Sonntag, 30. Oktober 2022

Halloween

Halloween naht und es ist Zeit einmal wieder die Geister der Toten hervorzurufen. Diesmal geht es hier um die Geisterfotografie. Das heißt um Fotos, auf denen Geistererscheinungen abgelichtet sind. Neben den Geistern werden natürlich auch noch andere Formen des Übernatürlichen abgebildet, z. B. Ektoplasma oder Materialisationsphänomene. Mehr darüber nachlesen kann man nicht nur auf Wikipedia, sondern auch im "Großen Lexikon zur Bestattungs- und Friedhofskultur - Wörterbuch zur Sepulkralkultur, Bd. 4, Medienkultureller Teil: Von Absurdes Theater bis Zombie" unter dem Stichwort Geisterfotografie.

"Der Mörder sieht den ermordeten Unschuldigen" (1729) (Quelle)
Vorläufer findet man bereits im 17. und 18. Jahrhundert in jenen Kupferstichen, die Begegnungen mit Gespenstern, Engeln und Teufeln darstellen, wie z.B. auf dem Stich von I. V. Gucht mit dem Titel „Der Mörder sieht den ermordeten Unschuldigen deutlich vor seinen Augen“ (1729), der "Universalgeschichte der Geistererscheinungen" von Daniel Defoes (alias Andrew Moreton) zu finden ist. 

Und natürlich gibt es noch ältere Darstellungen von - besonders häufig bösen - Geistern, ist doch z.B. die Bibel voll von ihren Austreibungen durch Jesus Christus.

Die Geisterfotografie konnte aber erst enstehen, als sich die fotografische Technik weit genug entwickelt hatte und als der Spiritismus zu einer Massenbewegung wurde. Verbunden war ihr Aufkommen einerseits mit dem Nimbus des Übernatürlichen, der mit den frühen Fotografien verbunden war, und andererseits der Vorstellung, dass das neue Medium die Realität und nichts als die Realität abbildete.  

Als Begründer dieser Art von Fotografie gilt der Graveur William H. Mumler. Er wurde 1861 durch einen technischen Fehler darauf aufmerksam, dass durch lange Belichtungszeiten oder versehentliche Wiederverwendung von nicht gereinigten Fotoplatten "Schattenbilder" auf Fotografien erscheinen konnten, und inszenierte normale Porträts, in denen der Geist neben oder hinter dem Abgebildeten erscheint. Damit wurde der Glaube unterstützt, dass die Seelen der Toten den Lebenden nahe bleiben. Mumler eröffnete 1869 ein Geisterfoto-Studio in New York. Ein Bericht über diese Art der Fotgrafie erschien 1862 in der Regensburger Zeitung. Schon in aus diesem Text lässt sich eine gewisse Skepsis herauslesen.


Hier eines der Fotos, die von Mumler erhalten sind: Es zeigt Moses A. Dow, den Herausgeber des Waverley Magazine, mit dem Geist von Mabel Warren (um 1871) (Quelle)

Ab den 1880er Jahren wurden dann immer mehr Geisterfotografen als Betrüger überführt. Und die Fotografen selbst machten sich über die Geisterfotografie lustig, wie z.B. in dem Bildband „Eine Geistersoirée“ von Jacoby-Harms (1886), der leider noch nicht digitalisiert ist.


Dienstag, 11. Oktober 2022

Auszeichnung für die Europäische Friedhofskulturroute

In diesem Jahr gab es erstmals die Ausschreibung des "Cultural Routes Best Practices Award", den das zuständige Büro des Europarates (EPA) ins Leben gerufen hat. Mit diesem Preis sollen die besten Praktiken der zertifizierten Kulturstraßen des Europarates gewürdigt werden. Zu diesen gehört auch die Route der Europäischen Friedhofskultur. In Deutschland sind bisher eine Reihe von Berliner Friedhöfen sowie der Ohldorfer Friedhof in Hamburg Mitglieder dieser Route (diese Karte zeigt alle zugehörigen Friedhöfe in Europa). 

Die Europäische Friedhofsroute beteiligte sich an der Ausschreibung und erhielt die außergewöhnliche Auszeichnung für ihr Projekt "Schulen auf Friedhöfen", das seit vielen Jahren von Mitgliedern der Europäischen Friedhofsroute in ganz Europa durchgeführt und entwickelt wird. In diesem Projekt entstehen z.B. kulturelle Tage, Führungen, Spiele für mobile Apps, Schultheater, Forschungs- und Kunstprojekte mit jungen Europäern von der Grundschule bis zur Oberschule. Die Mitglieder der Route haben Schulen dabei besonders deswegen im Blick, weil Schulen verschiedene kulturelle Programme benötigen, um Jugendlichen die Gesellschaft und Kultur näher zu bringen; und Friedhöfe können eine unerwartete, aber wirkungsvolle Erfahrung bieten. Dabei hängt die Zukunft der Friedhöfe von der Einstellung ab, die diese Kinder entwickeln werden, wie die ASCE als Trägerin der Friedhofsroute schreibt. Wenn die Kinder Friedhöfe als kulturelles Erbe ihrer Stadt erleben, kann sich ihre Sichtweise ändern und sie werden eher bereit sein, ihre Erhaltung und zuhörige Projekte zu unterstützen.

Die diesjährige Auszeichnung ist eine wichtige Anerkennung für die Bedeutung dieses Projekts, das weiter gefördert und entwickelt werden soll. Dazu sind alle Mitglieder eingeladen, sich die eingestellten Beispiele und insbesondere das offizielle Modell des Projektprogramms genauer anzusehen.