Samstag, 23. Januar 2021

Raum für Trauer - Zukunftsideen für den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg

Titelseite: Anna Kopács, Raum für Trauer
Anna Kopács hat an der Bauhaus-Universität Weimar - Fakultät Architektur und Urbanistik - eine Masterthesis veröffentlicht, in der sie sich ausführlich mit dem Entwurf und der Gestaltung eines Trauerweges über den Linneteil des Ohlsdorfer Friedhofs auseinandersetzt. Sie hat für diesen Weg acht Trauerräume und ein Freiraumkonzept entworfen. Die Räume basieren alle auf einem gleichgroßen quadratischen Grundriss, sollen jedoch in ihrer unterschiedlichen inneren Ausformung verschiedene, mehr oder weniger rituelle Handlungen ermöglichen. "Die äußerliche Erscheinung der Pavillons ist einheitlich in Form monolithischer Baukörper, die wie Skulpturen verteilt in der Landschaft stehen. Betritt man den einen oder anderen Raum, entfalten sich im Inneren komplett andere Welten".

Kopács geht dabei davon aus, dass diese Räume basierend auf früheren Abschiedsriten zu neuen Formen des Abschieds anregen können. Die Räume sind beschrieben mit den Stichworten "trauergesang", "totenwache", "beerdigung", "rituelles waschen", "trauermahl", "gedenken", "rituelles feuer", "traueragression", "rückzug und reflektion" und bestechen durch schlichte Entwürfe mit wenigen Materialien. Nur unter dem Stichwort Beerdigung ist die auf dem Friedhof vorhandene Fachwerkkapelle 12 dazwischen geschoben.

Auch wenn ich mir schwer vorstellen kann, dass die Bauten auf dem Friedhof verwirklicht werden, finde ich das Konzept einleuchtend und ästhetisch anprechend. Man merkt, dass die Autorin sich intensiv mit dem Thema Friedhof und Trauer auseinandergesetzt hat. Ihr ist es gelungen eigenständige und wegweisende Ideen dazu zu entwickeln.

Das PDF dieser Arbeit ist unter https://www.uni-weimar.de/uploads/tx_showcase/masterthesis_kopacsi_anna.pdf an der Uni Weimar veröffentlicht.


Sonntag, 10. Januar 2021

Rural cemeteries - Zoom-Konferenzen

Zwar werden auch in Deutschland aufgrund der Pandemie die Aktivitäten von Friedhofsfreunden teilweise ins Internet verlegt, aber der englische Sprachraum scheint uns in dieser Beziehung ein Stück voraus zu sein. 

Zum Beispiel hat der Greenwood-Cemetery in New York eine eigene Koordinatorin für sein öffentlichen Programm, das über Zoom verbreitet wird. An einigen der Veranstaltungen kann man nur teilnehmen, wenn man Mitglied des Freundesvereins ist, und für alle muss man sich anmelden, wobei nicht alle kostenlos sind. So gab es zum Beispiel am 6. Januar ein Gespräch - verbunden mit der Präsentation von Bildern - zwischen Meg L. Winslow, Kuratorin der historischen Sammlung und des Archivs von Mount Auburn, und dem Historiker von Greenwood. Jeff Richman. Sie unterhielten sich über die Geschichte beider Friedhöfe und wollen in einer weiteren Online-Sitzung, deren Termin noch nicht festliegt, über die zukünftige Erhaltung reden.

Scsreenshot von der vituellen Tour über den Mount Auburn Cemetery bei Boston am 6.1.2021 auf Facebook

Zeitgleich konnten Freunde des Mount-Auburn Cemetery einer virtuellen Tour zum Thema "Sandstein, Marmor und Granit" auf dem Friedhof folgen, die man immer noch auf Facebook (Datum 6.1.2021) anschauen kann. Für den 15.1. ist dort ein - schon ausverkaufter - "Abend mit Edgar Allan Poe" angekündigt. Dazu muss man wissen, dass an einer solchen Zoomsession bis zu 500 Teilnehmer online sein können. Verkauft werden die Karten über eventbrite, eine Plattform, über die sowohl kostenlose wie kostenpflichtige Events gemanagt werden können.

Greenwood wiederum lädt am 13. Januar zu einem Gespräch mit ihrem schon genannten Historiker über die Sammlung des Friedhofs ein. Diese Veranstaltung ist Teil eines virtuellen Programms über die Friedhofsgeschichte und die Grabstätten des Friedhofs. Es gibt aber nicht nur dieses historische Programm, der Friedhof bietet auch das Format des "Death Cafe" an (am 14. Januar). Dabei kommen fremde Menschen zusammen um über den Tod zu reden. Es ist inzwischen auch in Deutschland verbreitet, allerdings soweit ich sehe wird es bisher nicht von Friedhöfen oder Friedhofsfreunden angeboten. Der Kalender von Greenwood enthält noch eine Reihe weiterer Veranstaltungen.

Auch aus England kommen virtuelle Angebote, die interessant sind: So bietet z.B. der Londoner Abney Park Cemetery, einer der sieben großartigen Gartenfriedhöfe der Stadt, am 21. Januar eine nächtliche "Virtual Gothic Tour" auf Youtube an, für die man Tickets für 10 Pfund reservieren kann. Und das ist nur einer von vielen Online-Events und Vorträgen auf der Website dieses Friedhofs.

Vielleicht gibt das auch den Friedhofsfreunden im deutschsprachigen Raum ein paar Anregungen, wie man diese besondere Kultur in Pandemiezeiten der Öffentlichkeit präsenieren kann?