In Osnabrück wird - so weit ich weiß - erstmalig eine moderne Form der Schatzsuche, das Geocaching, zur Vermittlung von Friedhofs- und Stadtgeschichte genutzt. Ich danke Niels Biewer von der Fachhochschule Osnabrück, der hier extra für die Friedhofsfreunde zusammengefasst, wie eine solche Geocache-Tour aussieht:
Innerhalb
eines Forschungsprojekts an der Hochschule Osnabrück (Fakultät Agrarwissenschaften
und Landschaftsarchitektur) zur Folgenutzung des Hase- und des
Johannisfriedhofs in Osnabrück interessiert uns die Möglichkeit, die beiden
Denkmale als Bildungsort zu nutzen. Auf alten Friedhöfen treffen innerhalb
eines eingegrenzten Raums die verschiedensten Aspekte aufeinander, die
aufgegriffen und in unterschiedlichster Form aufgearbeitet und weitervermittelt
werden können.
Für
ein „Geocache“-Projekt haben wir den Fokus auf die politische und
gesellschaftliche Geschichte gelegt. Gemeinsam mit Cache4You, einem kleinen
Betrieb für professionelles Geocaching, haben wir eine Tour zur regionalen
Geschichte der NS-Zeit erarbeitet.
Was ist Geocaching?
Geocaching
ist eine Art moderne Schnitzeljagd. Bei der einfachen Variante des Geocaching
versteckt eine Person einen Schatz, z.B. eine kleine Kiste, auch Geocache oder
Cache genannt, in welcher sich ein Logbuch und ggf. Tauschgegenstände befinden,
und notiert sich dessen genaue GPS-Koordinaten. Diese sind oft über bestimmte
Portale im Internet für jeden abrufbar. Mitspieler können sich mithilfe von
GPS-Geräten auf die Suche nach dem Cache machen und wenn er gefunden wurde in
das Logbuch eintragen und ggf. einen Gegenstand tauschen.
Beim
sogenannten Multicache – der „Friedhofs-Geocache“ wurde ebenfalls als
Multicache angelegt – gibt es mehrere Stationen, an denen Fragen beantwortet
oder Rätsel gelöst werden müssen, um am Ende den Schatz finden zu können. Diese
Form des Geocaching eignet sich sehr gut, um Lerninhalte und Wissen auf
spielerische Weise zu vermitteln.
Die Route
Der Ablauf
Vor
dem Start gibt es eine kurze Einführung zum Geocaching und der Tour. Auf Wunsch
können GPS-Geräte für die Veranstaltung gestellt werden, diese werden ebenfalls
erklärt. Am Ende treffen sich alle Teilnehmer beim Schatz. Hier ist noch Zeit,
sich über die Eindrücke der Tour auszutauschen.
Die jeweiligen
Koordinaten, die in das GPS-Gerät eingeben werden müssen, finden sich im dafür
erarbeiteten Aufgabenheft, das an die Teilnehmer ausgeteilt wird. Das Gerät führt
die Teilnehmer in die Nähe des jeweiligen Ziels. Dort müssen diese dann ein
wenig die Augen offen halten und mit Hilfe der Hinweise im Aufgabenheft die
Station suchen. Sobald sie sie gefunden haben, liest einer aus der Gruppe den
kurzen Infotext zur Station vor. Am Ende kommt dann die jeweilige Aufgabe.
Durch das Lösen der Aufgabe erhalten die Teilnehmer einen Buchstaben und einen Zahlenwert.
Sind alle Aufgaben gelöst, lassen sich daraus die Koordinaten des Schatzes
errechnen.
Die Stationen
Die
meisten Stationen, die während der Tour angesteuert werden, befinden sich auf
den beiden historischen Friedhöfen. Startpunkt ist der Hasefriedhof mit seinen
alten Grabstätten. Nach dem Lösen einiger Aufgaben besuchen die Teilnehmer
verschiedene Stationen in der Innenstadt, bis sie schließlich am Ende der Tour
den jüdischen Friedhof an der Magdalenenstraße und den historischen
Johannisfriedhof erreichen.
Ein
32 Seiten umfassendes Aufgabenheft begleitet die Teilnehmer während der Tour.
Zu jeder Station findet sich ein kurzer Text, der einzelne Schicksale vorstellt
oder geschichtliche Ereignisse erläutert.
So
wird zum Beispiel an der Grabstätte von Siegfried Pelz auf dem Hasefriedhof erzählt, wie der vom Judentum zum Christentum
konvertierte Pelz im Deutsch-Französischen Krieg als Feldarzt arbeitete, im
Ersten Weltkrieg die Lazarette der Stadt und des Landkreises Osnabrück leitete
und Geheimer Sanitätsrat wurde. Als Pelz 1936 starb, hatten ihm die
Nationalsozialisten die Ehrenbürgerschaft aberkannt und ihn und seine Familie jahrelang
schikaniert.
An
der Grabstätte des im Alter von 15 Jahren verstorbenen Konrad Bertels auf dem
Johannisfriedhof wird die Geschichte eines Jungen der Hitlerjugend erzählt. Auf
dem Stein sind noch schwach das Zeichen der Hitlerjugend und der Spruch
„Geboren als Deutscher / Gelebt als Kämpfer / Gefallen als Held / Auferstanden
als Volk“ zu erkennen.
Weitere
Stationen sind, neben verschiedenen Grabstätten, das Mahnmal Alte Synagoge,
Stolpersteine und das Elternhaus des jüdischen Malers Felix Nussbaum in der
Innenstadt.
Am
Ende wartet der Schatz auf die Teilnehmer – und sie werden viele neue,
interessante Dinge über Osnabrücks Geschichte erfahren haben.
Kontakt: schraer@cache4you.de oder N.Biewer@hs-osnabrueck.de
Kontakt: schraer@cache4you.de oder N.Biewer@hs-osnabrueck.de
Internet: www.cache4you.com / www.hasefriedhof-johannisfriedhof.de"