Schon am Inhaltsverzeichnis erkennt man, dass es sich dabei um eine Gemeinschaftsarbeit handelt. Insgesamt legen neun Autoren hier die Ergebnisse ihrer Einzeluntersuchungen zum Keitumer Friedhof und dem Tod auf Sylt vor, die während eines fast dreijährigen Forschungsprojektes am Instituts für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg unter Leitung von Prof. Dr. Norbert Fischer erareitet worden sind.
Dabei ist dem Inhaltsverzeichnis allerdings auch anzumerken, dass einige Autorinnen deutlich intensiver geforscht haben als andere. So stammen von Claudia Schmdt alle Beiträge zu dem erste Hauptkapitel zur "Erinnerungskultur auf dem Keitumer Friedhof" und sie hat auch weitere Beiträge zu den anderen Hauptkapiteln geleistet, während andere Autoren nur mit einem oder zwei Beiträgen vertreten sind.
Die weiteren Hauptkapitel sind übertitelt mit: "Porträts - Menschen auf dem Keitumer Friedhof", "Der maritime Tod", "Der Keitumer Friedhof im Kontext des Nationalsozialismus", sowie "Keitumg und die Inselt Sylt", Im Rahmen des ersten Kapitels wird der Friedhof mit seiner Entwicklungsgeschichte vorgestellt, seine Grabmalkultur werden erläutert ebenso wie das Leben und Sterben am Meer. Zudem wird aufgezeigt, wie der Friedhof im Laufe der Zeit immer stärker museal inszeniert wurde. Heute zieht er sowohl Touristen an wie Menschen, die an diesem besonderen Ort beerdigt werden wollen. Die weiteren Abschnitte dieses Kapitels widmen sich der Kunst auf dem Friedhof, sowie einzelnen Grabmalen, ihrem historischen Kontext und ihrer gerade fertiggestellten letzten Restaurierung.
Blick in das Buch "Friedhof am Meer - Der St. Severin-Friedhof in Keitum ud der Tod auf Sylt." S. 12 |
Intensiv beschäftigt sich das Buch danach mit den Zeugnissen des maritimen Todes, in deren Symbolen und dinglichen Hinterlassenschaften, aber auch in den schriftlichen Verzeichnis des Totenregisters sich das Inselleben vergangener Zeiten mit seiner steten Gefahr von Sturmfluten und Schiffsuntergängen widerspiegelt.
Dem Nationalsozialismus und seinen Spuren im Inselleben wird in Einzelstudien nachgegangen und in dem letzten Kapitel wird Keitum noch einmal auf der Insel Sylt veortet. Dabei werden einzelne Aspekte hervorgehoben wie die "Stereotype der Sylter Frauen im 18. und 19. Jahrhundert". Geschichten von Kriegsflüchtlingen und Investoren werden erzählt und das Anwachsen des Tourismus sesit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wird am Beispiel des Seebades Westerland und der Entstehungsgeschichte des Hindenburgdammes und der Inselbahn aufgezeigt.
Insgesamt gibt dieses Buch nicht nur einen Einblick in die Friedhofsgeschichte von Keitum, sondern zeigt, welcher umfassende und vielfältige Einblick in Geschichte, jüngste Vergangenheit und Gegenwart im Rahmen der Untersuchung eines historischen Friedhof und seiner Grabmale gewonnen werden kann. Dabei sind die verschiedenen Beiträge nicht in trockener wissenschaftlicher Sprache abgefasst, sondern lesen sich leicht. Zudem sind sie reich bebildert, so dass dieser Friedhofsband nicht nur ein Gewinn für Friedhofsfreunde ist, sondern auch Touristen auf Sylt einen tieferen Einblick in die Kulturgeschichte der Insel ermöglicht.
Norbert Fischer, Julia Helbig, Stefanie Pfaff, Sina Sauer, Claudia Schmidt (Hg.), Friedhof am Meer. Der St.-Severin-Kirchhof in Keitum und der Tod auf Sylt. Husum Verlag, 192 Seiten, 19,95 Euro