Damit legt Weisser nach seinem ersten quellenbasierten Buch zur Geschichte einen Bildband mit übersichtlicher Chronologie, neuen Informationen und vor allem mit neuen Fragestellungen zu diesem Ort und seiner besonderen Bedeutung vor, wie er auf seiner Website schreibt. Dort sind auch eine Reihe von Bild- und Textseiten veröffentlicht, so dass man sich einen guten Eindruck über dieses neue Werk verschaffen kann.
Dabei beklagt der Autor, dass Jahr für Jahr mit der Abräumung von Grabmalen Zeugen dieses - besonders für den Bremer Stadtteil Schwachhausen - bedeutenden Ortes verschwinden. Zwar hat ein Gutachten des Landesamtes für Denkmalpflege schon im Jahr 2010 den gesamten Friedhof als erhaltenswertes Kulturdenkmal bewertet. Doch werden immer noch, wenn Nutzungsverträge abgelaufen sind, Grabsteine entsorgt. So ist seine Sorge nicht ganz unberechtigt, dass sich der Friedhof bei fortschreitender Praxis "als besondere Atmosphäre wie auch als Bewahrer von historischen Informationen auflösen, und das Kreuz als Zeichen der christlichen, humanen Werte" vollends verschwinden wird.
Weissers neue Publikation ist daher als Plädoyer für den Erhalt dieses Bremischen Kulturgutes zu verstehen. Parallel dazu hat der Autor einen umfangreichen Antrag an das Ortsamt Schwachhausen eingereicht, damit dieser sich dafür einsetzen möge, den Friedhof als historisches Zentrum des Ortsteils zu seinem 150 jährigen Bestehen im März des kommenden Jahres angemessen in die öffentliche Diskussion zu rücken. Beim Landesamt für Denkmalpflege hat er unter anderem nachgefragt, warum auf dem Friedhof seit 1978 nur 80 Gräber unter Denkmalschutz gestellt worden sind und nach welchen Kriterien diese ausgewählt wurden. Das Gelände des Focke-Museums, also des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte des Landes Bremen, gehörte einst zusammen mit dem Friedhofsareal der bremischen Familie von Post. Darauf hat Weisser das Museum aufmerksam gemacht und fragt, ob dieser gemeinsame Hintergrund nicht im Fall des bevorstehenden Jubiläums zu einer besonderen Berücksichtigung des Riensberger Friedhofs in dem Ausstellungsbetrieb führen müsste.
Auch an die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, den Umweltbetrieb und die Friedhofsverwaltung hat Weisser Fragen adressiert, in denen es unter anderem darum geht, warum "die Friedhofsverwaltung bei der Forschungsrecherche für die aktuelle Publikation die Beantwortung von Sachfragen verweigert" und die Senatorin nicht auf eine Anfrage zur Bewertung der besonderen Bedeutung dieses Friedhofs für Bremen reagiert hat.
Bei diesen vielen Anfragen drängt sich natürlich der Eindruck auf, dass das Land Bremen und die Friedhofsverwaltung nicht wirklich von dem Auftrag, sepulkrales Kulturgut zu erhalten, begeistert sind. Aber möglicherweise täuscht dieser Eindruck auch und das Jubiläum wird im nächsten Jahre mit einem festlichen Veranstaltungsprogramm und Versprechungen zur Erhaltung diese unwiederbringlichen Kulturgutes gefeiert....
Michael Weisser, 150 Jahre Riensberger Friedhof: Die Liebe höret nimmer auf! Über das Entstehen, Wachsen, Blühen, Welken und Vergehen. Ein Beitrag zur Sepulkralkultur. Isensee-Verlag Oldenburg 2024, 176 Seiten, 200 Abbildungen, 29€, ISBN 978-3-7308-2111-4