Cover der Publikation des Ohlsdorfer Friedhofes |
Seit 2014 unterstützt das Bundesbauministerium herausragende Projekte der Baukultur und des Städtebaus in Deutschland. Eines der sogenannten Premiumprojekte dieses Programms war der Ohlsdorfer Parkfriedhof, für den schon im Jahr 2014 zwei Millionen Euro bereitgestellt worden sind. Dazu kam noch eine weitere Million vonseiten der Hansestadt Hamburg. Mit diesen Mitteln wurde eine „umfassende städtebauliche Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsstrategie“ für den Friedhof, der - wie andere Friedhöfe auch - dem Wandel der Bestattungskultur ausgesetzt ist, erarbeitet. Jetzt hat die Friedhofverwaltung einen umfassenden Abschlussbericht über das Projekt und die daran Beteiligten vorgelegt. Nach einem Vorwort vonseiten des Bundes werden die Friedhofsgeschichte und das Projekt „Ohlsdorf 2050“ dargestellt, bevor in den folgenden Kapiteln näher auf die „Projektbausteine und Teilprojekte“, „Konzepte“, „Teilprojekte und Handlungsperspektiven“ eingegangen und ein „Ausblick“ auf die in Aussicht genommenen und zum Teil schon umgesetzten Maßnahmen gegeben wird.
Nicht nur im Vorwort, sondern auch bei der Vorstellung der Geschichte wird die besondere Bedeutung des Friedhofes für die Stadt Hamburg herausgestellt und mehrfach darauf hingewiesen, dass der Ohlsdorfer Friedhof nicht nur ein Beisetzungsort ist, sondern auch als Denkmal von internationaler Bedeutung und Vorbild für die Friedhofsgestaltung allgemein angesehen werden muss, sowie daneben auch ein Naturraum für eine unverwechselbare Flora und Fauna und auch ein Park ist, in dem Menschen Erholung suchen. Dabei wird darauf hingewiesen, dass dieses Neben- und Miteinander die Möglichkeit von Nutzungskonflikten enthält.
Mit den Projektmitteln wurde ein sogenannte Nachhaltigkeitsstrategie
ausgearbeitet, deren Ziel es ist, eine „angepasste, nachhaltige Pflege,
die Denkmalschutz und Naturentwicklung gleichermaßen im Auge behält, zu
entwickeln, die dauerhafte Finanzierbarkeit des laufenden
Friedhofbetriebs darzustellen und Investitionen in den
Entwicklungsprozess zu lenken, der zu einer Stärkung der Sepulkralkultur
Hamburgs beiträgt und die vorhandenen Potenziale des Ohlsdorfer
Friedhofes langfristig sichert.“ Die „Projetkbausteine“ bestehen aus
einer Bestandsanalyse, Konzeptentwicklung für die Gesamtanlage mit
Perspektivtypen für die räumliche Entwicklung, sowie neuen
Nutzungsideen, verschiedenen Beteiligungsverfahren und einem
umfangreichen Kommunikationskonzept.
Aus der Bestandanalyse
wurde eine räumliche Gliederung in vier Flächentypologien entwickelt,
die über den ganzen Friedhof verstreut liegen und als jeweils „extensiv“
bzw. „intensiv“ gepflegte Bereiche des Ohlsdorfer Friedhofs bzw. des
zukünftigen Ohlsdorfer Friedhofsparks definiert sind. Letzteres sind
festgelegte Bereiche, in denen die Bestattung nur noch eingeschränkt
möglich ist, so dass sich die Belegung mit Gräbern im Laufe der Zeit
immer mehr ausdünnen wird. Ausführlich werden die verschiedenen
Beteiligungsverfahren und ihre Ergebnisse dargestellt, zu denen z.B. die
Neugestaltung des Nebeneinganges oder die Umgestaltung des Südteiches
zählen. Dabei werden auch jeweils die an der Entwicklung beteiligten
Planungsbüros kurz vorgestellt.
Betont wird unter anderem, dass
die vorhandenen Qualitäten des historisch gewachsenen Parkfriedhofs
wieder erlebbarer gemacht werden sollen. Zu ihnen werden die
repräsentativen Grünanlagen, Gewässer, historische Sichtachsen oder auch
Vegetationsstrukturen gezählt. Als Grundlage für die weitere „Erhaltung
und Entwicklung der intensiven Park- und Friedhofsbereiche, die
Herstellung von konkreten Pflegeplänen verbunden mit der Bereithaltung
hinreichend qualifizierten gärtnerischen Fachpersonals“ wurde daher ein
neues Gestaltungshandbuch als Arbeitsgrundlage für die gärtnerische
Pflege ausgearbeitet.
Insgesamt vermittelt diese Dokumentation
einen guten Überblick über die verschiedenen Planungsebenen, auf denen
die Umgestaltung ebenso wie die Erhaltung des Ohlsdorfer Friedhofes
vorangetrieben wird. Erstaunlich ist allerdings, dass in dieser
Publikation kaum etwas über die Erhaltung der Grabmalkultur des
Friedhofes zu finden ist. Auch wenn es in den 1980er Jahren dazu ein
Forschungsprojekt gegeben hat, so wäre doch eine Fortschreibung der
Erhaltungsmaßnahmen sinnvoll, besonders da prägende Grabfeldstrukturen
mit ihrer Grabgestaltung - sowohl aus der Cordes- wie aus der Linne-Zeit
und aus späteren Jahrzehnten - ein wichtiges Merkmal der Geschichte
dieses Friedhofes ausmachen.
Zum Schluss sei hier noch darauf hingewiesen, dass in diesem Blog mehrfach von dem Projekt berichtet wurde (und zwar am 22. November 2014 unter dem Titel "Projekt Ohlsdorf 2050", am 22. Oktober 2015 "Nachhaltigkeitsstrategie „Ohlsdorf 2050“: Szenarien und Leitbilder – ein Workshop", am 22. Juni 2016 "Denkmalschutz auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg - Ohlsdorf 2050", am 14. April 2017 "Ohlsdorf 2050 – nachhaltige Friedhofsentwicklung" und am 12. Mai 2017 "Tagungsbericht: Ohlsdorf 2050 - Nachhaltige Friedhofsentwicklung".
Zukunft gestalten. Dokumentation des Projekts Ohlsdorf 2050. Hrsg. Hamburger Friedhöfe - AöR, Hamburg 2022, 123 Seiten, zahlreiche farb. Abb.