Wie der hier am 14. Dezember letzten Jahres besprochene erste Band der "Kunst im Stillen" widmet sich auch die gerade erschienene Fortsetzung dieser Reihe nur den Grabstätten des Leipziger Südfriedhofs. Aufmachung und innere Ausgestaltung setzen das schon gelobte Layout des ersten Bandes fort. Doch sind die Texte des Autors Alfred Paul noch etwas ausführlicher geworden und zeichnen eine ganze Reihe von Lebensbildern von Leipziger Bürgern des 19. und 20. Jahrhunderts nach und widmen sich auch den Kunstwerken, die auf ihren Gräbern aufgestellt wurden. Diese Ausführlichkeit ist etwas auf Kosten der Menge gegangen, doch sind immer noch insgesamt 21 Grabstätten aufgenommen worden.
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Buchcover (Foto Leisner, mit fr. Genehmigung von Alfred E. Otto Paul |
Darunter befinden sich so opulente Werke wie die auch auf dem Titelbild erscheinende Nachbildung des Tempietto von Bramante in Rom, die hier abgebildet ist. Unter diesem Grabtempel ließ der Auftraggeber Ernst Traugott Fritzsche eine riesige Grabgruft erbauen, die nach seinem Willen mit einer sechsspännigen Kutsche befahr bar sein sollte!
Eindrucksvoll ist auch das Grabmal für den Schiffsarzt des seinerzeit berühmten Kreuzers "Emden", das aus einem Findlingsensemble besteht, dessen Hauptstein mit einer bronzenen Palme und dem Porträtrelief des Verstorbenen besetzt war. Ein echter Schiffsanker vor dem Hauptstein erinnert an den "letzten Ankerplatz", kann aber auch, wie der Autor es sieht, als christliches Symbol der Hoffnung interpretiert werden.
Und manchmal findet man unter den Grabmalen auch alte Bekannte wieder, wie die Plastik eines Jünglings mit umgedrehter Fackel und Kranz auf der Grabstätte des Arztes Dr. Goepel, die laut Autor 1925 von dem Münchener Bildhauer Prof. Karl Barth geschaffen wurde. Die gleiche Bronzefigur findet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof auf der Grabstätte Frahm (Planquadrat R26, 90-103) wieder und ist laut dem Buch "Friedhofskunst", das 1915 von der Rheinischen Bauberatungsstelle in Düsseldorf herausgegeben wurde, auch in Düsseldorf aufgestellt worden.
Leider ist nicht recht ersichtlich, aufgrund welcher Kriterien die Grabmale aufeinander folgen: Eine Chronologie ist nicht zu erkennen. Zeitlich reichen sie bis in die allerjüngste Vergangenheit, wobei der Autor mit der Beschreibung der Grabmalpyramide für das Ehepaar Rössing , das er selbst entworfen hat, sich sozusagen selbst ein Denkmal setzt
Auch in diesem Band stehen die Artikel über zwei Künstler, die beiden Bildhauer Prof. Werner Stein und Josef Magr, und eine Glocke, die frei aufgestellte Schilling-Glocke, etwas unvermittelt am Schluß.
Die verdienstvolle Reihe soll demnächst mit einem dritten Band fortgesetzt werden.
Alfred E. Otto Paul, Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen. No. 02. Leipzig 2010, 99 Seiten, zahlr. farbige Abbildungen. Die Broschüre hat leider keine ISBN-Nummer und kann nicht über den Buchhandel bezogen werden, sondern nur über die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig unter info@paul-benndorf-gesellschaft.de oder telefonisch unter 034297 –12305 zum Preis von ca. 9 Euro + Versandkosten.