Montag, 8. Juli 2019

Neuer Friedhofsverein in Tornesch

Alte Kapelle, Tornescher Friedhof (Foto Leisner 2019)
Letzte Woche war ich beim Vorstand des neuen Förderverein Friedhof Tornesch e.V. eingeladen. Tornesch ist ein kleiner Ort in der Nähe von Hamburg (und liegt damit auch in meiner Nachbarschaft). Der Verein hat sich gerade erst im März dieses Jahres zur "Förderung der Erhaltung und Pflege" des Friedhofes als Kulturgut der Allgemeinheit einschließlich Denkmalschutz und Naturschutz gegründet, wie es in der Satzung heißt. Der Verein soll - ich zitiere die Satzung - den "Eigentümer des Friedhofs bei der Erfüllung seiner ihm aus dem öffentlichen Interesse erwachsenden Pflicht, den Friedhof mit der alten Kapelle von 1909 und der Gedenkstätte als bedeutendem Denkmal der Tornescher Stadtgeschichte dauerhaft zu erhalten, zu pflegen und öffentlich zugänglich zu machen" unterstützen und hat sich, wie so viele andere Vereine von Friedhofsfreunden die Öffentlichkeitsarbeit zur Aufgabe gemacht, mit der über die Bedeutung des Friedhofes als stadt- und kulturgeschichtliches Zeugnis informiert werden soll, sowie die Unterstützung von Maßnahmen zur Bestandserfassung sowie zur Sicherung, Erhaltung, Instandsetzung und Pflege des Friedhofes.



Historische Grabmale (Foto Leisner 2019)
Der Friedhof in Tornesch gehört nun nicht gerade zu dem bedeutenden Kulturerbe der Welt. Trotzdem finde ich es wichtig, dass sich gerade auch für kleinere Friedhöfe Freunde und Förderer finden, die das heimatliche Erbe erhalten und pflegen wollen und die immer wieder erneut auf die Bedeutung von Friedhöfen als besonderen gesellschaftlichen Orten hinweisen. Und an historische Ereignisse und ortsgeschichtliche Eigenheiten wird auch auf diesem 1909 eingeweihten Friedhof erinnert.
Am ehemaligen Eingang steht z.B. noch die schlichte und sehr kleine Kapelle aus dem Eröffnungsjahr, in der neben dem Sarg, dem Pastor und den engsten Angehörigen keine weitere Trauergesellschaft Platz fand, so dass diese von draußen zuhören mussten.

Hinter der Kapelle sind an einem Wall historische Grabsteine angelehnt, die eng mit der Tornescher Geschichte zusammenhängen.

Blick auf das Ehrenmal für die Opfer der Weltkriege, im
Vordergrund Erinnerungssteine von 1921 (Foto Leisner 2019)
Außerdem gibt es auch eine große Anlage für die Gefallenen beider Weltkriege. Sie enthält die Gedenksteine, die ursprünglich in der von dem bekannten Lübecker Gartenbauarchitekten Harry Maasz entworfenen und 1921 eingeweihten Anlage für die Gefallenen aufgestellt worden waren, die auf Soldatenfriedhöfen in fremder Erde ruhten. Während diese Steine bei der Erweiterung des Friedhofs nach 1947 - die Bevölkerung in Tornesch war durch die Flüchtlinge stark angewachsen - erhalten blieben, wurde die Gestaltung von Harry Maasz ebenso wenig übernommen, wie das ehemalige Steinkreuz mit der nationalistischen Aufschrift: „Wer den Tod im heiligen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erde im Vaterland“. Die neue Anlage, die an anderer Stelle mit einem hohen Erdwall eingefasst wurde, wurde um das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges erweitert.

An der Grabstelle der zehn Tornescher Bombenopfer, die noch in den letzten Kriegswochen im April 1945 umkamen, erinnert ein schlichter Stein, auf dem ihre Namen verzeichnet sind.im Jahr 1947 um 3 ha. Er liegt in der Nähe des heutigen Hauptweges, der an der neuen Kapelle endet, die 1952 errichtet wurde.

Beim Treffen in Tornesch habe ich dem Vorstand von der Entstehung des Förderkreises für den Ohlsdorfer Friedhof vor dreißig Jahren berichtet. Es ergab sich ein lebhafter Austausch über die Bedeutung von Friedhöfen und ihre Erhaltung. Am 18. Oktober wird es zudem eine erste öffentliche Veranstaltung geben, bei der der Vereins sich und die von ihm initiierte Neugestaltung einer Friedhofsfläche vorstellen will. Ich bin eingeladen, über die besonderen Aufgaben von Förderkreisen für Friedhöfe berichten und Ideen aus anderen Städten vorzustellen .