. Und dazu ist dieser Friedhofsführer ein wichtiger Beitrag, dessen Verkaufserlös der Erhaltung und Restaurierung von Grabmalen dienen soll.

Ernst Kosche: Der Hasefriedhof. Ein Führer zu den bedeutenden Grabdenkmälern und Besonderheiten des Friedhofs. Hrsg. Förderkreis Hasefriedhof-Johannisfriedhof. 106 S., viele Farbabb., 8,00 Euro. Zu erhalten beim Förderkreis Hasefriedhof-Johannisfriedhof e.V., Spichernstraße 31, 49074 Osnabrück