Dienstag, 5. November 2019

Mein Stadtteil - Mein Friedhof

Friedhofskampagne: Plakatierung in Dresden (Foto Lara Schink)
Der Wandel der Bestattungskultur hat auf vielen Friedhöfen in Deutschland das Problem der sogenannten Überhangflächen mit sich gebracht und einige Friedhöfe sind inzwischen sogar von Schließung bedroht. Überhangflächen nennt man jene Bereiche, die sich immer mehr leeren und eigentlich nicht mehr gebraucht werden; zum Beispiel weil die Menschen die Kremation bevorzugen und deshalb nicht mehr so viel Platz für Erdgräber gebraucht wird, oder weil man sich ganz vom Friedhof abwendet und Bestattungswäldern oder einer Seebestattung den Vorzug gibt.

Inzwischen wird diese Problematik auch in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen. Auf den großen Kongress "Heilsame Abschiede", der gerade in Köln stattfand und in dem das Thema Friedhof als Ort der Trauer im Mittelpunkt stand, ist in diesem Blog im letzten Post ja gerade hingewiesen worden. Zugleich engagieren sich nicht nur Friedhofsvereine, sondern auch Friedhofsverwalterinnen (Männer dürfen sich in diese Bezeichnung eingeschlossen fühlen) dafür, ihre Friedhöfe in der Öffentlichkeit zu bewerben und auf ihre Bedeutung hinzuweisen.

Friedhofskampagne: Plakatierung in Dresden (Foto Lara Schink)
Auf bisher ungewöhnliche Weise ist man in Dresden aktiv geworden. Dort haben sich die Verwalterinnen der kirchlichen Stadtteilfriedhöfe zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und sind erstmals mit einer "Imagekampagne" an die Öffentlichkeit getreten: In diesem November machen einfarbige Großplakate in der Stadt auf das Thema aufmerksam. Darauf sind unter dem Titel "Mein Stadtteil, mein Friedhof" Graphiken mit Grab- und Friedhofsmotiven zusammen mit Texten zu lesen, die sozusagen augenzwinkernd auf das Thema Friedhof und Bestattung hinweisen, indem sie die Vorzüge der Stadtteilfriedhöfe hervorheben: "Eine gute Adresse in der Nachbarschaft: denkmalgeschützt mit eigenem Gartengrundstück", "Wohnen bleiben, wo das Leben spielt - mit idealer Verkehrsanbindung mitten im Grünen" oder "Nach dem letzten Umzug immer gut erreichbar - individueller Wohnraum in ruhiger Nachbarschaft". Dazu gibt es Postkarten mit denselben Motiven und auch im Fahrgastfernsehen werden die Bilder gezeigt.

Ziel ist es damit sowohl auf den individuellen Charakter der Stadtteilfriedhöfe aufmerksam zu machen, wie ihre gute Erreichbarkeit und die gepflegten Grünanlagen in dem Mittelpunkt zu stellen. Gleichzeitig präsentieren sich die evangelischen Stadtteilfriedhöfe Friedhöfe gemeinsam online (www.dresdner-stadtteilfriedhoefe.de) und werden dort als Orte der Besinnung, des Gedenkens, aber auch der Kultur und Begegnung beworben. Die Initiatorinnen hoffen so, auch die Wahrnehmung ihrer Arbeit zu stärken, in der sie sich für Flora, Fauna und das historische Erbe der Anlagen engagieren, aber auch für trauernde Angehörige da sind. Zugleich sind gerade die Dresdener Friedhöfe in ihre jeweiligen Stadtteile eingebunden und gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden. Mit solchen Argumenten wollen sie dem Wandel begegnen und die Bewohner Dresdens überzeugen, die letzte Ruhestätte vor Ort anderen Bestattungsmöglichkeiten vorzuziehen. Wer mehr darüber wissen will, kann sich dazu auch ein Interview mit der Sprecherin des Netzwerks und Friedhofsverwalterin im Verband der Annenfriedhöfe Dresden, Lara Schink, ansehen.