Dienstag, 12. März 2024

Florian Greiner: Die Entdeckung des Sterbens

Cover von "Die Entdeckung des Sterbens", De Gruyter Wissenschaftsverlag
Obwohl das Buch von Florian Greiner sich nicht direkt auf historische Friedhöfe bezieht, möchte ich es hier doch vorstellen, weil darin die Entwicklung des Themas Tod und Sterben in unserer jüngsten - deutsch-deutschen - Geschichte grundlegend untersucht wird. Dieses Thema und die Einstellungen zu Sterben und Tod beeinflussen auch den Umgang mit Bestattungen, Friedhöfen und Orten der Erinnerung.

Der Historiker hat in seiner Habilitationsschrift die kulturellen und zeithistorischen Veränderungen des Umgangs mit dem Sterben nach 1945 untersucht. Dabei stehen, wie erwähnt, nicht so sehr Bestattungs- und Erinnerungskultur, sondern sozusagen die „Sterbekultur“ im Focus. Allerdings erfolgen im Laufe der Arbeit immer wieder kursorische Seitenblicke auf den Bereich der Trauer-, Friedhofs- und Bestattungskultur. Die sehr umfangreiche und akribisch recherchierte Studie wurde mit dem Mieczysław-Pemper-Forschungspreis der Universitätsstiftung Augsburg ausgezeichnet.

Der Titel der Untersuchung bildet zugleich die zentrale These der Arbeit (S. 3): Dem Autor geht es dabei darum, dass seiner Lesart nach das Sterben nach 1945 zu keiner Zeit etwas „Unsagbares“ darstellte. Er will „vielmehr zeigen, dass die bis heute omnipräsente These von der vermeintlichen Tabuisierung von Tod und Sterben in der modernen Gesellschaft einen wichtigen Bestandteil jener kulturkritischen Problemdiagnosen … markierte, die die Zeitgeschichte des Lebensendes prägten.“ Ihm geht es darum, „das Verdrängungsnarrativ aufzubrechen und konsequent zu historisieren, seinen Erfolg zu erklären und seine Folgen zu analysieren.“