Mittwoch, 28. August 2013

Tier-Tod: Bestattungen, Friedhöfe und Grabmale für Tiere - Call for Papers

Die 13. Tagung der Reihe "Sterben, Tod und Jenseitsglaube"  in der Schwabenakademie Irsee soll sich der Bestattung von Tieren widmen, die weit in die Menschheitsgeschichte zurückreicht. Nicht nur im Alten Ägypten wurden Tiere bestattet, auch im frühen Mittelalter wurden wohlhabende und adelige Verstorbene unter anderem mit ihren Hunden beigesetzt. So heißt es im Aufruf zur aktiven Teilnahme an dieser Tagung, die im Jahr 2014 stattfinden wird. Den vollständigen Text des Aufrufs, aus dem hier zitiert wird, findet man auf der Website der Schwabenakademie.

Die 13. Konferenz der Reihe "Sterben, Tod und Jenseitsglaube" der Schwabenakademie Irsee setzt sich zum Ziel, Tierbestattungen und Tiernekropolen seit der Vor- und Frühgeschichte zu behandeln. Sie will das Thema nicht als isoliertes Phänomen erörtern, sondern in seinen vielfältigen Bezügen einerseits zur Beisetzung von Menschen, andererseits zum Wandel der Bestattungskultur im 21. Jahrhundert. 

Und da passt denn vielleicht auch eines der vielen Videos von Youtube, mit denen man vorführen kann, wie schön ein solcher Tierfriedhof heute aussieht (gepflegter als mancher historische Friedhof! ;-)) 

Für die Irseer Tagung sind noch nicht publizierte Beiträge von maximal 30 Minuten mit anschließender Diskussion von 15 Minuten vorgesehen. Thematisch wird der Fokus weit gestellt: sowohl empirische Analysen der aktuellen Trends als auch kulturhistorische Studien können berücksichtigt werden. Arbeitstitel, maximal einseitige Projektskizze und Kurzbiografie sind einzureichen bei der Schwabenakademie Irsee bis 1. September 2013. 

Das Tagungsprogramm wird Mitte September 2013 aus den vorgeschlagenen Beitragsthemen erstellt und publiziert. Die Konferenz findet statt von Freitag bis Sonntag, 23. bis 25. Mai 2014. Eine Publikation der Tagungsergebnisse in der Reihe "Irseer Dialoge: Kultur und Wissenschaft interdisziplinär" (W. Kohlhammer Verlag) ist vorgesehen. 

Kontakt: Markwart Herzog Schwabenakademie Irsee Klosterring 4, 87660 Irsee 0049 (0)8341 906 660 0049 (0)8341 906 669 buero@schwabenakademie.de Akademiewebsite 

Montag, 26. August 2013

"Wo sie ruhen" - neue "Friedhofs-App" ist in Arbeit

Header der zukünftigen Friedhofs-App vorgestellt auf der
Pressekonferenz in Ohlsdorf am 23.8.2013 (Foto Leisner)
Bis zum Herbst 2014 soll im Netz eine neue App abrufbar sein, die - besonders jungen Leuten? - den Besuch von historischen Friedhöfen schmackhafter machen soll. Auf insgesamt 37 ausgewählten historischen Friedhöfen in 16 deutschen Bundesländern kann man sich dann vom dem Routenplaner seines Smartphone zu den wichtigsten Grabmalen leiten lassen und dort vor Ort Informationen zu der verstorbenen Persönlichkeit und seinem oder ihrem Grabmal abhören. Insgesamt 1000 Grabstätten sollen in Bild, Text und Ton sowie mit ihren GPS-Koordinaten verfügbar gemacht werden. Dabei handelt es sich vorwiegend um Ehrengrabstätten, Gräber berühmter Persönlichkeiten, Grabmale mit herausragender architektonischer wie kunsthistorischer Bedeutung sowie solche mit außerordentlichen
Restaurierungsleistungen.

Grabstätte Borchert auf dem Ohlsdorfer Friedhof auf
der zukünftigen Website "Wo sie ruhen" (Foto Leisner)
Der Plan zu diesem „Leitsystem für historische Friedhöfe – Audio-virtueller Rundgang als App“ – so die offizielle Bezeichnung  – wurde maßgeblich von dem Hamburger Bundestagsabgeordneten Rüdiger Kruse entwickelt. Er ist Berichterstatter für Kultur und Medien im Haushaltsausschuss und konnte so die Finanzierung des Projekts sicherstellen, das insgesamt mit einer Summe von über 500 000 Euro vom Bund gefördert wird. Der Schauspieler und Rezitator Hans-Jürgen Schatz, der zu den Ideengebern gehört, wird die Kurzporträts zu den Grabstätten lesen, die derzeit von fachlich versierten Autoren geschrieben werden - dazu gehöre auch ich und deswegen kann ich hier schon über die App berichten. Christa Ringkamp vom Büro HORTEC zeichnet für die Projektsteuerung verantwortlich. Projektträger ist die Stiftung Historische Friedhöfe in Berlin. Eine erste Probeseite der App wurde letzte Woche auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg vorgestellt, wo Hans-Jürgen Schatz u.a. meinen Text zur Grabstätte Hanssen, Laeisz, Canel und Meerwein vor Ort vorlas. 

Krsue, MdB, und Schatz bei der Textlesung mit dem Grabmal
Laeisz im Hintergrund (Foto Leisner)
Man kann die Texte aber nicht nur vor Ort hören, sondern auch die zu der App gehörende Website im Internet aufsuchen, den entsprechenden Friedhof anklicken und auf der interaktiven Karte, die Grabstätten aufsuchen und die Texte sowohl lesen wie abhören. Zurzeit ist die Website allerdings noch nicht freigeschaltet. Zusätzlich wird im Rahmen des Projektes zu jedem ausgewählten Friedhof ein Faltblatt mit Nennung und Lokalisierung der Grabstätten erstellt werden.

Donnerstag, 22. August 2013

Gruftbestattungen

Gerade ist die neue Ausgabe "Ohlsdorf - Zeitschrift für Trauerkultur" erschienen. Wie das interessante Titelbild zeigt, bilden diesmal historische Gruften mit ihren Bestattungen das Schwerpunktthema. Ich selbst habe dazu einen Beitrag mit dem Titel "Die 'Gruftfrage' und der Ohlsdorfer Friedhof" geschrieben.

Zu lesen ist unsere Zeitschrift kostenlos im Internet. Man kann sie allerdings auch beim Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. als Broschüre bestellen oder sogar abonnieren, dann erhält man sie vierteljährlich zugesandt.

Dienstag, 20. August 2013

Moderne Grabmalkultur auf der igs 2013 in Hamburg

Normalerweise schreibe ich hier über historische Friedhöfe und Grabmale. Aber manchmal mache ich auch einen Ausflug in den Gegenwart. Vor Kurzem habe ich in der Zeitschrift Friedhof und Denkmal (Inhaltsverzeichnis und Leseprobe von Heft 2/3-2013 (Doppelausgabe) ) einen längeren Artikel über die neuen Grabmale auf der igs 2013 in Hamburg veröffentlicht, den ich mit Erlaubnis der Redaktion hierher übernehme.













Hier der Text meines Artikels, da er im Bild nicht lesbar ist:

"Grabgestaltung und Denkmal auf der Internationalen Gartenschau 2013

Die Verbraucher-gesellschaft Aeternitas e. V. hat eine neue Umfrage in Bezug auf Grabgestaltung und Grabmal in Auftrag gegeben. Herausgekommen sind verwirrende Ergebnisse: Einerseits sagt „weit mehr als die Hälfte der Deutschen (59 Prozent)“, dass sie „für Trauer und Gedenken keinen bestimmten Ort“ braucht. Gleichzeitig betonen jedoch noch etwas mehr Bundesbürger (63 Prozent), dass ihnen Grabmale wichtig sind. 70 Prozent besuchen sogar mindestens einmal im Jahr ein Grab auf einem Friedhof. Grabmale und Friedhöfe werden also insgesamt positiv gesehen, sie werden besucht und als Rückzugsorte genutzt. Doch die eigene Trauer wird nicht mehr selbstverständlich mit diesen besonderen Plätzen verbunden.

Demgegenüber betonen Grabmalschaffende die Bedeutung der Grabstätte als Ort der Trauer. Im individuell gestalteten Grabmal soll man dort seinen Gefühlen und Gedanken dauerhaften Ausdruck verleihen. Die Produkte ihres Könnens werden jedes Jahr von neuem auf den großen Gartenschauen dem Publikum vorgeführt. So ist auch auf der diesjährigen Internationalen Gartenschau inHamburg (igs 2013; noch bis 13. Oktober) wieder ein Bereich von Steinmetzen und Floristen ausgestaltet worden. Dort sind über hundert – extra für diese Schau ausgewählte und zum größten Teil auch prämierte – Grabmale aufgestellt. Auch nach der Ausstellung kann man ihre Abbildungen in der Broschüre wiederfinden, die der Bundesverband Deutscher Steinmetze dazu herausgegeben hat.

Vor Ort sind die Ausstellungsflächen in vier Abteilungen um die alte Kapelle von Wilhelmsburg herum angelegt. Direkt am Eingang West der Gartenschau betritt man die erste Abteilung mit dem Titel „Moderne Zeiten“. An dem weitläufig um die Kapelleherumgeführten Weg folgen dann die Grabmalgruppen „Traditionen leben“, „Zusammen leben“ und „Symbolik – Sinnbilder für Leben und Tod“. Der aufgelassene Friedhof um die Kapelle ist so integriert, dass die neuen Steine in Wechselbeziehung zu den relativ schlichten historischen Grabmalen zu sehen sind. Niedrige Texttafeln erläutern die jeweilige Gruppierung.

Ohne sie würde sich der Zusammenhang der Grabmale den Besuchern auch kaum erschließen, sieht man einmal von einigen ungewöhnlicheren Steinen in der Gruppe „Moderne Zeiten“ ab. Zu ihnen gehört zum Beispiel das steinerne Ensemble aus zwei Koffern und einer niedrigen Kommode mit Blumentopf und Notizblock – letzterer mit der Inschrift „Bin kurz weg“. Gleich darauf folgt eine hohe Stele mit Dreiecksgiebel und Akroteren und der Inschrift „Kassandra 1968 2016“. Anstelle der bei dieser Form zu erwartenden antiken Gestalt ist aus der Rahmenfläche das ein wenig steife Relief einer jungen Frau in Jeans mit bauchfreiem Top herausgearbeitet. Während in dem ersten Ensemble Schlaf und Tod eine enge und gleichzeitig merkwürdig prosaische Verbindung einzugehen scheinen, sind bei „Kassandra“ zwei Stilrichtungen vermischt, die unterschiedlicher kaum sein können. Einige weitere individuell gestaltete Grabmale in dieser Gruppe sollen hier noch genannt werden: die schlichte Stele mit bronzener Golftasche und Schlägern; das Grabmal in Form eines senkrechten USBSticks; der ovale Pfeiler, der von einer kleinen plastischen Palmeninsel bekrönt und von einer Glasplatte von intensivem Blau umrahmt wird, die ein Segelschiff auf weitem Meer zeigt; das Kindergrabmal in Form eines Karussells mit bunten Glasanhängern. 

Dabei wird auch gleich deutlich, dass immer mehr Grabmalgestalter – und das nicht nur in dieser Abteilung – ihre Werke mit verschiedenen Materialen wie leuchtend farbigem Glas verbinden, die bisher auf Friedhöfen noch eher selten zu sehen sind. Offenbar gibt es auch auf dem Friedhof den Trend, das Bild des Todes immer bunter und damit „fröhlicher“ und „lebendiger“ zu gestalten.

Allerdings verharrt der größere Teil der Grabmale durchaus in den üblichen Formen. Stelen und hohe Pfeiler herrschen vor und das nicht nur im Bereich „Traditionen leben“. Gar nicht traditionell sind in dieser Gruppe übrigens einige Grabmale zu finden, die einen der neuesten Trends in der Grabmalkultur zeigen; so ist auf der hohen Stele aus dunklem Stein mit der Aufschrift „Mano Krause“ das christliche Kreuz eng mit dem Namen der verstorbenen Person verbunden und das Ganze sozusagen bekrönt von dem Quadrat eines QR-Codes (Quick-Response). Mit letzterem könnten auf einem mobilen und nternetfähigen Endgerät Bilder und Texte zum Leben der Verstorbenen aufgerufen werden – hier allerdings erscheint nur die Internetadresse der Schöpferin.

In den Bereich „Zusammen leben“ ist ein sogenannter „Memoriam-Garten“ eingebettet, eine relativ neue Form von Grabanlagen, die fertig hergerichtet und mit Grabmalen besetzt sind, wobei die Anlage auf Dauer von Gärtnern instand gehalten wird. Aufgestellt sind an dieser Stelle eine Vielzahl von gemeinschaftlichen Grabmalen: Schlichte aus gleichförmigen Steinen aufgeschichtete Türme gehören dazu ebenso, wie runde Pfosten, auf denen Steinquader balancieren, oder eine niedrige, bepflanzte Stufenpyramide, deren Seiten kleinen Inschriften Platz bieten könnten. 

Bei den einzelnen Grabstätten, die sich daran anschließen, ist es dagegen nicht so einfach, das Zusammenleben in den Grabmalen zu identifizieren. Vielleicht ist es noch am ehesten in den beiden eng zusammenstehenden Pfeilern zu erkennen, die nach oben wie ein Ypsilon auseinander streben, wobei sich aus ihrem Zwischenraum farbige Glaskugeln wie Luftblasen zu lösen scheinen. Das Motiv wird übrigens mit der gärtnerischen Gestaltung kongenial am Boden mit einem weißblühenden Y mit bunten Keramikkugeln wiederholt. Wie insgesamt die sorgfältig abgestimmte Grabbepflanzung die steinernen Denkmale – unter ihnen sind auch einige wenige Grabmale aus Holz und Eisen – erst ins richtige Licht rückt. 

Das Motiv des Ypsilons wird auch im letzten Bereich „Symbolik – Sinnbilder für Leben und Tod“ noch einmal wiederholt, dieses Mal in Holz mit rostenden Metallbeschlägen. In diesem Bereich haben neben den üblichen Stelen und Pfeilern unterschiedliche Formen ihren Platz gefunden, darunter auch die beiden einzigen Grabmalplastiken: eine stämmige hölzerne Frauengestalt auf hohem Sockel und ein stilisierter steinerner Engel – der einzige, der den Weg in diese Ausstellung gefunden hat, in dem man allerdings auch einen Menschen mit zum Himmel ausgestreckten Armen sehen könnte … Bei dem Boom, den gerade Engelfiguren auf Friedhöfen seit einigen Jahren wieder verzeichnen, ist es schon ein wenig erstaunlich, wie intensiv die Steinmetze in dieser Leistungsschau immer noch an der Tradition der Abstraktion festhalten. 

Insgesamt bietet die Grabmalausstellung mit der Fülle ihrer Werke, die von einer Steinmetzwerkstatt unter freiem Himmel und zwei Ausstellungspavillons begleitet wird, einen informativen Überblick über das Können der Aussteller und ihre Intentionen. Leider können an dieser Stelle nur einige wenige Grabdenkmale gewürdigt werden. Das heißt aber nicht, dass keine anderen ebenso innovativen und handwerklich-künstlerisch hervorragenden Grabmale auf dieser Schau zu sehen sind."

Sonntag, 11. August 2013

Grabinschriften vom Jüdischen Friedhof Berlin-Weissensee

Herausgegeben von der
Jüdischen Gemeinde Berlin
"Hier ruht in G'tt..." nennt sich die Auswahl von Grabinschriften, die in einem schmalen gebundenen Büchlein zusammengefasst ist. Eigentlich bietet das Buch aber noch viel mehr. Es ist ein kleines Kompendium der Grabmalformen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, denn jedes Grabmale wird auf einer Doppelseite im Bild und mit dem vollständigen Text, der darauf zu lesen ist, vorgestellt. Die Grabmale sind chronologisch geordnet und so verspricht das Vorwort nicht zu viel, wenn es das Buch gleichzeitig einen Einblick in die "wechselvolle Geschichte der Berliner jüdischen Gemeinde" verspricht.
Überwucherter Grabmalsockel
mit der Inschrift "Ruhe sanft"
(Foto Regina Borgmann)

Oft sind neben den Namen auch Berufsbezeichnungen zu lesen oder Texte wie der folgende: "Dem Andenken seines Gründer und Führers Max Hirsch" (1832-1905) gewidmet vom Verband der deutschen Gewerkevereine (Hirsch-Duncker)" und unter dem Namen der ebenfalls an dieser Stelle beigesetzten Ehefrau noch den Spruch: "Sein Leben galt der Arbeit für das Volk und sein deutsches Vaterland".

Leider sind die Texte in schwarzer und weißer Schrift auf blauen Grund gedruckt, so dass man ein wenig Mühe hat sie zu lesen. Dafür entschädigen dann die klassischen Schwarz-Weiß-Fotos, die zu verschiedenen Jahreszeiten entstanden sind.

Insgesamt ein schon fast bibliophiles Büchlein, dass mit seinen Texten viel Stoff zum Nachdenken über die Endlichkeit des Lebens gibt.

Dienstag, 6. August 2013

Der Alte Friedhof von Buttstädt - Neuauflage

Buchtitel 
 In Deutschland gibt es nur wenige Friedhöfe aus der Zeit der Reformation, die in der Form des Campo Santo erhalten geblieben sind. So handelt es sich bei allen diesen Begräbnisorten - neben dem Friedhof in Buttstädt gehört der Stadtgottesacker in Halle und der Kronenfriedhof in Eisleben heute noch zu diesem Typus - um echte Kleinode der Friedhofsgeschichte.

Einen Überblick und einen kleinen Führer zum Buttstädter "Gottesacker" gibt Nils-Christian Engel in dem ersten Bändchen seiner Reihe "destinatio planquadrat", das gerade in zweiter, deutlich erweiterter Auflage erschienen ist.

Am Anfang wird Buttstädt kurz vorgestellt, dessen einstiger Reichtum aus der Lage als Knotenpunkt von Fernverbindungen und damit zugleich dem Standort eines großen Ochsen- und späteren Pferdemarktes resultierte. Erst nach dem Bau einer Eisenbahnlinie im 19. Jahrhunderts verlor die Stadt ihre hervorgehobene Stellung. Den ehemaligen Reichtum der Bewohner aber erkennt man noch heute an den vielen barocken Grabmalen des Friedhofes.


Mit vierzehn Stationen stellt der kleine Führer einzelne Grabmale und Grabmalgruppen in ausgezeichneten Bildern - man muss warten können und den Friedhof kennen, damit man weiß, wann das Licht die Reliefs und Schriften so hervorhebt, dass man sie gut sehen kann - und mit knappen Texten vor dem Besucher vor. Dabei sind die Inschriften genau wiedergegeben, soweit sie lesbar sind, und bei den lateinischen Texten hilft eine deutsche Übertragung den Inhalt zu verstehen. Anmerkungen zur Gestaltung der Grabmale verdeutlichen dazu das jeweilige Bildprogramm. Überblicksfotos zeigen den Reichtum der Gesamtanlage, um deren Erhalt und Restaurierung sich  ein rühriger Förderkreis seit Jahrzehnten bemüht.

So verhiflt dieses Bändchen nicht nur den Besuchern sondern auch Lesern, die den Friedhof noch nicht kennen, zu einem informativen ersten Überblick über die Anlage und ihre Kulturschätze. Hat man es durchgelesen, so wünscht man sich eigentlich nur, dass ein umfangreicherer Band gleicher Machart den ganzen historischen Reichtum wiedergeben würde.

Nils-Christian Engel, Der Alte Friedhof von Buttstädt, destinatio planquadrat Nr. 1, 40 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, 14 x 15,4 cm, ISBN 3-938819-00-6, 4,50 €   

Donnerstag, 1. August 2013

Gedenken an die „Operation Gomorrha“

Schon beim diesjährigen Friedensfest, über das ich im vorigen Post berichtet habe, geht es um die Erinnerung an den Hamburger Feuersturm; jener Bombennächte vor jetzt genau 70 Jahren, in denen Hamburg so lichterloh brannte, dass das Feuer noch im 70 Kilometer entfernten Neumünster zu sehen war. Natürlich berichten die Medien, besonders der NDR, ausführlich über diesen Jahrestag. Aber es gibt auch andere Gedenkaktionen.
Bombenopferkreuz auf dem Ohlsdorfer Friedhof (Foto Rehkopf)
Die Arbeit des Bildhauers Axel Richter beschäftigt sich dabei direkt mit dem Bombenopfergrab auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Er nutzt "Stadtteilbalken" von den Massengräbern auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Marmorstücke aus dem Altar der zerstörten St. Nikolaikircheam Hopfenmarkt und Douglasienholz aus dem Skulpturenpark des Haus am Schüberg und verarbeitet sie zu einem temporären Mahnmal mit dem Titel "Erinnerungen aufbrechen" zum Gedenken an die „Operation Gomorrha“.

Eichenbalken auf dem
Bombenopferkreuz (Foto Rehkopf)
Vom 2. August bis Anfang November wird das Kunstwerk zwischen der Dietrich-Bonhoeffer-Statue und dem Kunstdruck „Guernica“ von Pablo Picasso der Hauptkirche St. Petri zu sehen sein.
Nach den verheerenden Bombenangriffen auf Hamburg im Sommer 1943 wurden etwa 35.000 Opfer in Massengräbern auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Die Bestattungsarbeiten erfolgten durch KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter unter unvorstellbar harten Arbeitsbedingungen. Bereits 1944 wurden diese Massengräber mit Eichenbalken besetzt, die die Namen der 1943 stark zerstörten Stadtteile trugen. Nach Aussage des ehemaligen Friedhofsmitarbeiter Helmut Schoenfeld waren diese schon in den 1980er erneuert worden. Jetzt waren es wieder soweit, dass sie durch neue Balken ersetzt werden mussten.
Inschrift auf einem der Eichenbalken
(Foto Rehkopf)

Der Bildhauer Axel Richter ist Initiator des an verschiedenen Orten Hamburgs entwickelten Skulpturenprojektes "Netzwerk Sehnsucht" im Kirchenkreis Hamburg-Ost. Im Umfeld der Ausstellung wird es in der Hauptkirche St. Petri verschiedene Veranstaltungen geben, u.a. eine Lesung mit dem Schauspieler Rolf Becker am 20. August um 20 Uhr. Sie steht unter dem biblischen Motiv: „Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen.“

Titelbild, Schriftenreihe des
Förderkreis Ohlsdorfer
Friedhof Bd. 5
Vielleicht passt in diesem Zusammenhang noch der Hinweis auf den kleinen Band 5 der Schriftenreihe des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhof, in dem schon 1993 Zeitzeugentexte versammelt wurden, die damals in einer Veranstaltung vor dem Bombenopfermahnmal, vorgelesen bzw. von einem der Autoren, der inzwischen leider verstorben ist, selbst erzählt wurden.