Sonntag, 21. März 2021

Sternenkinder - Grab- und Gedenkstätten frühverstorbener Kinder in Schleswig-Holstein

Cover Broschüre "Sternenkinder"
Als der Verein Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Schleswig-Holstein e.V. (VESH) 2019 sein 15-jähriges Jubiläum feierte, war zwar bekannt, dass auf vielen Friedhöfen kleinere oder größere Anlagen für frühverstorbene Kinder, die sogenannten Sternenkinder, vorhanden sind, aber niemand hatte einen Überblick, auf welchen Friedhöfen im Land solche neuen Grab- und Gedenkstätten in den lezten drei Jahrzehnten entstanden waren. Den meisten Teilnehmern der Feier waren immer nur die Einrichtungen im eigenen lokalen oder regionalen Umfeld bewusst. Auch der Verein selbst hatte vier Jahre zuvor mit den „Himmelsbäumen“ im nordfriesischen Wyk auf Föhr eine eigene Anlage eingerichtet, auf der jährlich Gedenkfeiern stattfinden.


 

So entwickelte sich die Idee, bei allen Friedhofsverwaltungen in Schleswig-Holstein genauere Informationen einzuholen. Seitdem sind über 70 Plätze in Text und Bild auf einer eigenen Homepage mit einer interaktiven Karte und weiteren Angaben dokumentiert. Die Übersicht wird laufend aktualisiert.

Außerdem wurde eine Broschüre zu diesem Thema aufgelegt. Zur Einführung hat Norbert Fischer, der durch seine Forschungen zur Sepulkralkultur allgemein bekannt ist, den Beitrag "Vom Engelgottesacker zu Sternenkindern – zur Kulturgeschichte des frühen Kindstodes" verfasst. Darin zeichnet er nach, wie ein der Tod ungetaufter Kinder als unrein galt, erklärt die Bedeutung des „ehrlichen“ und des „unehrlichen“ Begräbnisses und erzählt, wie Kinderbegräbnisse früher begangen wurden. Tatsächlich waren sie – außer in den Oberschichten – bis weit in die Neuzeit hinein von wenig Aufwand geprägt. Für getaufte Kinder kannte die römische Kirche seit dem späten Mittelalter eine eigene Begräbnisliturgie. Ärmere Familien konnten sich meist keinen eigenen kleinen Sarg leisten und legten kleinen Verstorbenen in Kästchen oder Körbe. Ihre Gräber wurden häufig auf eigenen Flächen in Reihen angelegt. Auch auf die Grabmale für Kinder und besonders jene für Frauen, die bei der Geburt starben und mit ihrem Kind in den Armen bestattet wurden, geht Fischer ein, bevor er mit der noch junge Geschichte der heutigen Grab- und Gedenkanlagen für Stillgeburten und frühverstorbene Kinder seinen Beitrag abschließt.

Einen zweiten Beitrag hat Elke Heinen, Referentin für Trauerarbeit im VESH, zum Thema "Sternenkinder und ihre Verwaisten Eltern – zum Umgang mit verstorbenen Babys und der Bedeutung von Grab- und Gedenkstätten in der Gegenwart" verfasst. Sie berichtet über die Veränderung im Umgang mit Totgeburten seit den 1990er Jahren bis heute und zeichnet den Wandel nach, der gerade in Bezug auf dieses besondere Gebiet in der Trauerkultur stattgefunden hat.

Eine Auswahl der Anlagen, die sich in größeren und kleineren Orten zwischen Lübeck und Westerland, Flensburg und Itzehoe über das gesamte Bundesland verteilt beinden, verdeutlicht mit ihren Bildern und Beschreibungen der Grabfelder, wie breitgestreut und einfallsreich das gestalterische Spektrum für die Sternenkinder ist und wie vielfältig die Bezeichnungen sind. Sie dokumentiert auch, wie sehr sich Trauer und Gedenken inzwischen im öffentlichen Raum entfalten können.

Die Broschüre ist zum Preis von 5,- Euro erhältlich über: Verwaiste Eltern Schleswig- Holstein e.V., Friedrichstraße 7, 24837 Schleswig, Tel. 04621/9526070, mail: info@vesh.de,