Mittwoch, 18. Mai 2022

QR-Codes auf dem Alten Niendorfer Friedhof in Hamburg

In Deutschland gibt es, soweit mir bekannt (in diesem Blog wurde hier darüber berichtet), bisher kaum Friedhöfe, auf denen Besucher über QR-Codes an den Gräbern Informationen über die Bestatteten und eventuell auch das jeweilige Grabmal aufrufen können. Jetzt wurde der Alte Niendorfer Friedhof in Hamburg mit diesem besucherfreundlichen Informationsangebot ausgerüstet.

Dieser Friedhof war bereits im 19. Jahrhundert bei Hamburger Bürgern sehr beliebt. Sie zogen besonders gern im Sommer aus der Stadt in die noch ländlichen Dörfer Lokstedt, Niendorf und Schnelsen hinaus und bald ließen sich dort einige wohlhabende Hamburger ihre Sommervillen mit Parkanlagen oder sogar ihren Hauptwohnsitz errichten. Da lag es nahe auch eine Gruft oder einen Grabplatz auf dem nahen Friedhof zu erwerben. Daher finden sich auf diesem, neben der alten Niendorfer Kirche liegenden Friedhof, eine ganze Reihe von Grabstätten mit bekannten Namen von Hamburger Kaufleuten, Bankiers und Reedern. Diese Grabstätten sind inzwischen zum Teil in den Besitz des Friedhofes übergegangen und werden als Denkmal erhalten.


 

Jetzt hat die Niendorfer Kirchengemeinde, die Friedhofsverwaltung und der Geschichtsverein Forum Kollau e.V. ein Informationskonzept erarbeitet und umgesetzt, zu dem Manfred Meyer, dessen neues Buch über diesen Friedhof in Kürze erscheinen wird, die Informationen beigesteuert hat: An 30 Grabstätten, die über die gesamte Fläche des Friedhofs verteilt sind, wurden kleine Hinweistafeln mit QR-Codes angebracht, über die Informationen und Geschichten zu den Bestatteten im Internet aufgerufen werden können. Die Tafeln sind bewusst klein gehalten und auf einem Standrohr montiert, so dass sie den Gesamteindruck der Ruhestätte nicht stören. Dazu wurden die entsprechenden Grabstätten in einen Plan eingezeichnet.

 
Bisher ist dieses Informationssystem nur über die auf dem Friedhof angebrachten QR-Codes zu erreichen, so dass man sich beim Surfen im Internet nicht auf einen Friedhofsbesuch vorbereiten kann, sondern darauf angewiesen ist, vor Ort direkt mit mobilem Internet unterwegs zu sein. 
 
("Geheimtipp": Man kann die Informationen unter diesen Link https://kirche-in-niendorf.de/uploads/friedhof/01.pdf (es geht weiter mit den Nummern /02.pdf bis /30.pdf) auch ohne Codes im Internet finden.)


 

Montag, 2. Mai 2022

Ein neuer Freundesverein für die Annenfriedhöfe in Dresden und ein wichtiges Projekt

Neuer Annenfriedhof. Ostseite des Ehrenhofs (GMP: 51.042721,13.696064) mit Feierhalle und Säulengang im Neorenaissance-Stil aus dem Jahre 1875 vom Semperschüler Robert Wimmer.Von Jörg Blobelt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63412855
Seit ca. einem Jahr besteht ein Freundeskreis der Annenfriedhöfe in Dresden Löbtau. Jetzt wurde am 12. April wurde daraus ein richtiger Verein! Der Freundeskreis hat sich seit seinem Bestehen schon seit für die beiden Annenfriedhöfe engagiert und unter anderem für Umweltschutzaktionen durchgeführt. Doch die Vereinsgründung bringt neue Möglichkeiten, denn so kann man zum Beispiel Spenden einwerben oder Fördermittel beantragen um gemeinsame Projekte zu finanzieren. Der Freundeskreis betreibt außerdem seit einigen Tagen ein Trauercafé in der Hoffnungskirche in Dresden-Löbtau, hat Friedhofsführungen angeboten und pflegt historische Grabstellen. Und es gibt auch schon neue Termine für 2022, die auf der Website des Verbandes der Annenfriedhöfe angekündigt werden.

Außerdem wurde der Neue Annenfriedhof schon im Juli des letzten Jahres als Modellvorbhaben in das Bundesprogramm "Green Urban Labs II - Grüne Infrastruktur in der nachverdichtenden Stadt" aufgenommen. Dieses Programm steht unter der Fragestellung: Wie lassen sich öffentlich zugängliche Freiräume erhalten und für unterschiedliche Anforderungen qualifizieren? Und was bedeutet das für die Planungs- und Aushandlungsprozesse verschiedener Nutzungsansprüche? 

Zwei Jahre lang werden die Themen und Inhalte der geplanten Umgestaltung und Umnutzung des Teilbereichs „Friede und Hoffnung“, von einer Forschungsassistenz betreut. Dieser Teilbereich wird nicht mehr für Bestattungen benötigt und wurde schon 1998 beschränkt geschlossen. Jetzt verspricht man sich aus dem Projekt wertvolle Erkenntnisse für die weitere Umsetzung des Friedhofsentwicklungskonzeptes für die übrigen 58 Dresdner Friedhöfe.

Geplant ist, den ca. 3.400 qm große Teilbereich zum Stadtteilpark umzugestalten, wobei die Ökologie und Umweltbildung, Erholungsnutzung, Generationenaustausch, Denkmalpflege und die Kommunikation des friedhofskulturellen Erbes sowie die Wahrung der Pietät maßgebend sein sollen, wobei die Fläche auch noch unter Gartendenkmalschutz steht! Dabei sollen sowohl zeitgenössische als auch historische Aspekte aufgegriffen und Bereiche ökologisch aufgewertet werden, um dadurch einen Mehrwert für den Stadtteil zu schaffen. Trauernde, Anwohnerinnen und Anwohner und auch die Friedhofsverwaltung sollen zu gleichen Teilen von der Umgestaltung profitieren. Im weiteren Prozess sollen Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden.

Diese Ankündigung klingt ein wenig nach der eierlegenden Wollmichsau in meinen Ohren. Zur Diskussion stehen dabei offenbar ein Trauercafé, Verweilbereiche mit Erholungswert, eine Schmetterlingswiese sowie kulturelle Formate, wie zum Beispiel Urban Art. So hieß es jedenfalls im Juli des letzten Jahres. Am 30.9.2021 hat dann die Auftaktveranstaltung des Projektes stattgefunden und ist auf sehr großes Interesse von Anliegern und Nachbarn aus dem Stadtteil Löbtau, sowie von Fachleuten und Verantwortlichen gestoßen. 

Zur Einstimmung fand ein Rundgang durch das westliche Areal des Neuen Annenfriedhofs statt. Prägend ist dort eine weitläufige Grünanlage mit Rasenflächen und Wiesen und einem beeindruckenden Baumbestand, wie es in der Dokumentation zu dieser Veranstaltung heißt. Seit 2019 gibt es dort einen Gemeinschaftsgarten, den „Annengarten“ (Uferprojekte e.V.) und es fand schon eine nachbarschaftliche Krokuspflanzaktion (Biene sucht Blüte e.V.) statt.Anschließend tauschten sich die Teilnehmenden aus.

Am 31. März dieses Jahres fand dann der erste Workshop des Projektes statt, zu dem es in der Einladung hieß:   

Mehr als 30 Teilnehmende kamen an den Tischen miteinander ins Gespräch und entwickelten Ideen.  Die Friedhofsverwalterin Lara Schink hat darüber in ihrem Post vom 31.3.2022 auf Facebook ausführlich berichtet. Der nächste Workshop findet voraussichtlich am 02.07.2022 statt. Wer sich intensiver mit diesem Projekt auseinandersetzen will, sei auch auf die Seite der Annenfriedhöfe hingewiesen, auf der die Pressemitteilungen und weitere Infos zum Download bereit stehen: https://www.annenfriedhof-dresden.de/green-urban-labs-ii/