Dienstag, 15. Februar 2022

Der Sankt Marxer Biedermeierfriedhof

Cover des Buches
Der Untertitel dieses Buches "Ein magischer Ort von Wien in Texten und Bildern" sagt eigentlich schon alles über seinen Inhalt aus. Der Autor hat sich nicht besonders in die Geschichte dieses Ortes vertieft und er hat auch nicht intensiv danach geforscht, welche interessanten Persönlichkeiten dort bestattet sind, oder welche Lebensgeschichten von ihnen erzählt werden könnten (wobei allerdings anzumerken ist, dass eine Liste mit den Namen, Lebensdaten und Berufen "Der bekannteren auf dem Sankt Marx bestattteten Personen" in der Mitte des Buches zu finden ist). Anstatt dessen ist er offenbar mit seiner Kamera über diesen verwunschenen Friedhof, der allerdings gleichzeitig neben einer Autobahn liegt, gewandert und hat versucht Stimmungen einzufangen. Seine Bilder hat er dann so bearbeitet, dass sie in dem Buch insgesamt oft weichgezeichnet und konturarm wirken. Diese Stimmungsbilder zusammen mit Detailaufnahmen von Grabmalen, bei denen der Focus auf der Beschriftung liegt, machen einen großen Teil dieses Buches aus. 

Dazwischen eingestreut sind verschiedene Kapitel. Im ersten versucht der Autor sich dem Umgang mit dem Sterben in der Biedermeierzeit anzunähern, wobei er allerdings nicht so sehr Wert auf die Bestattungsgeschichte als vielmehr auf die allgemeine technische und gesellschaftliche Entwicklung im ganzen 19. Jahrhundert legt, wenn er seitenlang die Errrungenschaften in Bezug auf Informationstechnik, Zeitungen, Verkehrswesen, Vereinheitlichung der Zeit und das Kulturleben aufzählt, auf konkretere historische Fakten zur Sepulkralkultur aber eher am Rande eingeht. Etwas peinlich wird es im folgenden Kapitel "Der Tod ein Wiener", wenn dort am Schluss das bekannte -  motivisch noch ältere, aber immerhin schon von den Brüdern Grimm und Ludwig Bechstein veröffentlichte - Märchen vom Gevatter Tod als Altwiener Sage nacherzählt wird. Darauf folgt ein Essay zum Thema "Den Sankt Marxer Friedhof entdecken" und eine kurze Geschichte des Friedhofs, sowie die oben erwähnte Aufzählung von Bestatteten. Danach geht es um den Friedhof und die Autobahn, sowie um die Auffassungen des Autors zur Gestaltung seiner Friedhofsfotografie. Ein Autorenporträt und ein Literaturverzeichnis schließen das Buch ab. 

Alexander Glück: Der Sankt Marxer Biedermeierfriedhof. Ein magischer Ort von Wien in Texten und Bildern. Gebunden, 124 Seiten, zahlr. schw.-w. Bilder, 19,90 Anthea-Verlag Berlin, 2021