Samstag, 20. Oktober 2018

Tutenfru! ÜBER ABERGLAUBE UND TOD - Ausstellung in Kassel

Flyer zur Autsstellung im Sepulkralmuseum in Kassel 
"tutenfru", also Totenfrau, so heißt die neue Ausstellung im Museum für Sepulkralkultur in Kassel, die am 26. Oktober eröffnet wird. Der ein wenig erklärungsbedürftige Titel weist auf den Ruf der Taube hin, der als „Tutenfru, Tutenfru!“ und damit als Warnung vor der bald kommenden Totenfrau verstanden wurde und für große Furcht sorgte. Weiter heißt es in der Pressemitteilung des Museums (aus der ich hier das Meiste zitiere), dass auch der Ruf des Waldkauzes mit seinem „Kuwitt, Kuwitt!“ als „Komm mit!“ übersetzt wurde und die Angst dem Tod geweiht zu sein erregte. Es gibt noch viele weitere Beispiele für die angstbesetzte Vorstellungen im Bereich des Todes, um die es in dieser Ausstellung geht.

Im Mittelpunkt sollen Exponate aus der Sammlung des Museums stehen, die im Hinblick auf ihre übernatürlich magischen Bedeutungen und „Wirksamkeiten“ eindrucksvoll inszeniert werden. Die Verwendung als Heil- und Schutzzauber oder in einer Umkehrung gar als Schadenszauber stellt dabei einen zentralen Aspekt dar, wie die Ausstellungsmacher schreiben. Alte und neue Medien, Animationen und interaktive Zugangsmöglichkeiten veranschaulichen die „abergläubischen“ Handlungen. Highlights sind unter anderem ein römischer Schmuckanhänger (1. Jh. v. Chr.), der gegen den bösen Blick zum Einsatz kam, eine „Stolperfliese“ gegen finstere Mächte (16./17. Jh.) sowie verschiedene Bauopfer, z.B. eine mumifizierte Katze (17. Jh.), die der Besänftigung von Hausgeistern galten. Auch eine Freikugel (19. Jh.) ist zu sehen, von der es heißt, dass sie ihr Ziel immer trifft, weil sie vom Teufel geweiht wurde.

Ein Blick in die Gegenwart lässt außerdem Menschen zu Wort kommen, die beruflich oder ehrenamtlich mit dem Tod konfrontiert sind. In filmischen Porträts geben sie Einblicke in ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Aberglauben. Zudem informiert eine Weltkarte des Aberglaubens über noch heute existierende übernatürliche und magische Anschauungen sowie daran geknüpfte Handlungsmuster in verschiedenen Ländern und Kulturen.

Zur Ausstellung erscheint Ende November als Publikation das "Handwörterbuch des aufgeklärten Aberglaubens", das weniger als Ausstellungskatalog dienen soll, sondern vielmehr über den Museumsraum hinaus die Besucher*innen in ihrem Alltag begleiten kann. Lexikalisch von A bis Z strukturiert, werden darin Begriffe der Sepulkralkultur im Kontext des Aberglaubens erläutert, um eine inhaltliche Aufklärung zu ermöglichen und ein Nachdenken über eigenes abergläubisches Verhalten zu provozieren.