Unter dem Obertitel "Abschiedskultur" blickt Oliver Hoch auf das Todesverständnis im Spiegel der Friedhofsentwicklung, während Mechthild Engert die Mainfränkische Friedhofskultur vorstellt und Tobias Pehle das immaterielle Erbe Friedhofskultur erläutert.
Der folgende Abschnitt ist mit „Kultur- und kunsthistorische Entwicklung“ überschrieben und macht sowohl die gartenkünstlerische Entwicklung der Friedhöfe allgemein zum Thema, wie die besondere Geschichte der Jüdischen Friedhöfe und die relativ neue Erfahrung, dass Friedhöfe zu Integrationsräumen für die Herkunftskulturen jener Menschen werden, die aus fremden Ländern nach Deutschland gekommen sind. Auf die Herausforderungen, die diese Veränderungen für kirchliche Friedhöfe bedeuten, geht die Leiterin der beiden ältesten Nürnberger Friedhöfe, Elfi Heider, näher ein.
Die Zukunft der Friedhöfe wird danach von mehreren Seiten ins Blickfeld gerückt: Es geht darum den gesellschaftlichen Wandel mit der Friedhofskultur zu begleiten, oder auch Natur- und Kulturerbe miteinander so zu verknüpfen, dass beides zu seinem Recht kommt. Die Ideen des ehemaligen Leitfriedhofs Nürnberg, die in die Zukunft weisen können, werden vermittelt, und Gerold Eppler lenkt die Aufmerksamkeit auf den außerschulischen Lernort Friedhof. Im letzten Beitrag zu diesem Themenbereich wird aufgezeigt, wie Friedhöfe aufgrund ihrer gewachsenen Biodiversität wichtige Bausteine einer klimaangepassten Stadt sein können.
Friedhöfe sind aber nicht nur Kulturerbe sondern und sogar in erster Linie Wirtschaftsbetriebe. Auf die Besonderheiten und die Bedeutung der Friedhofsentwicklungsplanung geht Martin Venne ein, während Thorsten F. Barthel fragt, wohin sich das Friedhofs- und Bestattungsrecht entwickeln wird, das im europäischen Vergleich durchaus rigide Züge trägt. Gabriele Binder fordert, dass Sterben bezahlbar bleiben muss.
Insgesamt versammelt diese Broschüre viele sehr interessante Einzelbeiträge zu dem großen Thema Friedhof und zeigt damit, wie wichtig es ist sich damit von ganz unterschiedlichen Seiten aus zu befassen und die Entwicklung von Friedhöfen voranzutreiben. Denn sie sind nicht nur Orte der Bestattung, der Trauer und der Erinnerung, sondern auch Kultur- und Lebensräume, die viel mehr von der Gesellschaft wahr- und angenommen werden könnten.
Friedhof. Der letzte Garten. Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL), DGGL-Themenbuch 19, Berlin 2024, 19,00 Euro zzgl. Versandkosten, zu bestellen in der DGGL-Bundesgeschäftsstelle: E-Mail: bund@dggl.org