Freitag, 18. Juli 2014

Call for Papers (CfP) - Tagung des BHU und der AFD "Historische Friedhöfe in Deutschland"

Alter Friedhof (Foto Leisner)
Der Bund Heimat und Umwelt (BHU) und die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal (AFD) planen für Juni 2015 die gemeinsame Tagung

Historische Friedhöfe in Deutschland – Zum Umgang in unterschiedlichen Epochen

Dazu geben sie folgenden Call for Papers heraus:

"Gegenwärtig ist die kulturhistorische Bedeutung von Friedhöfen unbestritten. In vielen Orten sind Dokumentationen erstellt und Grabmal-Museumsbereiche eingerichtet worden. Friedhofsführungen finden viel Zulauf, zahlreiche Bücher über lokale Friedhöfe und Grabmäler sind erschienen.

Diese allgemeine Wertschätzung historischer Friedhöfe ist ein relativ neues Phänomen. In früheren Epochen ging man ganz unterschiedlich mit Friedhöfen um. Frühe Anzeichen, dass Friedhöfe mehr waren als Schauplätze privater Trauer und Erinnerung, stammen aus dem 18. Jahrhundert. Neuartige, reformerische Friedhöfe, wie in Herrnhut und Dessau, wurden in der aufgeklärten Öffentlichkeit viel beachtet, die Grabstätten von Klopstock und Rousseau wurden zu Pilgerstätten des gebildeten Bürgertums. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Parkfriedhöfe zu städtischen Promenaden, die man zum kontemplativen Spaziergang aufsuchte. Zugleich aber wurden innerstädtische Friedhofsanlagen vielerorts zugunsten von städtebaulichen Maßnahmen aufgegeben und unwiderruflich zerstört. Das hatte Folgen: In der Epoche um und nach 1900 entwickelte sich im Kontext der anti-urban eingestellten Heimatschutzbewegung eine neue Sensibilität gegenüber Grabmälern wie auch ganzen Friedhofsensembles. Während der Diktatur der Nationalsozialisten wurden spezielle „heimat“-bezogene Grabmaltypen als schutzwürdig erachtet, andere hingegen – teils in Wechselwirkung mit der Friedhofsreformbewegung – als minderwertig stigmatisiert. Jüdische Friedhöfe und Grabmäler sollten im Prinzip vollkommen zerstört werden, allerdings reichte die Zeit dafür zum Glück nicht. Historische christliche Begräbnisplätze wurden gern aufgehoben und zum Beispiel in Aufmarschplätze umgestaltet. Nach 1945 herrschte zunächst jahrzehntelang wenig Interesse an historischen Friedhöfen, bevor in den 1980er-Jahren eine Renaissance mit zahlreichen Projekten einsetzte – frühzeitig dokumentiert im AFD-Band „Umgang mit historischen Friedhöfen“ (1984).

Mit der geplanten Tagung soll einerseits eine historische Längsschnittanalyse zum Umgang mit historischen Friedhöfen und Grabstätten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart entstehen. Andererseits soll in einem zweiten Block das bürgerschaftliche Engagement für historische Friedhöfe in den Fokus stehen und in einem dritten Teil soll es um die Wiederbelebung dieses besonderen kulturhistorischen Erbes und darum gehen, wie man – auch mit Hilfe der neuen Medien – seinen Wert am besten kommunizieren kann.

Erwünscht sind Themenvorschläge zu den genannten und weiteren, vergleichbaren Bereichen. Diese können lokal situiert oder übergreifend angelegt sein.

Bitte senden Sie für Ihren Vorschlag bis zum 15.11.2014 eine ca. 1-seitiges Zusammenfassung (abstract) inkl. wissenschaftlicher Kurzbiografie an folgende Anschrift: Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal, Stichwort Tagung historische Friedhöfe, Weinbergstraße 25, 34117 Kassel, Mail: niedermeyer(bei)sepulkralmuseum.de

Organisation: Norbert Fischer, Inge Gotzmann, Barbara Leisner, Reiner Sörries"
Als Termin für die Tagung ist der 12./13.6.2015 geplant.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Stadtgrün und Friedhof

Das neueste Heft unserer Zeitschrift "Ohldorf - Zeitschrift für Trauerkultur" widmet sich dem Stadtgrün in Hamburg, das in diesem Jahr sein hundertjähriges Jubiläum feiert, natürlich im Zusammenhang mit dem Ohlsdorfer Friedhof.

Über seine Bedeutung als Stadtgrün schreibt Klaus Happe, Leiter des Amtes für Landes- und Landschaftsplanung der Umweltbehörde Hamburg. Helmut Schoenfeld widmet seinem Text dem lebendigen Grün des Friedhofs, während ich selbst auf die Geschichte der Gartenkunst eingehe, die sich an der Friedhofsgestaltung besonders gut ablesen lässt.

Natürlich gibt es außerdem wie immer die Rubliken Aktuelles, Kultur und Geschichte, Neue Bücher, Aus dem Verein und Veranstaltungen.

Journalistenwettbewerb "Friedhof heute"

Mausoleum auf dem Friedhof in Barmsted (Foto Leisner 2012)
Aeternitas e.V., die Verbraucherinitiative Bestattungskultur, schreibt in diesem Jahr zum ersten Mal einen Medienpreis mit dem Titel „Friedhof heute“ aus. Eigentlich hört sich das nicht an, als ob es dabei um historische Friedhöfe ginge, die in diesem Blog das Hauptthema sind. 

Aber der mit insgesamt 5.000 € dotierte Preis würdigt, wie es in der Ausschreibung heißt, 

"journalistische Arbeiten, die sich dem Thema Friedhof jenseits der klassischen Totengedenktage unbefangen und mit gegenwärtigem Bezug widmen. Denn der Friedhof ist nicht nur eine traditionelle Institution, sondern auch ein moderner Ort für Erinnerung und Gedenken.
Weitere thematische Einschränkungen für die Beiträge gibt es nicht: Bestattungsformen und aktuelle Entwicklungen auf diesem Gebiet, Friedhofsportraits, Portraits von Menschen, die dort arbeiten, die Bedeutung des Friedhofs für Angehörige, kulturgeschichtliche und künstlerische Aspekte, Tier- und Pflanzenwelt oder auch wirtschaftliche, juristische, religiöse oder praktische Fragen – all dies und vieles mehr kann Gegenstand der Berichterstattung sein.
Eingereicht werden können journalistische Texte und Beiträge aller Themenbereiche, aller Medien (Print, Hörfunk, Fernsehen, Internet) und jeder Darstellungsform (Meldung, Reportage, Bericht, Feature, Interview, Kommentar). Sie sollen durch ihre Veröffentlichung eine besondere Wirkung erzielt haben und sich durch journalistisches Können auszeichnen. Zwischen dem 1. Januar und dem 30. November 2014 müssen sie in einem öffentlich zugänglichen Medium publiziert worden sein.
Teilnahmeberechtigt sind Arbeiten von freien und fest angestellten Journalisten sowie Volontären, die in deutschsprachigen Medien publizieren. Die Beiträge können auch durch Dritte vorgeschlagen und eingesandt werden. Einsendeschluss ist der 30. November 2014.
Weitere Informationen zum Medienpreis „Friedhof heute“ gibt es unter: gruenes-presseportal.de und aeternitas.de "

Soweit der Ausschreibungstext und ich finde, dass das eine richtig gute Idee ist, um das Thema Friedhof - und damit auch die Erhaltung historischer Anlagen - weiter in die Öffentlichkeit zu tragen. 

Sonntag, 13. Juli 2014

"Kunst und Memoria - Der Alte Südliche Friedhof in München"

Titelseite: Kunst und Memoria (Quelle)
Mit diesem Titel ist ein opulentes Werk auf meinem Schreibtisch gelandet und meines Wissen lässt sich in Bezug auf Umfang und Ausstattung kaum eine andere Friedhofsgeschichte mit ihm vergleichen. Die beiden Autoren Claudia Denk und John Ziesemer haben in diesem Werk die Ergebnisse ihrer zehnjährigen Forschungsarbeit vorgelegt, die schon 2005 mit der Tagung "Der bürgerliche Tod - Städtische Bestattung von der Aufklärung bis zum frühen 20. Jahrhundert" und der anschließenden Publikation der Vorträge und einer Reihe von Beiträgen zu anderen inhaltlich passenden Tagungen ansehnliche Früchte getragen hatte.

Das neue Buch teilt sich in zwei große Bereiche: zum einen die Geschichte des Alten Südfriedhofs verbunden mit Beiträgen zur Grabmalkultur, zum a
nderen ein ausführliches Inventar von 186 ausgewählten Grabstätten. Beiden Bereichen merkt man immer wieder das vorausgegangene umfängliche Quellenstudium der Autoren an. Künstlerbiographien, eine Auswahl der wichtigsten Quellen im Original, ein Literatur- und ein gesondertes Quellenverzeichnis, sowie ein Personen- und Grabstättenregister runden die vorangestellten Texte ab.

Untersucht wird das Gesamtpaket jener memorialen Fragestellungen, die historische Friedhöfe zu einer einzigartigen Quelle von Stadt-, Gesellschafts-, Kultur- und Kunstgeschichte machen, als die sie inzwischen immer mehr anerkannt werden. Exemplarisch für den aufblühenden Gedenkkult und die neue gartenkünstlerische Aufgabe der immer mehr ästhetisch durchgestalteten Begräbnisplätze des 19. Jahrhunderts wird die Geschichte der Anlage unter Zugrundelegung sozial- und kunsthistorischer Fragestellungen untersucht und in den Rahmen der industriellen Revolution mit ihren wachsenden Großstädten eingeordnet. Dabei kommen die Autoren zu einer Reihe neuer Erkenntnisse, speziell zur historischen und künstlerischen Einordnung der Grabmalplastiken.

Wilhelm Scheuchzer: Der Alte Südfriedhof 1830
Sie können aufzeigen, wie sich die oberen Schichten der Münchener Stadtbevölkerung - zusammengesetzt aus dem alten städtischen Patriarchat und dem aufsteigenen Bürgertum, sowie der Residenz mit ihrer höfischen Gesellschaft und einer neuen künstlerischen Boheme - es vermochten über die Grabmale und ihren Aufstellungsort in der neuen Anlage sich selbst zu präsentierten und Prestigegewinne zu erzielen, indem sie die Kunst in ihren Dienst stellten. Grabmale wurden damit zugleich zu bürgerlichen Denkmalen, bei deren Stiftung nicht mehr wie bei den städtischen Denkmalen fürstlicher Großmut oder Dank im Vordergrund stand, sondern die Suche nach neuen Vorbildern.

Freitag, 11. Juli 2014

100 Jahre Hauptfriedhof Saarbrücken

Programmflyer Saarbrücken
Vom 12.-14.7.2014 feiert der Hauptfriedhof sein hundertjähriges Jubiläum und dazu hat man ein dichtes Programm auf die Beine gestellt. Am Sonnabend um 16 Uhr eröffnet die Oberbürgermeisterin Charlotte Britz die Feier vor und in der alten Einsegnungshalle im alten Teil des Friedhofs. Den Festvortrag zur Zukunft der Friedhöfe hält Prof. Dr. Norbert Fischer. Ab 19.30 Uhr setzt sich dann das Liquid Penguin Ensemble kritisch mit dem Ersten Weltkrieg auseinander. Der Sonntag beginnt mit einem ökumenischen Festgottesdienst in der alten Einsegnungshalle. 

An beiden Tagen wird die Feier musikalisch vom Mellika Meskine Duo begleitet und es gibt es Führungen zu verschiedenen Themen. Dr. Rainer Knauf wird die Bedeutung des Friedhofs als Begräbnisplatz für gefallene Soldaten beider Weltkriege aufzeigen und dazu wird die Schauspielerin Michaela Auinger passende Texte vorlesen; eine botanische Führung widmet sich der Fauna und Flora des Friedhofs; unterschiedliche Grabarten werden bei einer Rundfahrt im Panorama-Oldtimerbus gezeigt und am Sonntag kann man außerdem in einer Pferdekutsche wie anno dazumal über den Friedhof rollen!

Impressionen vom Saarbrücker Hauptfriedhof“ vom saarländischen Künstler Werner Constroffer sind in der alten Aussegnungshalle ausgestellt und an beiden Tagen finden Zeichenexkursionen mit dem Künstler zu spannenden Stellen auf dem Hauptfriedhof statt.

Für Kinder gibt es ein Mitmachprogramm, wo Blumensträuße gebunden oder Skulpturen angefertigt und am Sonntag Grenzen beim pädagogischen Klettern überwunden oder bei begleiteten Erlebnistouren eine interessante Seite des Friedhofs erlebt werden kann.

Köstlichkeiten aus der Region runden die Veranstaltung kulinarisch ab.

Der Saarbrücker Hauptfriedhof wurde ab 1912 als Zentralfriedhof für die gerade entstandene Großstadt geplant. Der Ersten Weltkrieg brachte es mit sich, dass er 1914 zunächst als Ehrenfriedhof für die gefallenen Soldaten angelegt wurde. Zwei Jahre später wurde er für die Allgemeinheit geöffnet, aber erst 1926 fiel der Beschluß ihn endgültig zum Hauptfriedhof auszubauen.

Das Programm kann man hier herunterladen.

Freitag, 4. Juli 2014

Jahrestagung der ASCE in Barcelona

Die ASCE (Association of significant cemeteries in Europe - Vereinigung bedeutender Friedhöfe in Europa) lädt zu Ihrer Jahrestagung in Barcelona vom 2.-4.Oktober 2014 ein.

Der Titel der Tagung lautet dieses Jahr "Beyond death: Remembrance, Memory and Heritage" (Über den Tod hinaus: Gedenken, Erinnerung und Erbe).

Gedenken ist dabei als der Weg gemeint, wie individuelle Erinneung gemeint externalisiert und aus dem Blickwinkel der Kunst, Literatur und Musik wiedergegeben wird. Erinnerung meint den Zugang durch den Blick auf unterschiedliche Bereiche auf Europäischen Friedhöfen, die dem privaten und dem kollektiven Gedächtnis gewidmet sind. Unter dem Stichwort Erbe, soll die Idee des unantastbaren Wertes des Kultureres im Bereich des Bestattungsbrauchtums, der Sitten, Rituale und Symbole fokussiert werden. Das Programm allerdings noch ohne Angabe der Vorträge - sie werden meistens auf Englisch gehalten -, findet man unter diesem Link. Unterbrochen werden die Vorträge durch geführte Besichtigungen und freie Zeit, so dass man auch Barcelona kennenlernen kann.

Registrieren kann man sich online