Freitag, 23. Januar 2015

Der Altstadtfriedhof - Ein Spaziergang durch die MühlheimerStadtgeschichte

Altstadtfriedhof Mühleheim Buchcover
Bärbel Essers konzentriert sich in ihrem Buch über den Mühlheimer Altstadtfriedhof auf die historischen Persönlichkeiten der Stadt, da dieser Bereich in älteren Darstellungen der Friedhofsgeschichte bisher noch fehlte. Daher gibt es auch nur eine sehr knappe Darstellung der Friedhofsgeschichte und der Besonderheiten der Anlage. Letzteres sind zum einen die Grüfte, die baulich zusammenhängend auf einem tiefer gelegenen Friedhofsteil errichtet worden sind und damit offenbar eine Art Terrasse im Friedhofsgelände bilden. Ihre Bedachung ist - nach den Fotos zu urteilen - zwar umgittert, laut Bildunterschrift aber zugänglich. Zum anderen handelt es sich um das Torhaus und die Trauerhalle, die aus der Mitte des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts stammen.

Danach wird als erstes die Grabstätte des Friedhofswärtes vorgestellt, auf die die Bürgermeister und hohen Beamten der Stadt folgen. Sodann sind die Persönlichkeiten, die mit Bergbau, Kohlenhandel und Schifffahrt zu tun hatten, ebenso zu einem größeren Block zusammengefasst wie jene, die in Handel, Gewerbe und Kultur in Mühlheim während der letzten beiden Jahrhunderte von Bedeutung waren. Immerhin wurde der Friedhof schon 1812 eingeweiht.



Unter den Bestatteten ist die Familie Stinnes sicher weit über Mühlheim hinaus bekannt. Galt doch ihr Name am Beginn des 20. Jahrhunderts als Inbegriff grenzenloser wirtschaftlicher Macht. Hugo Stinnes, der "Kaufmann aus Mülheim", hatte damals ein riesiges Reich aus Firmen und Beteiligungen errichtet, das unter seinen Nachkommen wieder zusammenbrach. Für den Altstadtfriedhof nennt die Autorin insgesamt sechs Grabstätten, die mit der Familie Stinnes verbunden sind, wobei man gut sehen kann, wie das Grab des Großreeders Matthias, der 1845 starb, noch mit einer schlichten klassizistischen Stele besetzt ist, während die Grabstätte des oben genannten "Kaufmanns aus Mühlheim" aus einer großen reich geschmückten Grabmalwand besteht. Leider konzentriert sich die Autorin in ihrem Buch sehr stark auf die die Generationen- und Heiratsabfolge innerhalb der einzelnen Familien, sowie auf ihre historische Bedeutung, die sie auch mit historischen Abbildungen unterstützt. Das Thema Grabmalkultur und -gestaltung wird dagegen nicht behandelt. Mehr darüber erfährt man nur durch die qualitativ hochwertigen Farbfotos der Grabstätten, die allerdings immer aus der Totalen aufgenommen sind, so dass man keine Details nachprüfen kann.

Eine Chronik Mühlheims schließt dieses Buch ab, das für die Einwohner sicher eine Bereicherung darstellt und sie auf die Bedeutung ihres Friedhofs als Erinnerungsort der Stadtgeschichte hinweist.

Bärbel Essers, Ein Spaziergang durch die Mühlheimer Stadtgeschichte. Erfurt, Sutton Verlag, 2014