Samstag, 6. Januar 2024

Ausstellung "Sterblich sein" in Wien

Im Wiener Dommuseum ist noch bis zum 25. August 2024 die Ausstellung "Sterblich sein" zu sehen. Wie auf der Website zu lesen ist, befasst sich die Ausstellung mit dem Lebensende und zwar im Rahmen der Kunst. Es werden Kunstwerke, die einen kulturhistorischen Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart spannen, einander gegenübergestellt. Damit soll "der tiefen Bedeutung von Tod nicht nur im individuellen, sondern auch im kollektiven und gesellschaftspolitischen Kontext" nachgespürt und "intime, persönliche Ansätze ... genauso ... wie die öffentliche, politische Rolle des Sterbens und die Auseinandersetzung damit" beleuchtet werden.

Dazu gibt es im Netz ein ausführliches Begleitheft, in dem die ausgestellten Kunstwerke vorgestellt werden. Nur wenig bezieht sich darunter so direkt auf einen Bestattungsplatz wie die Blätter aus der Serie "Zu Besuch beim Todt – Herr Stifter läd’ ein", die Maria Bussmann (geboren 1966) 2023 geschaffen hat.
Illustration der Gartenlaube 1872 (Quelle wikimedia)

Adalbert Stifters Text "Ein Gang durch die Katakomben" beschreibt das Netz aus Gängen und Gewölben unter dem Stephansplatz, wo bis ins 18. Jahrhundert der Friedhof der Kirche lag. Zu Stifters Zeiten lagen die Toten dort in offenen Särgen und es war schmutzig und dunkel. 

Für ihre Bildserie hat die Künstlerin auch die Totenbücher aus dem Domarchiv genutzt, in denen die Namen der in den herzoglichen Grüften Begrabenen aufglistet sind. Im Begleitheft heißt es dazu: "Durch Vignetten, die an jene der Totenbücher erinnern, eröffnet Bussmann eine Sicht auf Szenen, die einer verkehrten Welt entsprungen scheinen. Hier sind etwa die Skelette höchst lebendig dabei, ihr Tagwerk zu verrichten, während die Tourist*innen wie geisterhafte Gestalten wirken. Maria Bussmann macht diesen Zwiespalt des Totengedenkens offenkundig. Zwischen Heiligkeit und Grausen liegt eine tiefe Verunsicherung, die sich als menschliche Grundkonstante erweist: Mitten im Leben ist der Tod nah." (Zu den Katakomben siehe auch die Gartenlaube von 1872)