Freitag, 11. Oktober 2024

Farbe auf dem Friedhof

Drei verschiedene Informationen zum Thema Farbe und Friedhof sind bei mir gerade zusammengetroffen und zeigen, wie unterschiedlich die Einstellung zur Farbe in Verbindung mit Tod und Bestattung sind. Allerdings wird auch deutlich, dass sich diejenigen mehr oder weniger auf dem Rückzug befinden, die meinen auf Friedhöfen müsse alles dunkel und trist sein:

In der neuen Ausgabe der Friedhofskultur wird - mit etwas Kopfschütteln - berichtet, dass in Wallhausen (Kreis Schwäbisch Hall) Eltern gegen die Gemeinde geklagt haben, die eine Statue auf dem Grab ihres Sohnes nicht genehmigt hat. Die Richter des Stuttgarter Verwaltungsgerichts haben in diesem Jahr die Klage abgewiesen, so dass die Skulptur abgebaut werden musste. Es handelt sich um eine anderthalb Meter hohe Figur des Verstorbenen in auffällig orange-gelber Farbe.  

Gestaltung von Urnenstelen auf dem Friedhof Solingen-Wald. (weitere Infos s.u.)
Vor kurzem wurden dagegen die farbigen Urnenstelen mit Glasmalerei des Künstlers Jörgen Habedank auf dem Friedhof Solingen Wald eingeweiht. Die Initiative dazu ging vom Pfarrer aus, der nach Aussage des Künstlers mit Mut zu unkonventionellen Gestaltungen das Motto lebt  "Farbe gehört ins Leben – und auch zum Tod". Der Künstler schreibt dazu: "Die Reaktionen waren durchweg positiv. Das darf gerne Schule machen, solch farbige Kraft am Ort der Erinnerung – Erinnerung ist farbig!"

Und tatsächlich ist auch historisch die Verwendung von auffälligen Farbgestaltungen auf dem Friedhof belegbar: Auf dem Alten und Neuen Annenfriedhof in Dresden ist ein Freundeskreis aktiv, der sich ganz praktisch für historische Grabanlagen einsetzt. Gerade wurde eines der eisernen Grabgitter von Rost befreit und neu gestrichen. Die Farbreste waren vorher vom Denkmalschutzamt analysiert worden, und die Verwalterin Lara Schink hat ganz begeistert ein Bild auf Facebook gepostet, auf dem das Gitter in leuchtendem Wasserblau neu erstrahlt!

Dresden, Neuer Annenfriedhof, Der neue Anstrich auf dem Anstett-Ulbrich-Grab (Foto: Jana Licht 2024)

 

Info zu den Urnenstelen:  Das locker aufgestellte Kolumbarium hat handgemalte Glasfronten, die von J.Habedank entworfen wurden. Die Urnenstelen haben weiter vorne eine Reihe von Liegesteinen, auf denen die Namen ihren Platz finden. Gestaltung von Urnenstelen auf dem Friedhof Solingen-Wald. Konzept und Entwicklung: Firma Weiher (Freiburg) mit dem Künstler Jörgen Habedank und der Glasfirma vitrago (Paderborn).

Fotos: © Jörgen Habedank, Tornesch, Konzept: © Firma Weiher, Freiburg





Donnerstag, 10. Oktober 2024

Ausstellung in Zürich "TRAUERN. Wenn Raum und Zeit verloren gehen"

Das "Friedhof Forum" der Stadt Zürich bezeichnet sich als "Büro für die letzte Reise". Dort werden sowohl Informationen vermittelt, die helfen die ganz praktischen Fragen, die der Tod eines Zugehörigen aufwirft, zu beantworten. Zugleich werden dort auch "Ausflüge zu Momenten der Auseinandersetzung und Inspiration" angeboten. Dazu gehören auch Ausstellungen. So wird dort seit Mitte September am Eingang des Friedhofs Sihlfeld die Ausstellung "Trauern" gezeigt. 

Im Text auf der Website heißt es dazu, dass versucht wird zu "beschreiben, wie sich Trauer anfühlt – oder zumindest eine Ahnung davon zu vermitteln." Dazu wurden künstlerische Arbeiten aus den verschiedensten Kunstrichtungen ausgwählt, die sich jeweils auf eigene Weise mit dem Gefühl der Trauer auseinandersetzen. 

Anzusehen, zu begreifen, zu hören, wahrzunehmen sind Werke der Bildenden Kunst, eine Videoinstallation, Musik und die "Worte eines noch sehr jungen Menschen, die versuchen, die Ohnmacht dingfest zu machen" oder auch Objekte z.B. aus Keramik, die zum "Begreifen" auffordern. Weiter heißt es: ein "philosophischer Text, gemischt mit der brutalen Realität. Fotografie, die abzubilden versucht, was nicht da ist. Ein Garten, der entsteht und wächst, mal wild und bunt und dann wieder ruhend, um neue Kraft zu schöpfen." Es geht darum "zu sehen, zu ahnen und zu fühlen" und dabei neue Perspektiven einzunehmen.

Die Ausstellung läuft bis zum 10. Juli 2025 und ist Dienstag bis Donnerstag und Sonttag von 13.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Friedhof Forum – Museum über Leben und Tod,  Aemtlerstrasse 149, 8003 Zürich