Sonntag, 25. August 2024

Sternengräber – Abschied von den Kleinsten

Sternenkindergrab auf dem Ohlsdorfer Friedhof (Foto Leisner)
Das Kuratorium, das zur Unterstützung des immatierellen Kulturerbes der Friedhöfe gegründet wurde, veranstaltet seit 2021 in loser Folge kostenfreie "Digitale Salons". Dazu werden Fachleute eingeladen, die in einer Onlinesitzung ihre speziellen Friedhofsthemen vorstellen und mit den Teilnehmern diskutieren.

Der nächste Salon findet am 2. September, um 18.00 Uhr zum Thema der "Sternengräber" statt. Eingeladen sind die Vorsitzende des Bundesverbands Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V., Nicole Gehret, die Trauerbegleiterin Elke Heinen und das Kuratoriumsmitglied Dr. Michael Hase, Psychiater und Psychotherapeut. Sie werden über die Trauerverarbeitung und Erinnerungskultur für die Kleinsten sprechen, deren Grabstätten inzwischen auf fast allen Friedhöfen zu finden sind und mit ihrer liebevollen und oft bunten Gestaltung zu den berührendsten Orten auf Friedhöfen zählen.

Anmelden kann man sich unter diesem Link.


Donnerstag, 22. August 2024

Gestorben wird immer! - Online-Ausstellung von Studierenden

Friedhof mit Mauer und Beinbrecher, 15. Jh. (Bildnachweis s.u.)
 Studierende der Universität Würzburg haben sich im Rahmen eines Projektseminars am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft mit Friedhöfen als „lebendige Ausdrucksformen, die von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden“ (UNESCO) beschäftigt und dabei diese Orte, wie sie selbst etwas umständlich schreiben "als soziale Kulturräume begriffen, welche weit über ihre Funktionen als Orte der Erinnerung oder Begegnungsräume hinausweisen. Handwerkliche Techniken und Praktiken werden auch als spezifisches Wissen berücksichtigt, welche diese 'Kulturform' erhalten und (neu)gestalten. Auch müssen sie als Abbilder pluralistischer Gesellschaft gelesen werden."
 
Während des Seminars haben die Studierenden Friedhöfe besucht und sind dabei unterschiedlichen Perspektiven nachgegangen. Die Ergebnisse haben sie unter dem vielleicht etwas zu hoch gegriffenen Titel einer Onlineausstellung im Internet veröffentlicht. Ihre Seminararbeiten verweisen dabei auf verschiedene Arbeitsbereiche des Faches, das einst als Volkskunde firmierte: Historisch geht es um so interessante Themen wie "Beinbrecher, Hexengitter, Laurentiusrost -Reste populären Glaubens historischer Alltagswelt?" und "Soldatenfriedhöfe - Besonderer Orte des Gedenkens am Beispiel des Uettinger Friedhofs". Eine kleine Anmerkung: Der Schreibfehler im Text wurde von der Internetseite übernommen und ist nicht der einzige auf den Seiten der Ausstellung. Auch die Grammatik ist leider nicht immer lupenrein. 
Bei dem Thema "Grabgestaltung im Wandel?" geht es nicht, wie zu vermuten wäre, um Grabmäler, sondern um die Verwendung von Schmuckelemten und Grababdeckungen auf Gräbern, während der Beitrag "Die Menschen, der Friedhof und die (un)gewollten Pflanzen. Der Hauptfriedhof Würzburg als Multi-Spezies-Raum" die Pflanzen in Augenschein nimmt. Eine andere Perspektive nimmt das Interview ein, das mit einer Bestattungsfachkraft geführt wurde. Der Beitrag heißt "Frauen im Bestattungswesen - Besonderer Orte des Gedenkens am Beispiel des Uettinger Friedhofs", wobei der Untertitel verwirrend ist, weil in Text und Bildern nur das augenblickliche Bestattungswesen und die Rolle der Frauen darin thematisiert wird.
Insgesamt aber geben die Arbeiten einen interessanten Einblick in die Vielfalt dieses Studienfaches und zeigen, wie die Studierenden sich mit ihren Theman auseinandersetzen. 


Bildnachweis: Abbildung eines Friedhofs mit Mauer und Beinbrecher in: Miracles de Nostre Dame von Jean Mielot. Bodleian Library MS. Douce 374, fol 15v,

Donnerstag, 8. August 2024

Förderprojekt "Mehr Grün auf dem Friedhof"

Cover der Broschüre zum Förderprojekt des Bezirks Unterfranken
Der Bezirksverband Unterfranken für Gartenbau und Landespflege e.V. ist nicht nur Mitveranstalter der Tagung "Friedhöfe neu denken" im Oktober dieses Jahres, sondern hat zum Thema "Mehr Grün auf dem Friedhof..." auch eine interessante Broschüre herausgegeben, mit der auf sein Förderprojekt zur Grünbepflanzung hingewiesen wird. Zugleich würdigt diese Publikation die Friedhöfe und die Friedhofskultur und spricht sich für ihre Erhaltung durch Wandel aus. 

Aufgelockert von einer Vielzahl von Farbabbildungen gehen die einzelnen Texte auf das Kulturgut Friedhof, den gesellschaftlichen Wandel und speziell die Transformationsprozesse für die Friedhöfe und damit auch die Chance für neue Bestattungsformen und Grünkonzepte ein. Am Ende wird das Förderprojekt und seine Zielsetzung vorgestellt. Gefördert werden mit einer Summe von maximal 500 Euro die gestalterische und ökologische Aufwertung von Freiflächen auf Friedhöfen speziell durch die Pflanzungen von Bäumen und Gehölzen. Die Friedhöfe werden bei der Planung und Umsetzung der Vorhaben durch fachliche Beratung sowie praktische Hilfestellung vor Ort unterstützt. Ausgewählt werden sollen vorrangig klimarobuste Gehölze, die den veränderten klimatischen Bedingungen besser gerecht werden. Zum Antrag auf diese Fördermittel gehört eine Kurzbeschreibung der Maßnahme sowie ein Angebot für das Pflanzenmaterial. 

Die Broschüre, sowie Förderrichtlinien und Antragsvordruck, sind sowohl im Druck wie im Netz veröffentlicht.

Sonntag, 4. August 2024

Tagung "Friedhöfe neu denken"

Blick auf den historischen Friedhof um die Schlosskirche in Bentheim (Foto Leisner)
Im Tagungs- und Kulturzentrum "Schüttbau" in Hofheim findet am 04.10.2024 und 05.10.2024 die Tagung "Friedhöfe neue denken statt, die sich an Personen aus der bayerischen Heimat- und Archivpflege und an Aktive im Ehrenamt, an die Kommunen, an Architekten und Architektinnen, Planer und Planerinnen sowie alle interessierten Bürgerinnen und Bürger richtet. Veranstalter sind der  Bezirk Unterfranken, Referat Kulturarbeit und Heimatpflege, und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e. V., unterstützt werden sie vom Archäologischen Spessartprojekt e. V. und dem Bezirksverband Unterfranken für Gartenbau und Landespflege e. V.

Als Hintergrund wird daran erinnert, dass Friedhöfe, "ob in der Stadt oder auf dem Land, ... in den letzten Jahren einem krassen Wandel unterworfen" sind: "Brachliegende Grabstellen prägen häufig ihr Aussehen. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Urnenbestattung – sei es im Friedhof oder im Friedwald. Das fordert ein Umdenken bei der Gestaltung der Friedhöfe. Im Fokus steht dabei ebenso der ökologische Wert dieser grünen Oasen: Wie kann man Friedhöfe klimafest machen? Welche Möglichkeiten gibt es, ihre Bedeutung als Orte der Begegnung mit sich und anderen zu stärken? Nicht zuletzt sind Friedhöfe Archive in freier Natur mit historischen und neu errichteten Denkmälern."

Den Auftakt bildet nach der obligaten Begrüßung der Vortag von dem Geschäftsführer des Kuratoriums Immaterielles Erbe Friedhofskultur, Tobias Pehle, der den Kulturraum Friedhof und das Immaterielle
Erbe Friedhofskultur vorstellt. Außerdem wird das Thema aus den Perspektiven Theologie, Denkmalpflege, Ökologie und Bestattungswesen erörtert und es soll die Zukunft der Friedhöfe diskutiert werden.

Hier das genaue Programm:

Samstag, 3. August 2024

Ein Buch zum kommenden Jubiläum für den Riensberger Friedhof

Vor zwei Jahren habe ich hier schon auf die Arbeit des Künstlers und Autors Michael Weisser über den Riensberger Friedhof in Bremen hingewiesen. Inzwischen ist seine Arbeit weitergegangen und er hat gerade eine zweite Publikation zum bevorstehenden 150-jährigen Jubiläum des Friedhofs im Jahr 2025 unter dem Titel "150 Jahre Riensberger Friedhof: Die Liebe höret nimmer auf! Über das Entstehen, Wachsen, Blühen, Welken und Vergehen. Ein Beitrag zur Sepulkralkultur." herausgebracht. Darin geht es unter anderem um die "Gestalter des Friedhofs, der Friedhof als Biotop zwischen Natur und Kultur, das alte Dorf Schwachhausen, Chronologie des Friedhofs, bedeutende Gräber und ihre Geschichten, Gräber von Freimaurern, über den Erhalt von historischen Grabsteinen, Statements zum Friedhof als Kulturwert, Literatur/Quellen, Index."

Damit legt Weisser nach seinem ersten quellenbasierten Buch zur Geschichte einen Bildband mit übersichtlicher Chronologie, neuen Informationen und vor allem mit neuen Fragestellungen zu diesem Ort und seiner besonderen Bedeutung vor, wie er auf seiner Website schreibt. Dort sind auch eine Reihe von Bild- und Textseiten veröffentlicht, so dass man sich einen guten Eindruck über dieses neue Werk verschaffen kann.