Montag, 15. Dezember 2014

Die Verwandlung - Sterben und Tauer 1914 -1918

Friedhof und Denkmal 5-2014. Die Zeitschrift
enthält einen ausführlichen Beitrag zur Ausstellung.
Auch im Kasseler Sepulkralmuseum wird in diesem Jahr mit einer Ausstellung an den Beginn des Ersten Weltkriegs erinnert. Zusammengetragen wurde sie aus den Beständen mehrerer selbstständiger Museen, die sich vor längerer Zeit zu einem Arbeitskreis (AsKI) zusammen geschlossen haben. Dadurch liegt der Schwerpunkt auf sehr persönlichen Erinnerungsstücken aus dem Krieg, die durch ihre Direktheit den Besucher stärker zu berühren vermögen als historisch noch so genaue Berichte.

Natürlich geht es dabei auch um die Erfahrung des massenhaften Todes und den Umgang mit der Bestattung der Soldaten im Feld, sowie Trauer und Leid in der Heimat.



Gleich am Anfang wird zwar in einer Ecke die Kriegsbegeisterung mit Kinderspielen und Postkarten von Kindern, die Krieg spielen, thematisiert, gegenüber aber sieht man schon Postkarten, die den Tod und das Begräbnis auf dem "Feld der Ehre" der Welt verherrlichen.

Kinderspielzeug für den Krieg
Postkarte "Ich hatt' einen Kameraden"
Mit den Worten des Bruderstreits zwischen Thomas und Heinrich Mann im Ohr sieht man Bilder von der Begeisterung der ersten Kriegstage an der Wand vorüberziehen, kann Max Regers Aufregung in seiner vaterländischen Overtüre hören, die er "dem deutschen Heere" widmete, und schreitet sozusagen mit diesem Heer, dessen Marsch auf durchsichtige Tücher projziert wird, zum aus rauen Brettern nachgebauten Schützengraben. Dort sind Skizzenbücher aus dem Krieg und historische Filme zu sehen, in denen zum Beispiel Soldaten in Reih und Glied auf Kommando Gasmasken über die Köpfe ziehen. Hier wird die immer wieder thematisierte Verwandlung - vom Bürger zum Soldaten, vom Krieg Mann gegen Mann zur Kriegsmaschinerie - noch einmal in zwei Exponaten besonders deutlich: am Anfang des Ganges steht die Pickelhaube, am Ende der Infanteriepanzer mit
dem neu entwickelten Stahlhelm.

Im letzten Raum gegen sowohl Projektionen wie originale Prothesen und Fotografien einen erschreckenden Ausblick auf die Verstümmelungen und Traumatisierungen, die mit diesem Krieg einhergingen. Und die Ausstellung endet sozusagen in zwei gerahmten Postkarten, die seitlich zu diesem Raum hinführen: Die eine war weit verbreitet und zeigt Kaiser Wilhelm mit entblößtem Haupt vor dem Grab eines jungen Soldaten mit der Bildunterschrift "Ich habe es nicht gewollt"; die andere zeigt die Wirkung dieses Bildes, es hängt gerahmt in einem Zimmer über einer kleinen Kommode, auf der die Bilder der Gefallenen angeordnet sind. vor ihnen sitzt in nachdenklicher Haltung eine Frau, die durch ihre schwarze Trauerkleidung als Witwe erkennbar ist.
Die Witwe trauert still vor den Bildern ihrer Gefallenen
- der Kaiser hat es nicht gewollt!

Zur Ausstellung ist nicht nur die Ausgabe der Zeitschrift Friedhof und Denkmal erschienen, sondern auch ein ausführlicher Katalogband, den ich in Kürze ebenfalls hier besprechen werde.