Flyer zur Ausstellung |
Der Begleittext weist darauf hin, dass die Angst vor dem Scheintod um 1800 n. Chr. zu einem weit verbreiteten Phänomen wurde. Damals verstärkten die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und technischen Errungenschaften der Zeit der Aufklärung die Zweifel daran, ob die Grenze zwischen Leben und Tod immer richtig bestimmt wurde. Das Problem beunruhigte plötzlich europaweit die Gemüter. Es regte Wissenschaftler zu bizarren Experimenten an und veranlasste skeptische Erfinder zum Bau merkwürdiger Rettungsapparate. "Es entfachte auch eine Debatte darüber, welche Hinrichtungsmethode 'humaner' sei: Köpfen oder Hängen? Gleichzeitig löste die weit verbreitete Verunsicherung einen kreativen Impuls aus. Denn sie inspirierte die Dichter und Schriftsteller der Romantik zu großartigen, bisweilen düsteren und unheimlichen Gedichten, Novellen und Romanen. Zu den bekanntesten literarischen Werken zählen etwa ‚Schneewittchen‘ von den Brüdern Grimm oder auch Mary Shelleys ‚Frankenstein‘."
Auch die neue Ausgabe der Zeitschrift "Friedhof und Denkmal" der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal nimmt mit einem Doppelheft die Thematik der Ausstellung auf. Dabei geht es dann unter anderem um "Die große Angst", "Christoph Wilhelm Hufeland - ein Leben im Dienst der Lebensverlängerung", "Hufeland und der Mythos einer Maschine", "Scheintod, Galvanismus und Elektrizität", "Apparate" und "Särge mit Notausgang".
Das ganze Thema ist übrigens auch sehr eng mit der Entwicklung der historischen Friedhöfe verbunden, denn gerade Hufeland hat sich intensiv dafür eingesetzt, dass überall auf den Begräbnisplätzen neue Leichenhäuser gebaut wurden, in den die Toten bis zur endgültigen Gewissheit des Todes aufgebahrt werden konnten.
Die Ausstellung ist vom 8. Oktober 2016 bis zum 16. April 2017 zu sehen. Eröffnung am 7. Oktober 2016, um 19.30 Uhr, dann wird neben der Begrüßung eine Einführung in das Thema gegeben und die Autorin und Journalistin Petra Nagel wird sich "Literarische Gedanken zum 'Scheintod'" machen. Im Rahmen der Ausstellung findet ein umfangreiches Begleitprogramm statt.