Sonntag, 29. September 2019

Haus der Ewigkeit - Der jüdische Friedhof Stockelsdorf

Cover Haus der Ewigkeit (Foto Leisner)
Lübeck besitzt zwei jüdische Friedhöfe, von denen derjenige in Moisling als größter jüdischer Friedhof in Schleswig-Holstein gilt. Über den in relativ kleinen Begräbnisplatz in Stockelsdorf ist gerade ein - meiner Ansicht nach - sehr schön gestaltetes Buch herausgekommen, an dem ein siebenköpfiges Autoren-/Künstler-/Fotografenteam gearbeitet hat. Durch die ganz unterschiedlichen Blickrichtungen der Autoren sind die verschiedenen Aspekte des Friedhofs umfassend in den Blick genommen worden.

Das beginnt mit der Geschichte der Juden in Schleswig-Holstein und speziell Stockelsdorf, das früher Falckenburg hieß; gefolgt von einem Beitrag über Trauer und Grabinschriften in der jüdischen Tradition, bei dem auch die Grabinschriften und die Datierungen in den Blick genommen werden. Danach wird der Stockelsdorfer Friedhof mit seiner Geschichte und seinen heute noch erhaltenen - insgesamt 36 - Grabsteinen vorgestellt. Jeder einzelne Stein erscheint dabei mit mindestens einem Bild, dazu werden die Inschriften wiedergegeben und in einem Text erläutert, an wen der Stein erinnert.

Bildseite mit Grafik von René Blättermann (Foto Leisner)
Die Bestattungen fanden in zwei Phasen statt. Aus der Zeit von von 1812 bis 1845 sind 17 Steine erhalten, die übrigen stammen aus der Zeit ab 1864 bis 1919. Doch schon 1848 wurde die jüdische Schule der Gemeinde geschlossen und, als Lübeck "1852 endlich sein rückständiges Niederlassungsverbot für Juden aufhob", wie der Verleger und Autor Stefan Eick schreibt, löste sich die Stockelsdorfer Gemeinde langsam ganz auf. Auf dem Friedhof wurden allerdings auch später, als es keine Juden mehr in Stockelsdorf gab, noch Angehörige ehemaliger Stockelsdorfer Familien beerdigt.

Die Textseiten vor dem ausführlichen Grabsteinkatalog sind von künstlerisch bearbeiteten Foto-Grafiken des Bad Kreuznacher Grafikers René Blättermann unterbrochen. Auf seinen Bildern scheinen sich Grabsteine in Farben und Formen aufzulösen und erinnern so an die Vergänglichkeit alles Irdischen. Das Ende des gebundenen Buches bilden schließlich sechs Großaufnahmen einzelner Steine.

Rolf Verleger & Nathanja Hüttenmeister (Hg.), HAUS DER EWIGKEIT – בית־עולם
Der jüdische Friedhof Stockelsdorf. Solivagus Verlag 2019, ca. 162 Seiten, ca. 40 Fotografien, ca. 10 Grafiken, 24,00 €