Montag, 4. November 2019

trauer/now - ein Kongress und eine neue Website

Matthias Horx und Dirk Pörschmann
beim Podiumsgespräch (Pressefoto: THOMAS SCHLORKE)
Der Kongress "Heilsame Abschiede" in Köln am 25.10.2019 hat über 300 Besucher angelockt, obwohl das Thema eigentlich nicht besonders medienwirksam ist. Es ging hauptsächlich um den Ort der Trauer und speziell um Friedhöfe. Leider konnte ich nicht daran teilnehmen, aber es gibt im Netz schon einige Berichte. Gefunden habe ich sie bei Aeternitas, Friedhof-Ansichten und Naturstein-Online, aber es werden sicher noch weitere dazu kommen z.B. in Friedhof und Denkmal, Friedhofskultur oder Bestattungskultur. Will man einige Beiträge selbst lesen, so sei hier auf die Presseseite des Kongresses hingewiesen.

Den drei o.g. Berichten kann man entnehmen, dass es in diesem Kongress vorrangig um die Bedürfnisse der Trauernden auf dem Friedhof ging. Zu diesem Thema haben die beiden Soziologen Thorsten Benkel und Matthias Meitzel geforscht, die in diesem Blog schon öfter erwähnt wurden. Ihre These ist, dass Menschen ihr Leben immer individueller gestalten können und sich deshalb auch am Ort der letzten Ruhe diese Individualität abbilden müsse. Gesetzliche Regelungen, die dem entgegenstehen, sollten geändert werden.

Die Experten für Landschaftsplanung Constanze Petrow und der Holländer Bart Brands stellten ihre Konzepte zur Friedhofsplanung vor, die unterschiedliche Freiräume für kulturell unterschiedlich geprägte Menschen enthalten, während David Roth, Sohn und Nachfolger des innovativen Bestattungsunternehmers in Bergisch Gladbach seinen privaten Urnen-Friedhof, der Hinterblieben viel Freiraum für individuelle Gestaltung erläuterte.

Daneben wurde auch die psychologische Sicht auf die Trauer zum Thema gemacht. Fazit war offenbar, dass es den heutigen Bestattungsgesetzen an Lebensnähe fehlt, weil es für die Trauer zwar verbindliche Orte, aber nicht unbedingt Vorschriften für ihre Ausgestaltung braucht. Deutlich wird dabei der gesellschaftliche Wandel der letzten hundert Jahre, der ausgehend von einer Gesellschaft, in der jedes Grab - um mit den Friedhofsreformern um 1920 zu sprechen - ein ästhetisch ansprechender Platz in einer Reihe ähnlich gestalteter Gräber sein sollte, hin zur vollständigen persönlichen Freiheit in der Grabgestaltung ohne oder mit sowenig Richtlinien wie möglich.

Parallel zum Kongress wurde die neue Website https://trauer-now.de/ und darauf die "Erste menschliche Sterbeuhr - Rechtzeitig über Trauer reden" veröffentlicht; eine neue Initiative, mit der die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. Denkanstöße für eine neue Trauerkultur in Deutschland geben will. Die Website soll als "DAS ONLINE­MA­GAZIN FÜR HEIL­SAMES TRAUERN" Antworten auf die Fragen geben, welche Orte die Trauer braucht, welche Rituale helfen, und wie andere Menschen oder Kulturen mit der Trauer umgehen.