Samstag, 27. August 2011

Friedhof und Denkmal veröffentlicht Beiträge von der Transmortale II

Gerade ist Heft 3/2011 von "Friedhof und Denkmal -  Zeitschrift für Sepulkralkultur", herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal in Kassel, erschienen. Die "gewichtige"  Ausgabe widmet sich dem interdisziplinären Workshop "Transmortale", der in diesem Frühjahr insgesamt zum zweiten Mal und zum ersten Mal in Kassel veranstaltet wurde.

Neben einem Tagungsbericht veröffentlichen hier sechs Referenten ihre Workshopbeiträge in Kurzform, wobei ein breites Spektrum abgedeckt wird, das von "Digitalen Räumen zur Reintegration des Be-Greifbaren Todes", über "Monumentale Urnenanlagen des 18. und 20. Jahrhunderts", "Der Verbürgerlichung des Mausoleums am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns", den "Tod in Metropole Berlin", den "Tod als Vermarktungsobjekt im Unternehmen Bestattung" bis zu den feinen Unterschieden der "Sozialen Ungleichheit über den Tod hinaus" reicht.

Wer sich für die neuesten Forschungen im Bereich der sepulkralen Kultur interessiert, für den ist diese Ausgabe von Friedhof und Denkmal also eine reine Fundgrube. Einen ausführlichen Tagungsbericht kann man übrigens inzwischen auch auf dem Blog der Transmortale lesen.

Der Friedhof der Märzgefallenen in Berlin - Ausstellung und Gedenkstätte

Auf dem Friedhof der Märzgefallenen wurden jene 184 Menschen bestattet, die während des Aufstandes am 18. März 1848 in Berlin vom preußischen Militär erschossen wurden. Er befindet sich  auf dem sogenannten Kanonenberg am Südrand des heutigen Volksparks Friedrichshain. Ein Bürgerkomitee hatte seine Anlegung noch vor der Eröffnung des Parks beschlossen.1925 wurde der Ehrenfriedhof nach Plänen des Stadtbaurats Ludwig Hoffmann neu gestaltet, 1948 ein Granitquader mit den Namen der hier beigesetzten Märzgefallenen aufgestellt. Nach den Zerstörungen des II. Weltkriegs stellte man 1957 unter Verwendung der verbliebenen Grabsteine, -kreuze und Grabmale aus Eisenguss  den ursprünglichen Zustand wieder her und bezog auch 33 Ruhestätten von Arbeitern und Soldaten ein, die während der Revolution von 1918 zu Tode gekommen waren. An sie erinnert eine Steinplatte am Eingang. 1960 wurde dann für neun 1918 hier beigesetzte kommunistische Matrosen die überlebensgroße Bronzeskulptur "Roter Matrose" von Hans Kies aufgestellt.

Seit März dieses Jahres ist jetzt im Volkspark Friedrichshain (Ecke Landsberger Allee/Ernst Zinna Weg) eine Ausstellung zu sehen, in der diese Zusammenhänge unter dem Titel "Am Grundstein der Demokratie – Die Märzrevolution 1848 und der Friedhof der Märzgefallenen" in Wort und Bild erläutert werden. Initiatoren sind der Paul-Singer-Verein und die Stiftung historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin. Damit soll sich dieser Friedhof zu einer nationalen Gedenkstätte und einem Ort demokratischen Lernens entwickeln.

Die - zur Zeit noch temporäre - Ausstellung besteht aus einem Ausstellungspavillon und einer im Freien aufgestellten Ausstellungsrotunde. Dazu gibt es einen Audioguide, sowie eine zehnminütige Multivision, die die Barrikadenkämpfe im März 1848 lebendig werden lassen. Unterstützt wird das Projekt von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

Samstag, 13. August 2011

Der Assistens Kirkegård in Kopenhagen

Hauptweg mit Pappelallee, der viel von
 Radfahrern, Joggern und Spazier-
gängern genutzt wird (Foto Biewer)
Autor: Niels Biewer, Hochschule Osnabrück Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur Dipl.-Ing. (FH)

Da ich mich innerhalb eines Forschungsprojekts an der Hochschule Osnabrück mit der Folgenutzung aufgelassener, historischer Friedhöfe auseinandersetze (siehe Beitrag vom 27. Mai 2011), weckte der Assistens Kirkegård in Kopenhagen und die Planungen zu diesem Friedhof großes Interesse bei mir.


Der Assistens Kirkegård wurde im Jahre 1711 eröffnet und gilt als der kulturhistorisch bedeutendste Friedhof Dänemarks. Bestattet sind hier unter anderen Persönlichkeiten wie der Physiker Niels Bohr (gest. 1926), der Schriftsteller H. C. Andersen (gest. 1875) oder der Phi-losoph S. A. Kierkegaard (gest. 1855).

Übersichtskarte des Friedhofs. Geplante Aufteilung
 zum Jahr 2020: Museumsbereich (Abteilung A),
Erholungsbereich (Abteilungen B bis F), Bereich für
Bestattungen (Abteilungen J bis N) und Bereich für
Park (Abteilungen H, P bis V, X und Z) (Foto Biewer)


Mit seinem parkartigen Charakter und seiner innenstadtnahen Lage wird der Friedhof von den Bürgern vielfältig genutzt. Familien veranstalten ein Picknick zwischen den alten Grabsteinen, Pärchen sonnen sich auf der Wiese, kulturell interessierte Besucher betrachten ausgiebig den vielfältigen Bestand an Grabmalen, Jogger nutzen die Großflächigkeit der Anlage für ihr Training und Hinterbliebene besuchen die Grabstätten ihrer Verstorbenen.

Dieser etwa 20 ha große Friedhof der dänischen Hauptstadt soll ab 2020 in vier unterschiedlich genutzte Bereiche untergliedert werden. Der älteste Teil des Friedhofs wird ein Museumsbereich, ein Teil ein Erholungsbereich mit kulturhistorischem Potential, der dritte Teil reiner Park und der letzte ist als Fläche für neue Beisetzungen vorgesehen.

Spaziergänger und sonnenbadende Dame
im ältesten Teil des Friedhofs,
baldiger Museumsbereich (Foto Biewer)

Dieses Konzept nimmt zum einen die gegenwärtige Problematik auf, dass durch die Veränderung im Bestattungsverhalten (mehr Urnenbestattungen usf.) zunehmend weniger Platz benötigt wird. Zudem kommt es dem Bedürfnis der Bürger nach innerstädtischen Grünflä-chen nach.

Diese Tendenz zeigt sich auch in den Großstädten Deutschlands: Zum Beispiel
auf dem Alten Nord- und auf dem Alten Südfriedhof in München, die beide aufgrund der Nutzung durch sonnenbadende, picknickende oder joggende Besucher immer wieder in den Medien auftauchen. Auch die vielen Friedhöfe in Berlin werden in unterschiedlicher Weise von den Bürgern genutzt.



Eine Gruppe junger Kopenhagener 
verbringt den Nachmittag zwischen 
den alten Grabmalen unter dem 
alten Baumbestand. Dieser Bereich 
des Friedhofs soll bald als Erholungs-
bereich dienen (Foto Biewer)
Wichtige Fragen dabei sind, wie der jeweilige - noch in Nutzung befindliche oder ehemalige - Friedhof von dem Träger präsentiert wird bzw. was für ein Nutzungsangebot vorgegeben wird, wie die Fläche von den Bürgern angenommen wird und wie tolerant die verschiedenen Nutzer sich gegenseitig begegnen. Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch das Forschungsprojekt, an dem ich derzeit arbeite.


Freitag, 12. August 2011

Fachsymposium in Osnabrück: "Das Gedächtnis einer Stadt pflegen - Denkmal historischer Friedhof"

Dieses  Symposium findet ganztägig am 2. September  in Osnabrück statt. Es werden erste Ergebnisse des vom DBU geförderten Forschungsprojektes für den Hasefriedhof und den Johannisfriedhof in vorgestellt. Während hier schon in einem Post von dem Projekt für diese Friedhöfe die Rede war, das von der EFRE (Europäischer Fond für regionale Entwicklung) gefördert wird, beschäftigt sich das DBU-Projekt speziell mit der Pflege der beiden Friedhöfe.

Im Mittelpunkt des Treffens soll nun das in vielen Städten drängende Problem der langfristigen Pflege und denkmalgerechten Erhaltung von historisch bedeutenden Friedhöfen stehen, welche nicht mehr für Bestattungen genutzt werden.

Es geht z.B. um ihre Umwandlung in öffentliche Parkanlagen. Alle, die sich mit den konzeptionellen, finanziellen und nutzungsorientierten Herausforderungen historischer Friedhöfe auseinandersetzen, sind angesprochen, also sowohl Verwaltungsfachleute aus Kommunen und Kirchengemeinden als Friedhofsträger, als auch Fachleute des Denkmalschutzes, Planer oder Fördervereine. Ziel ist eine Diskussion des Forschungsstandes, um so für die Fortführung des Forschungsprojektes wertvolle Impulse in Form offener Fragen oder guter Beispiele anderer Friedhofsträger einzubinden. Die Einladung, aus der hier zitiert wird, kann inklusive Veranstaltungsprogramm und  Anmeldeformular hier heruntergeladen werden.